Johann Joseph von Scherer

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Joseph von Scherer kurz vor seinem unerwarteten Ableben

Johann Joseph von Scherer (* 14. März 1814 in Aschaffenburg; † 17. Februar 1869 in Würzburg) war ein deutscher Chemiker. Er heiratete Franziska Klinger, die Tochter des Würzburger Gerichtsarztes, mit der er zwei Söhne und eine Tochter hatte.

Leben und Wirken

Liebigs Labor 1841
Nachruf

Joseph Scherer studierte an der Universität Würzburg Medizin und Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, Geologie und Mineralogie. Nachdem er am 28. Juni 1836 zum Doktor der Medizin und Chirurgie promoviert wurde, praktizierte er zunächst zwei Jahre im Badeort Wipfeld, wo er Ernst von Bibra kennenlernte. Dieser bewog ihn, sich den Naturwissenschaften zu widmen, und so studierte er 1839 in München anorganische Chemie bei Vogel sen., Johann Nepomuk von Fuchs und Franz von Kobell. Um organische Chemie zu lernen, ging er Ostern 1840 bis 1841 nach Gießen zu Justus Liebig. Hier beschäftigte er sich mit Tierchemie[1] und Untersuchungen von Blut- und Proteinkörpern. Seine Doktorarbeit waren Versuche über die Wirkung einiger Gifte auf verschiedene Thierclassen.

Anschließend wurde er zunächst Lehrer der Naturwissenschaften an der königlichen Gewerbeschule in Würzburg. Später erhielt er 1842 an der medizinischen Fakultät eine außerordentliche, ab 1847 eine ordentliche Professur für Organische Chemie im Juliusspital. Mit dem Ableben der anderen Professoren für allgemeine, anorganische und pharmazeutische Chemie übernahm er auch deren Fächer und das neue Lehrfach Hygiene. Joseph von Scherer wurde zuletzt Direktor des 1867 neu errichteten und von ihm begründeten Medizinischem Institut für Chemie und Hygiene in der Maxstraße 4.[2] Als Nachfolger wurde Adolph Strecker nach Würzburg berufen, den von Scherer aus gemeinsamen Studienzeiten bei Liebig kannte.

1843 veröffentlichte er sein Buch Chemische und Mikroskopische Untersuchungen zur Pathologie angestellt an den Kliniken des Julius-Hospitales zu Würzburg. 1843 und 1851 demonstrierte er das Auftreten von Milchsäure im menschlichen Blut unter pathologischen Bedingungen, wie bei hämorrhagischen oder septischen Schock.[3] 1859 gab er den ersten Band seines unvollendet gebliebenen Lehrbuchs der Chemie mit besonderer Berücksichtigung der ärztlichen und pharmazeutischen Bedürfnisse heraus. Mit Gottfried Eisenmann und Rudolf Virchow gab er ab 1853 die Jahresberichte über die Leistungen und Fortschritte in der gesamten Medizin heraus.[4] Er entdeckte Hypoxanthin (ein Inosit- (Muskelzucker) oder Purin-derivat).

Ehrungen

1858 wurde er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1866 verlieh ihm der bayerische König den Adelstitel und das Ritterkreuz.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zeno.org: Tierchemie.
  2. Heinz P. R. Seeliger: 100 Jahre Lehrstuhl für Hygiene in Würzburg. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 6, 1988, S. 129–139; hier: S. 130 f.
  3. E. J. O. Kompanje, T. C. Jansen, B. van der Hoven, and J. Bakker: The first demonstration of lactic acid in human blood in shock by Johann Joseph Scherer (1814–1869) in January 1843; In: Intensive Care Med. 2007 November; 33(11): 1967–1971. PMC 2040486 (freier Volltext) doi:10.1007/s00134-007-0788-7.
  4. Universität Würzburg: Pathologisches Institut: Johann Scherer.