Joystick

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Analoger Joystick für Flugsimulatoren (2004)

Ein Joystick [ˈdʒɔɪˌstɪk] (Veraltet auch Spielhebel, von engl. joy ‚Freude‘ und stick ‚Stock‘) ist ein Eingabegerät für Computer und für Spielkonsolen.

Der Joystick ist dem Steuerknüppel eines Flugzeugs oder dem Gangschaltungshebel eines Autos nachempfunden und dient zur Bewegung von Spiel- und Steuerelementen in der EDV. Das kann die Steuerung eines Fahrzeugs oder Flugzeugs sein, die Bewegung einer Person oder die Positionierung eines Cursors auf dem Bildschirm. Die meisten Joysticks haben eine oder mehrere Drucktasten („Feuerknopf“) am Gehäuse oder Steuerhebel.

Oft ist neben den Feuertastern auch ein Schubregler vorhanden, bei einigen Joysticks zusätzlich ein kleinerer „Ministick“ oder „Cooliehat“ etwa an der Spitze des Joysticks, mit dem während des Spiels die Blickrichtung geändert oder geregelt wird. Viele Joysticks sind außerdem mit Force-Feedback ausgestattet, einer Funktion, die das Spielgeschehen (beispielsweise holpriges Gelände oder bei Flugsimulationen die Ruderkräfte) durch Bewegungen, oder bei billigen Joysticks durch Vibrationen, für den Spieler fühlbar macht.

Geschichte

Der Quickshot II Turbo von Spectravideo, ein in den 1980er Jahren weit verbreiteter Digitaljoystick für Heimcomputer

Der Ursprung des Joysticks dürfte in den rein elektrischen, pneumatischen oder mechanischen Steuerelementen und Schaltreglern liegen, etwa bei Lokomotiven, Bergbaugerät oder Getrieben (Auto). Die ersten bekannten Joysticks im Sinne elektrischer Fernsteuerung finden sich im militärischen Bereich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die deutsche Luft-Luft-Rakete X4 und die gelenkte Bombe Fritz X wurden mit Joysticks, damals noch als "Kommandogeber mit einem beweglich gelagerten Lenkstab" bezeichnet, vom einsetzenden Flugzeug aus gesteuert. Die Geräte waren noch komplex, die elektromechanische Signalabtastung allerdings funktionsfähig.

Im Nachkriegsdeutschland findet man den weiterentwickelten Joystick bald in der Steuerung der Panzerabwehrwaffe MBB COBRA wieder, auch Industrieanlagen, Kräne, Walzanlagen und schließlich auch Modellflugzeuge werden ferngesteuert. Die Fernsteuerungen im Modellbau enthalten, entgegen dem einzelnen Joystick der EDV, in der Regel zwei analoge Joysticks zur beidhändigen Bedienung. Alternativ findet sich auch schon früh der dreiachsige Joystick mit Abtastung der Drehbewegung (Drehscheibe an der Spitze des Joysticks) und zusätzlichem Schubregler.

Technik

Unterschiedliche Joystick-Anschlüsse (IEEE 1284, Gameport, DB-9, Apple Desktop Bus, USB)
Elemente eines Joysticks: 1) Griff 2) Sockel 3) Feuerknopf 4) Zusatzknöpfe 5) Autofeuer-Schalter 6) Schubregler 7) Cooliehat 8) Saugnapf

Es gibt zwei grundlegende Varianten von Joysticks, zum einen in digitaler und zum anderen in analoger Ausführung. Es besteht jedoch eine Ungenauigkeit in der Unterscheidung/ Definition zwischen digitalen und analogen Joysticks, da auch analoge Joysticks letztendlich ihre Information digital (nach Wandlung von analog per Potentiometer nach digital) an den Computer übertragen.

Digitaler Joystick

Die Ausrichtung des Steuerknüppels wird über vier elektrische oder optische Signalgeber – zunächst waren Metallzungen üblich, später wurden diese weitgehend durch Mikroschalter abgelöst – weitergeleitet. Eine Messung oder Übertragung von Auslenkungswinkel oder Druckstärke findet nicht statt. Es werden nur die Zustände aus oder an erkannt. Somit sind nur zwei Bit an Informationsverarbeitung für die Richtungsbestimmung notwendig. Die Diagonalen werden per logischer Verarbeitung durch Kontakt zweier Signalgeber in Software oder Hardware erfasst. Die Auslenkung in die vier beziehungsweise acht Himmelsrichtungen lassen sich durch logische Verknüpfungen der 2 Bit Information verarbeiten.

Digitale Joysticks sind im Vergleich zur analogen Variante einfacher und meist auch mechanisch robuster aufgebaut, da keinerlei Potentiometer oder Stromversorgung benötigt wird. Sie sind bei älteren Videospielkonsolen und frühen Heimcomputern sehr verbreitet.

Analoger Joystick

Bei analogen Joysticks wird zusätzlich zur Richtung auch der Auslenkungswinkel der Achsen gemessen. Dies geschieht durch Potentiometer oder verschleißfrei über optische Messinstrumente bzw. über Messung der magnetischen Feldstärke. Dazu werden üblicherweise Drehpotentiometer, Optokoppler oder Magnetsensoren eingesetzt, die pro Achse typischerweise ein Auflösungsvermögen von 8 Bit, also 256 mögliche Zustände haben. Im Fall von Magnetsensoren kann die Auflösung der Bewegung sogar bis 16 Bit mit 65536 möglichen Zuständen reichen. In der Regel existieren zwei Achsen, um nach links/rechts sowie oben/unten zu steuern. Manche neuere Joysticks haben außerdem noch eine dritte Achse, z-Achse genannt, die durch Drehen des Joysticks gemessen wird.

Force Feedback

Force Feedback ist eine zusätzliche Technologie, die grundsätzlich bei beiden vorgenannten Varianten vorkommen kann. Bei Force-Feedback-Joysticks werden etwa holprige Bodenbeläge, ggf. Beschuss und Steuerkräfte simuliert und als mechanische Rückkopplung in Form von Ruckeln oder leicht/schwer gängigem Lenkrad/ Flightstick an den Spieler zurückgegeben (Feedback). Dabei kommen Elektromotoren oder Hydraulik- oder Pneumatikzylinder zum Einsatz, die bei professionellen Simulatoren über 150 N erzeugen können, um das Fluggefühl so realistisch wie möglich zu gestalten.

Nutzung

Eingesetzt werden Joysticks heute nicht nur zur Steuerung von Computer- und Videospielen, sondern auch als Sidestick in modernen Flugzeugen mit Fly-by-wire-Steuerung, als Schalt- oder Steuerhebel zur Fernsteuerung von Waffen, Robotern und Baukränen, Landmaschinen und vielen anderen Anwendungen. Auch Autos könnten anstatt des Lenkrads mittels Joysticks gelenkt werden. Es gab bereits Prototypen dieser Autos, durchgesetzt haben sie sich nicht.

Analoge Joysticks wurden und werden klassischerweise, aus dem CAD-Bereich kommend, vor allem an PCs und Apple-Computern genutzt. Einfachere digitale Joysticks fanden sich bei Atari, Commodore, Schneider etc. Die Gamepads vieler Spielkonsolen sind in ihrem inneren Aufbau und ihrer Funktion den Joysticks sehr ähnlich. Gleiches gilt für dreidimensional frei bewegliche Steuerungen, etwa zur Simulation der virtuellen Realität.

Heimcomputer waren meist von Haus aus mit einem oder mehreren Anschlüssen für Joysticks ausgerüstet. Beim PC erfolgte der Anschluss über einen speziellen Gameport (oft als Zusatz an der Soundkarte), inzwischen werden die meisten Joysticks über den flexibleren USB-Port angeschlossen. Das behebt diverse Kompatibilitätsprobleme mit älteren Soundkarten (ISA-Bus).

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts verlor der Joystick bei der PC-Spielesteuerung zugunsten von Gamepads und spezialisierteren Eingabegeräten an Bedeutung. Für Fahrsimulationen werden z. B. Eingabegeräte in Form eines Lenkrades angeboten, für Flugsimulatoren gibt es sogenannte Flightsticks, die neben verschiedenen Schubreglern auch eine Rudersteuerung aufweisen können und zumeist die Bedienung mehrerer Funktionen zulassen, ohne dass die Hände vom Flightstick genommen werden müssen (HOTAS-Prinzip).

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Joystick – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien