Karl Buck

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Karl Buck als Lagerkommandant in seinem Wagen

Karl Gustav Wilhelm Buck (* 17. November 1894 in Stuttgart; † 11. Juni 1977 in Rudersberg) war ein deutscher SS-Hauptsturmführer und Lager-Kommandant. Von 1933 bis 1940 war Buck nacheinander Kommandant der württembergischen Lager Heuberg, Oberer Kuhberg und Schutzhaftlager Welzheim, ab 1940 des Sicherungslagers Schirmeck-Vorbruck im Elsass.

Leben bis 1933

Karl Buck wurde in Stuttgart geboren und begann 1910 eine Mechanikerlehre in Esslingen. Nach Abschluss der Lehre, als der Krieg in Europa zu drohen begann, trat er 1913 in den Militärdienst ein und begann die Offizierslaufbahn. Im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 folgten Fronteinsätze: an der russischen, serbischen, italienischen sowie an der Westfront. 1917 wurde Buck zum Leutnant befördert. Für seinen Einsatz im Krieg wurde Buck mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse[1] ausgezeichnet. 1919 wurde er als Oberleutnant entlassen und begann ein Studium an der Ingenieurschule Esslingen. 1920 trat er dann eine Stelle als Ingenieur in einer Zementfabrik an.[2] Im selben Jahr heiratete er und kurz darauf kam seine Tochter zur Welt.[2] 1921 sowie von 1924 bis 1929 erfolgten längere berufliche Auslandsaufenthalte in Portugal und Chile. Durch einen Arbeitsunfall 1930 in Chile verlor er das linke Bein; daraufhin kehrte er nach Deutschland zurück.

Nach seinem Unfall war Buck zunächst arbeitslos.[2] Im März 1931 trat er in die NSDAP ein (bekam die Nummer 759070) und wurde Mitglied der SA. Im Januar 1932 wurde[3] er auch Kreisleiter der NSDAP in Welzheim. Beruflich begann er eine Tätigkeit bei der Gestapo.[2] Nach Hitlers Ernennung zum Kanzler konnte er dank seiner Kontakte in die Gestapo Stuttgart (Abteilung Schutzhaft) wechseln. Später übernahm er auch die Leitung dieser Abteilung. Von der SA wechselte er zur SS, wo er die Nummer 490187 hatte.[3]

Tätigkeit als Kommandant

Von April bis zum November 1933 war Buck Kommandant des Lagers Heuberg. Bereits im November 1933 musste das Lager Heuberg wieder geschlossen werden, da die Wehrmacht neue Übungsflächen auf dem Truppenübungsplatz Heuberg benötigte. Karl Buck war für die Vorbereitung des Lagers Oberer Kuhberg bei Ulm verantwortlich. Für die anfallenden Arbeiten wurden auch Häftlinge aus dem Lager Heuberg herangezogen. Buck war anschließend bis zur Auflösung des Lagers Oberer Kuhberg im Juli 1935 dessen Kommandant. Als Leiter der Abteilung Schutzhaft wurde er verpflichtet, ein Gelände für ein neues Lager zu finden und es einzurichten. Für diesen Zweck fand Buck das Gelände des ehemaligen Amtsgerichts und Amtsgerichtsgefängnisses Welzheim und nach der Einrichtung des Lagers übernahm er auch dessen Leitung. Er blieb Kommandant des Lagers Welzheim bis zum 17. Juli 1940, als er zum Kommandanten des Sicherungslagers Schirmeck-Vorbruck im Elsass bestimmt wurde und diese Funktion bis zu dessen Auflösung im Spätsommer 1944 ausübte.[4] Er war wohl der einzige Kommandant im NS-Regime, der dieses Amt während der gesamten NS-Zeit ausübte. Kurz zuvor, am 20. Juli 1944, bekam er den Rang SS-Hauptsturmführer.[3]

Lager Heuberg

Das Lager Heuberg richteten die Nationalsozialisten als eines ihrer ersten Konzentrationslager in Deutschland am 20. März 1933 ein. Es unterstand seit dem 28. April 1933 der eigenständigen Abteilung der Württembergischen Politischen Polizei und somit dem Württembergischen Innenministerium. Buck war zunächst stellvertretender Lagerkommandant. Mitte April übernahm er dann die Leitung von Max Kaufmann. Durch zahlreiche Häftlingsberichte ist belegt, dass dieser Wechsel zu einer Verschärfung der Haftbedingungen führte.[5]

Unter der Lagerleitung von Karl Buck gehörten Misshandlungen und Folter zum Lageralltag. In der sogenannten „Schlagzelle“ wurden die Gefangenen mit Holzprügeln und Koppelriemen bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen und mit Polizeistiefeln getreten. Im Hof kam es zu Folterungen; den Gefangenen wurde mit dem Tod durch Erschießen gedroht. Da der Tod der Häftlinge auf dem Heuberg jedoch kein direktes Ziel war, wurden die Misshandlungen in der Regel gestoppt, bevor sie zum Tode führten. Nur ein direkter Mord an dem Kommunisten jüdischer Herkunft Simon Leibowitsch konnte nachgewiesen werden, es gibt jedoch Hinweise auf weitere Todesfälle im Lager.[5] Die Häftlinge wurden gedemütigt und erniedrigt, indem sie sinnlose Arbeiten verrichten mussten, die nach der Beendigung zerstört wurden. So mussten die Häftlinge beispielsweise den Fliegendreck an den Flurfenstern mit Zeitungspapier herauskratzen oder die Treppen, über die anschließend wieder Schmutzwasser ausgegossen wurde, mit dem Kopf nach unten reinigen.[5]

Nach Kriegsende

Nach dem Kriegsende wurde Buck 1945 verhaftet. Gegen ihn ermittelten sowohl Franzosen als auch Engländer. Er wurde lange Zeit hin und her geschoben. Von den Franzosen wurde er zweimal und von den Engländern einmal zum Tode verurteilt wegen Mordes und Beihilfe zum Mord im Lager Schirmeck. Später wurde er jedoch begnadigt und die Todesstrafe in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt. Im Zuge der deutsch-französischen Aussöhnung durch die erfolgte Entlassung der Kriegsgefangenen wurde er schon im September 1955 entlassen und nach Deutschland ausgeliefert. In Deutschland wurden sieben Verfahren gegen ihn eingeleitet – drei bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart, drei bei der Staatsanwaltschaft Ulm und eines bei der Staatsanwaltschaft Hechingen. Alle wurden eingestellt und Buck wurde am 27. August 1957 offiziell außer Strafverfolgung gesetzt mit der Begründung:

„Weil die festgestellten Straftaten des Buck entweder verjährt oder bereits von alliierten Gerichten abgeurteilt waren.“ (V AR 34/57)[3]

Diese Zustände kamen teilweise von einem Gesetz der alliierten Mächte – wer von einem englischen, französischen oder amerikanischen Gericht verurteilt worden ist, kann wegen desselben Delikts nicht nochmals vor ein deutsches Gericht gestellt werden. Ein weiterer Grund war ohne Zweifel, dass Buck Freunde hatte, die dafür sorgten, dass alle Verfahren gegen ihn scheiterten. Alle Akten der deutschen Staatsanwaltschaften wurden sogar vernichtet, obwohl die Akten von archivarischem Wert sind.[3]

Von seiner Entlassung bis zu seinem natürlichen Tod lebte Buck in Rudersberg – keine 15 km von Welzheim. Dort wurde er sogar „sehr gut angesehen“ und züchtete Hühner.[3]

Einzelnachweise

  1. Und führ' uns gleich ins Dritte Reich. Mahnung gegen Rechts, archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 5. Dezember 2008.
  2. a b c d Andreas Pflock: Sicherungslager Schirmeck-Vorbruck: Ein erster Überblick über Ereignisgeschichte und Rezeption. Online Gedenkstätten Forum, 2006, abgerufen am 5. Dezember 2008.
  3. a b c d e f Graham Wilson: Das Konzentrationslager Welzheim. Eine Dokumentation, 1980
  4. Institutionelle Verantwortung und Wachmannschaften 2. Archiviert vom Original am 21. Oktober 2014; abgerufen am 21. Oktober 2014.
  5. a b c Markus Kienle: Heuberg. a. a. O.

Literatur

  • Myrah Adams und Rudolf Renz (Red.): Württembergisches Schutzhaftlager Ulm − ein frühes Konzentrationslager im Nationalsozialismus (1933–1935), Oberschulamt Tübingen, Tübingen 2004, ISBN 3-9805396-6-0 (PDF, 4,7 MiB)
  • Anita Awosusi und Andreas Pflock: Sinti und Roma im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof. Anregungen für einen Gedenkstättenbesuch. Geschichte – Rundgang – Biografien – Informationen, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg 2006, ISBN 978-3-929446-19-7
  • Markus Kienle: Das Konzentrationslager Heuberg bei Stetten am kalten Markt, Klemm & Oelschläger, Ulm 1998, ISBN 3-932577-10-8
  • Markus Kienle: Heuberg. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel, Angelika Königseder: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2. Frühe Lager. Dachau. Emslandlager, C.H. Beck, München 2006, S. 126–128. ISBN 3-406-52962-3
  • Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.): Gedenkstätten − Lernorte zum nationalsozialistischen Terror. In: Politik & Unterricht − Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung, Jg. 34, Nr. 8, 2008, ISSN 0344-3531 (PDF, 2,0 MiB)
  • Graham Wilson: Das Konzentrationslager Welzheim. Eine Dokumentation, 1980. In: Gerd Keller; Graham Wilson: Konzentrationslager Welzheim. Zwei Dokumentationen über das Konzentrationslager mit einem Nachwort von Alfred Hausser, Welzheim nach 1988

Weblinks