Joseph von Gerlach
Joseph von Gerlach (* 3. April 1820 in Mainz; † 17. Dezember 1896 in München) war ein deutscher Anatom und Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Von 1865 bis 1866 war er Rektor der Universität.[1]
Leben und Wirken
Gerlach verbrachte seine Kindheit und Jugend in Aschaffenburg[2] und studierte ab 1837 an den Universitäten Würzburg, München und Berlin Medizin, wo er 1841 promoviert wurde. Nach einem Aufenthalt in Wien kehrte er 1842 nach Berlin zurück, bevor er 1844 an der Universität Gießen seinen Abschluss machte. Es folgten Aufenthalte in Paris, London und Dublin. 1846 ließ er sich in Mainz als Arzt nieder. In Nachfolge von Gottfried Fleischmann trat er 1850 die Professur für Anatomie an der Universität Erlangen an. Er leitete das Institut bis 1891. Bis zur Berufung von Isidor Rosenthal 1872 hielt er auch Vorlesungen in Physiologie. 1896 wurde er pensioniert.[3]
Gerlach war einer der Begründer der histologischen Färbetechnik und der anatomischen Mikrofotografie. Er zeigte als erster,[4] dass auch beim Menschen Hautatmung stattfindet.[5] Eine von ihm beschriebene Schleimhautfalte zwischen Blinddarm (Caecum) und Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) wird als Gerlach-Klappe bezeichnet.[6]
1850 wurde Gerlach in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.[7]
Er war ab 1847 mit Therese Moritz verheiratet. Sein Sohn Leo war ebenfalls Anatom und Nachfolger seines Vaters in Erlangen.[2], seine Tochter Agnes war die Ehefrau des Emil Fischer.
Schriften (Auswahl)
- Handbuch der allgemeinen und speciellen Gewebelehre des Menschlichen Körpers für Aerzte und Studierende. Eduard Janitzsch, Mainz 1848. (Digitalisat des Nachdrucks von 1850 im Internet Archive , Digitalisat der zweiten Auflage (1854) im Internet Archive , Digitalisat der dritten Auflage (1860) im Internet Archive )
- Mikroskopische Studien aus dem Gebiet der menschlichen Morphologie. 1858.
- Die Photographie als Hülfsmittel mikroskopischer Forschung. 1863.
- Über die Structur der grauen Substanz des menschlichen Grosshirns. Vorläufige Mittheilung. In: Zbl. med. Wiss. Band 10, 1872, S. 273–275.
- Beiträge zur normalen Anatomie des menschlichen Auges. F. C. W. Vogel, Leipzig 1880. (Digitalisat im Internet Archive )
- Handbuch der speciellen Anatomie des Menschen in topographischer Behandlung. Oldenbourg, Leipzig 1891.
Literatur
- D. Gerlach: Die Anfänge der Histologischen Färbung und der Mikrophotografie. Josef von Gerlach als Wegbereiter. In: Oswalds Klassiker der exakten Wissenschaften. Band 283, Verlag Harri Deutsch, 1998, ISBN 3-8171-3283-2.
- Ludwig Geiger: Gerlach, Joseph von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 303–307.
- F. Stahnisch: Photography as a resource of microscopic research? Joseph von Gerlach (1820–1896) and the early anatomical microphotographers. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. Band 28, Nummer 2, Juni 2005, S. 135–150, ISSN 0170-6233. PMID 16060071.
- H. Adhami: Anatomist Joseph von Gerlach, Erlangen, and his significance in neurohistology. In: Anatomischer Anzeiger. Band 135, Nummer 3, 1974, S. 277–287, ISSN 0003-2786. PMID 4137372.
Einzelnachweise
- ↑ Uni Erlange: (Pro-)Rektoren / Präsidenten der Universität.
- ↑ a b D. Gerlach: Die Anfänge der Histologischen Färbung und der Mikrophotographie. Josef von Gerlach als Wegbereiter. In: Oswalds Klassiker der exakten Wissenschaften. Band 283, Verlag Harri Deutsch, 1998, ISBN 3-8171-3283-2.
- ↑ Ludwig Geiger: Gerlach, Joseph von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 303–307.
- ↑ M. Stücker, A. Struk, P. Altmeyer, M. Herde, H. Baumgärtl, D. W. Lübbers: The cutaneous uptake of atmospheric oxygen contributes significantly to the oxygen supply of human dermis and epidermis. In: The Journal of Physiology. Band 538, 2002, S. 985–994, ISSN 0022-3751. PMID 11826181. PMC 2290093 (freier Volltext).
- ↑ Joseph von Gerlach: Ueber das Hautathmen. In: Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin. 1851 S. 431–455.
- ↑ Barbara I. Tshisuaka: Gerlach, Joseph von. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Walter de Gruyter, 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 481f.
- ↑ Mitgliedseintrag von Joseph von Gerlach bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 8. März 2013.
Personendaten | |
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NAME | Gerlach, Joseph von |
KURZBESCHREIBUNG | Anatom |
GEBURTSDATUM | 3. April 1820 |
GEBURTSORT | Mainz |
STERBEDATUM | 17. Dezember 1896 |
STERBEORT | München |