Karl Dietz Verlag Berlin
Der Karl Dietz Verlag Berlin wurde 1946 gegründet und ging aus den Verlagen Neuer Weg und Vorwärts hervor. Er nannte sich zu Beginn J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Später wurde er auf Grund eines Rechtsstreits lange Jahre als Dietz Verlag geführt. Seit dem 1. Januar 1999 trägt der Verlag den Namen Karl Dietz Verlag Berlin GmbH. Wichtige Werkausgaben des Verlags sind die Marx-Engels-Werke und die Schriften von Rosa Luxemburg. Früher wurde auch Lenin verlegt. Verlagssitz ist das Verlagsgebäude Neues Deutschland.
Geschichte
Am 18. Juni 1946 wurde der Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger von Alfred Oelßner und Richard Weimann im Auftrag der SED gegründet, um an den Dietz-Verlag von Johann Heinrich Wilhelm Dietz anzuknüpfen, der im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Bücher von deutschen Autoren der Arbeiterbewegung wie Rosa Luxemburg, Wilhelm Liebknecht und Friedrich Engels veröffentlichte. Der Politiker Kurt Schumacher legte daraufhin für die SPD gegen diesen Verlagsnamen Einspruch ein, da man den traditionsreichen sozialdemokratischen Verlagsnamen von der SED widerrechtlich angeeignet sah. Das Registergericht lehnte dreimal eine Eintragung des Verlages aufgrund der Regelung ab, dass bei Neugründungen nicht der Name eines Nichtgesellschafters genutzt werden darf. Deshalb gründete die SED am 19. August 1947[1] mit Karl Dietz, dem Verlagsleiter des Greifenverlages zu Rudolstadt, als Gesellschafter die Dietz Verlag GmbH mit Sitz in Berlin, der teilweise auch unter dem Namen Karl Dietz firmierte. Verlagsleiter waren Fritz Schälike (1946–1962) und Günter Hennig (1962–1990). Im Dietz-Verlag erschienen die wichtigsten ideologischen Werke der SED, die Werke von Karl Marx und Friedrich Engels (MEW), Lenin und das SED-Theorieorgan Einheit.
Nach der deutschen Wiedervereinigung klagten die PDS und der Dietz Verlag beim Verwaltungsgericht Berlin gegen die Liquidation des Verlags und für eine Entlassung aus der Treuhandanstalt, die daraufhin am 28. Februar 1994 erfolgte. Auf Grund der Entscheidung des Verwaltungsgerichts war die PDS Hauptgesellschafterin des Verlages. Am 22. April 1997 kam es erneut zu einer Klage wegen der Verwechslungsgefahr mit dem SPD-nahen Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger GmbH Bonn. Im Jahr 1998 einigte man sich darauf, dass der Name Karl – von Karl Dietz – in den Namen des Berliner Verlages aufgenommen wird.
Seit der Wiedervereinigung ist nicht mehr das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED als Herausgeber mit angeführt, sondern die Rosa-Luxemburg-Stiftung (Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung e. V.). Die rote Fahne, die in der DDR zum Logo des Verlages gehörte, wird seitdem nicht mehr genutzt.
Literatur
- Horst Heidermann: Zur Nachkriegsgeschichte des Verlags J. H. W. Dietz. In: Angela Graf: J. H. W. Dietz. 1843–1922. Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger, Bonn 1998 ISBN 3-8012-4089-4, S. 299–317.
Weblinks
- Karl Dietz Verlag
- Ein Verlag für Exoten? Jörn Schütrumpf über den 60-jährigen „Dietz“. Interview zum 60. Jahrestag des Verlages; aus Neues Deutschland, 23. September 2006, auf der Website der Rosa-Luxemburg-Stiftung, abgerufen am 9. Oktober 2016
Einzelnachweise
- ↑ Horst Heidermann: Wiederauferstehung und Wiederaufstieg – J. H. W. Dietz von 1945 bis heute. Friedrich-Ebert-Stiftung, 17. April 2007, S. 81 (pdf; 107 kB).