Katharinenkloster (Rostock)

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Die Klosteranlage heute (Bildmitte)

Das Rostocker Katharinenkloster war eine Klosteranlage der Franziskaner im Stil der Backsteingotik, von der einige bauliche Reste erhalten sind. Von 1998 bis 2001 wurden an die Überbleibsel moderne Gebäude angefügt, in denen heute die Rostocker Hochschule für Musik und Theater ihren Sitz hat.

Das Katharinenkloster war neben dem Dominikanerkloster St. Johannis, das völlig aus dem Stadtbild verschwunden ist, und dem weitgehend erhaltenen Zisterzienserinnenkloster Zum heiligen Kreuz eins der drei mittelalterlichen Klöster innerhalb der Stadtmauern. Ein viertes, das Kartäuserkloster Marienehe befand sich in der Nähe des gleichnamigen Dorfes und wurde 1559 abgerissen. Von diesen vier Anlagen gilt das Katharinenkloster als das älteste.

Das Rostocker Katharinenkloster war Katharina von Alexandria geweiht.

Lage

Die Klosteranlage befindet sich im Nordabschnitt der historischen Rostocker Altstadt, also des Gebietes zwischen Grube, der heutigen Grubenstraße und östlicher Stadtmauer. Im Süden wird die Anlage von den Straßen Beim Waisenhaus und Beim Katharinenstift begrenzt, während das recht weiträumige Klostergelände im Westen durch die Grube und im Osten durch die Faule Straße eingerahmt wird. Es war ein Merkmal aller innerstädtischer Klöster in Rostock, dass sie in der Nähe zur Stadtmauer errichtet wurden, das Katharinenkloster befand sich nah der hafenseitigen Mauer, von welcher zwischen Gruben- und Wendenstraße ein einziges Teilstück erhalten blieb.

Die Klosterkirche befand sich im Südwesten der Anlage, an welche sich im Westen der Friedhof des Ordens anschloss. Nördlich von Friedhof und Kirche befanden sich zwei Wohngebäude, zwischen welchen der Kreuzgang lag.

Geschichte

"Anno 1825, St. Catharinen-Stiftung"

Der erste schriftliche Beleg für die Anwesenheit der Franziskaner stammt von 1243, da in einer Rostocker Urkunde aus diesem Jahr ein Mitglied dieses Ordens erwähnt wird. Die Gründung eines Kloster in der damals noch jungen Kaufmannstadt Rostock ging wohl vom 1225 gegründeten Lübecker Katharinenkloster aus, jedenfalls gehörte das Kloster dann zur Lübecker Kustodie der sächsischen Ordensprovinz. Ursprünglich lag die Klosteranlage vor der westlichen, aus Holz errichteten Stadtgrenze der eigentlichen Altstadt, da diese sich zunächst am Altstadthügel um die Petrikirche konzentrierte. Recht schnell wurde jedoch auch das zur Grube hin abfallende Gelände besiedelt, so dass das Kloster in die 1265 entstandene Gesamtstadt Rostock miteinbezogen wurde. Die Ordensmitglieder wurden wegen ihrer Kleidung auch als Graue Brüder bezeichnet. Sie gingen barfuß.

Die Klosterkirche des Ordens, eine dreischiffige, frühgotische Hallenkirche, wurde 1260 zum ersten Mal erwähnt.

Zur Zeit der Reformation gab es in der Kirche 19 Altäre, und 80 Mönche gehörten zur Gemeinschaft. Einige der Franziskaner setzten sich aktiv für die Ausbreitung der Reformationsideen ein, so Stephan Kempe, der 1523 in Hamburg das neue Evangelium predigte und dort erster Kirchenreformator wurde. Als lutherischer Prediger an der Heilig-Geist-Kirche in Rostock war seit 1528 der Franziskaner Valentin Korte tätig. Im Kloster zum Heiligen Kreuz hatte der Rat den Franziskaner P. Thomas eingesetzt.[1]

1534 wurde das Kloster aufgehoben und die Mönche vertrieben. Anschließend wurde im Kloster ein Armenhaus, 1624 ein Waisenhaus errichtet. Der westliche Abschnitt der Straße Bei St. Katharinen bis zur Ecke Pferdestraße erhielt deshalb die heutige Bezeichnung Beim Waisenhaus. Ursprünglich bezeichnete Bei St. Katharinen die gesamte Straße zwischen Grube(nstraße) und Fauler Straße.

Beim Stadtbrand von 1677, der die historische Altstadt und die nördliche Mittelstadt zu großen Teilen vernichtete, wurde die Klosterkirche bis auf den Chor zerstört. Erhalten ist nur ein Teil der Westwand, der wie eine Mauer wirkt. Der erhalten gebliebene Chor wurde zunächst zur Notkirche, später zum Speicher umgebaut, so dass man seine ursprüngliche Funktion nicht mehr erkennen kann. Während der Besetzung Rostocks durch die Franzosen diente dieses Gemäuer 1806/07 als Lazarett. 1728 wurden die übrigen Klosterräumlichkeiten als Zuchthaus und Werkhaus, später als Industrieschule genutzt, ab 1834 diente der Chor als "Irrenanstalt". Im 20. Jahrhundert wurde die Klosteranlage als Altenheim genutzt.

In den erhaltenen Klosterräumen findet man einige gotische Gewölbe, ferner befinden sich an der erhaltenen Westwand der Klosterkirche Knospenkapitelle.

Ab 1998 wurde das ehemalige Katharinenstift zur Hochschule umgebaut. Bis 2001 wurden die vorhandenen Gebäude saniert und mit neuen Gebäudeteilen ergänzt. Im Klosterhof finden Open-Air-Veranstaltungen statt, das ehemalige Refektorium ist heute Orgelsaal, das Dormitorium Kammermusiksaal. Dabei wurde Altes und Neues nicht miteinander vermischt, die neuen Gebäudeteile heben sich von den historischen deutlich ab. Es entstand eine interessante, spannungsvolle Architektur, die für ihre Kombination aus Mittelalter und Moderne als sehr gelungen gilt.

Literatur

  • David Franck: Alt- und Neues Mecklenburg. Buch 1–19, Güstrow, Leipzig 1753–1758, II. 5, S. 80, III. 9, S. 151–175.
  • G. V. H. Niehenck: Vom Katharinenkloster in Rostock als nunmehrigem Aufenthalt armer Waisenkinder, besonders von dieser letzteren Stiftung und Einrichtung derselben. Gemeinnützigen Aufsätze aus den Wissenschaften für alle Stände zu den Rostocker Nachrichten. Rostock 1770, St. 46–51, S. 185–208.
  • Lucius Teichmann: Die Franziskanerklöster in Mittel- und Ostdeutschland 1223–1993. St.-Benno-Verlag, Leipzig 1995, ISBN 3-89543-021-8, S. 177–178.
  • Hans Bernitt: Zur Geschichte der Stadt Rostock. Hinstorff Verlag, Rostock 1956. (Nachdruck: 2001, ISBN 3-935171-40-4)
  • Ernst Münch, Ralf Mulsow: Das alte Rostock und seine Straßen. Redieck und Schade, Rostock 2006, ISBN 3-934116-57-4.
  • Frank Ivemeyer: Nah am Wasser gebaut. Das Franziskanerkloster St. Katharinen in Rostock. Keiper, Rostock 2013, ISBN 978-3-9809413-1-0.

Quellen

  • Vicke Schorler: Warhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberumten alten See- und Hensestadt Rostock Heuptstadt im Lande zu Meckelnburgk. 1578–1586. Mit einer farbigen Wiedergabe des Originals in Kupfertiefdruck. Stadtarchiv Rostock 1965, Bildrolle Teil II. St. Katharinenkloster, S. 12.
  • Hans Weigel: Wahrhafftige Contrafactur der alten Herrlichen Stat Rostock. kolorierter Holzschnitt um 1560, Graues Kloster.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ursula Creutz: Bibliographie der ehemaligen Klöster und Stifte im Bereich des Bistums Berlin, des Bischöflichen Amtes Schwerin und der angrenzenden Gebiete. 1988, S. 423–424.

Koordinaten: 54° 5′ 29,6″ N, 12° 8′ 39,8″ O