Kleine Wasserlinse

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Kleine Wasserlinse

Kleine Wasserlinse (Lemna minor)

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Froschlöffelartige (Alismatales)
Familie: Aronstabgewächse (Araceae)
Unterfamilie: Wasserlinsengewächse (Lemnoideae)
Gattung: Wasserlinsen (Lemna)
Art: Kleine Wasserlinse
Wissenschaftlicher Name
Lemna minor
L.
Gewässer mit Wasserlinsen auf dem Darß
Botanische Illustration der Kleinen Wasserlinse

Die Kleine Wasserlinse (Lemna minor L.) ist eine von sieben Arten aus der Gattung Wasserlinsen (Lemna), die neuerdings zur Familie der Aronstabgewächse (vormals: Lemnaceae) gestellt wird.

Beschreibung

Wasserlinsen bestehen meist aus einem oder mehreren „Blättchen“ (eigentlich Phyllokladien), die luftgefüllte Hohlräume enthalten, mit Hilfe derer sie auf oder knapp unter der Wasseroberfläche frei schwimmen. Von dort senkt sich eine Wurzel ins Wasser herab, mit der Mineralien aufgenommen werden können, und die wie ein Bootkiel zur Schwimmstabilität der Pflanze beiträgt. Spezialzellen, sogenannte Idioblasten sind reich an Oxalatnadeln und dienen vielleicht dem Schutz vor Schneckenfraß.

Die Kleine Wasserlinse blüht bei uns nur selten. Die Blüten sind „Pollenscheibenblumen“ mit Wasserbestäubung. Überwasserblüher erfahren eine Zufallsbestäubung durch Wasserläufer, Spinnen und Schnecken. Die Blüten sind stark reduziert und sehr klein; die männlichen bestehen nur aus einem Staubblatt, die weiblichen nur aus einem Stempel mit trichterförmiger Narbe. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni.

Die Früchte sind ein- bis mehrsamige Nüsse. Die ca. 1 mm langen Samen erfahren eine Schwimmausbreitung.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[1]

Ökologie

Die Kleine Wasserlinse vermehrt sich vor allem ungeschlechtlich durch Sprossung, bei der seitlich hervorwachsende Sprosse entweder mit der Mutterpflanze verbunden bleiben oder sich selbständig machen. Im Herbst speichert sie Stärke, um dann zur Überwinterung auf den frostfreien Grund abzusinken.

Allgemeine Verbreitung

Die Kleine Wasserlinse ist in den gemäßigten Gebieten von Nordamerika, Eurasien und Afrika weitverbreitet; in Australien und Neuseeland ist sie eingebürgert. In Europa erstreckt sich ihr Vorkommen nordwärts bis ca. 66 Grad nördlicher Breite. In den Allgäuer Alpen steigt sie in einem Tümpel nahe der Dinigörgen-Alpe bei Rohrmoos in Bayern bis zu 1250 Metern Meereshöhe auf.[2]

Standorte

Die Kleine Wasserlinse kommt verbreitet und häufig auf stehenden Gewässern, wie etwa Teichen und Tümpeln vor, die sie bei genügend großem Angebot an Nährstoffen bald mit ihren etwa drei Millimeter großen und länglich-ovalen Schwimmblättern völlig bedeckt; sie bildet eine Pflanzengesellschaft (manchmal zusammen mit anderen Arten der Wasserlinsengewächse). Dadurch tritt nur noch wenig Licht ins Gewässer ein, was submers vorkommende Pflanzen am Wachstum hindert und beispielsweise auch die Wassertemperatur beeinflusst. Die Kleine Wasserlinse ist eine Charakterart des Lemnetum minoris aus dem Verbans Lemnion minoris. Sie kommt vor bis zu einer Wassertiefe von 250 Zentimetern.[1]

Namensgebung und Verwendung

Im Volksmund bezeichnet man die Kleine Wasserlinse bzw. Wasserlinsengewächse im Allgemeinen auch als Entengrütze, Entengrün oder Entenflott, da sie Enten und Gänsen, aber auch Fischen als willkommene Nahrungsquelle dient. Ihre Trockensubstanz ist tatsächlich sehr eiweiß- und stärkereich und rohfaserarm. Daher wird/wurde sie sogar als Viehfutter genutzt. Das Eiweiß der Kleinen Wasserlinse ist in der Zusammensetzung seiner Aminosäuren und wegen seines hohen Gehalts an Spurenelementen mit dem der Sojabohne vergleichbar. Deshalb wird die Art auch als Wildgemüse für den Menschen empfohlen. Da die Pflanze wirkungsvoll Mineralien speichert, kann allerdings zum Beispiel ihr Gehalt an Radium 100-600-mal so hoch sein wie im Wasser, das sie umgibt. Wenn beispielsweise Enten sich überwiegend von diesen Wasserlinsen ernähren, kann auch in ihrem Fleisch die Radium-Konzentration bis auf das 10-fache erhöht sein und eine potentielle Gefahr für den Menschen sein, der solches Fleisch zu sich nimmt.

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2000. ISBN 3-8001-3364-4.
  • Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete. BLV-Intensivführer, München 1986. ISBN 3-405-12967-2.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8, Ulmer Verlag.

Einzelnachweise

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 120.
  2. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, Seite 291. IHW-Verlag, Eching bei München, 2001. ISBN 3-930167-50-6

Weblinks

Commons: Kleine Wasserlinse (Lemna minor) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien