Schloss Tonna

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Kettenburg
Die Kettenburg 2011

Die Kettenburg 2011

Staat Deutschland
Ort Gräfentonna
Entstehungszeit 12. Jahrhundert
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Wesentliche Teile erhalten
Geographische Lage 51° 5′ N, 10° 44′ OKoordinaten: 51° 5′ 29,2″ N, 10° 43′ 40,5″ O
Schloss Tonna (Thüringen)
Schloss Tonna (Thüringen)

Die Kettenburg ist eine mittelalterliche Wasserburg in Gräfentonna, einem Ortsteil von Tonna im Landkreis Gotha in Thüringen. Die Burg wurde mehrfach umgebaut und diente über einen Zeitraum von 130 Jahren bis 1992 als Justizvollzugsanstalt.

Geschichte

Schon 874 wurde der Ort als Wohnsitz (villa Tonna) der Grafen von Tonna genannt. 1089 wurde es von Erwin I. bewohnt. Die ältesten Teile sind der 35 m hohe Turm im Nordflügel und das hohe Vorderhaus im Nordosten. Um 1200 wurde das Gebäude als typische spätromanische Wasserburg (umgeben von einem Wassergraben, dessen Wasser vom Seegraben gespeist wurde) als Schloss der Grafen von Gleichen und Tonna auf einer Fläche von knapp 12.000 m² neu erbaut.

Das Schloss bildet ein Rechteck von 2604 m² (62 x 42 m). Die vierflügelige Kernburg erhielt eine trapezförmige Vorburg. 1375 wurde das Schloss nach einem Brand wiederhergestellt und mit zeitgenössischen Stilelementen ausgestattet. Süd- und Ostflügel wurden in mehreren Stufen im 16. Jahrhundert ausgebaut.

Der Westflügel stammt aus dem 16. oder 17. Jahrhundert. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1861 diente das Schloss als fürstliches Amtshaus des Herzog zu Gotha. 1761 erfolgten Umbauten für den fürstlichen Amtsvogt von Gotha. Einige Räume dienten als Speicherräume für Zinsfrüchte. Bis 1859 diente das Schloss als Justiz- und Rentamtssitz und wurde bis 1861 durchgreifend umgestaltet.

Von 1861 bis 1991 diente das Gebäude als Zuchthaus und hat vielleicht aus dieser Zeit seinen Namen. 1873 wurde es durch Aufstockung eines dritten Stockwerks im Süd- und Westflügel und durch einen Anbau an der Nordseite erweitert. 282 Einzelzellen „beherbergten“ die Insassen in der Nacht. Früher bewohnte ein Turmwächter den Turm, der bei drohender Gefahr oder bei Sichtbarwerden eines Feindes ins Horn stieß. Zu Zuchthauszeiten stieg ein „Insasse“ alltäglich in den Turm, um die Uhr aufzuziehen.

Zwischen 1933 und 1935 erreichte die Belegung mit 85 bzw. 35 Frauen in der Gefängnis- bzw. Zuchthausabteilung einen Höhepunkt. Der Anteil der politischen Gründen Inhaftierten stieg seit 1933 von 5 auf 45 %. Die seit 1933 wieder eingerichteten Männerabteilungen wiesen eine Steigerung der Belegung von 98 im Jahre 1933 auf 261 im Jahre 1935 auf. Seit 1934 gab es eine Zuchthaus-Abteilung für Männer, deren Zahl bis 1935 von 42 auf 111 Personen anstieg. Aus der Abteilung Sicherungsverwahrung wurden von den 164 Personen 80 % an die KZ Buchenwald und KZ Mauthausen überstellt. Während des Zweiten Weltkrieges waren mindestens 144 ausländische Zwangsarbeiter inhaftiert. Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus Frankreich, Polen und der Sowjetunion mussten in der Landwirtschaft von Burgtonna, auf der Domäne Schröder in Gräfentonna und im Betrieb W. Mottebohm arbeiten.[1]

Zu DDR-Zeiten wurden in diesem Gefängnis politische Häftlinge verwahrt, dazu gehörten auch Zeugen Jehovas, die wegen ihres Glaubens inhaftiert waren.

Seit 1991 steht die sanierungsbedürftige Burg leer.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Thüringen. bearb. von Stephanie Eißing, Franz Jäger u.a., DVA München 1998

Einzelnachweise

  1. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945 Erfurt, 2003, ISBN= 3-88864-343-0 S. 102f.