Kloster Indersdorf

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Das Kloster Indersdorf ist ein ehemaliges Kloster der Augustiner-Chorherren und späteres Kloster der Salesianerinnen in Markt Indersdorf in Bayern in der Erzdiözese München und Freising.

Kupferstich von Michael Wening in Topographia Bavariae um 1700
Kloster Indersdorf, gesehen von der Glonn bei Markt Indersdorf

Geschichte

Das Maria Himmelfahrt, St. Peter und Paul geweihte Kloster der Augustinerchorherren wurde 1120 durch Pfalzgraf Otto V. von Wittelsbach gegründet. Das Kloster war lange der wirtschaftliche und geistige Mittelpunkt der Umgebung.

1783 wurde das Kloster von Münchner Kanonikern mit Hilfe einer päpstlichen Bulle (vom 24. Mai 1783) handstreichartig übernommen. Die Salesianerinnen, die 1784 ihr Kloster in München (St. Anna) verlassen mussten, lebten von 1784 bis 1831 in den Gebäuden. 1831 übersiedelten sie nach Dietramszell.

1856 übernahmen Barmherzige Schwestern die Anlage unter dem Namen Marienanstalt und betrieben dort eine Kinderbewahranstalt, die 1854 zunächst in Haimhausen mit Förderung durch die Gräfin Viktorine von Butler-Haimhausen entstanden war.[1]

Die Barmherzigen Schwestern wurden 1938 durch die Nationalsozialisten vertrieben, die im Klostergebäude ein Jugenderziehungsheim in ihrem Sinne bis Kriegsende betrieben. Ernst Lossa war einst Zögling im Erziehungsheim der NS-Volkswohlfahrt.

In der Zeit von 1945 bis 1946 war im Kloster Indersdorf ein internationales Waisenhaus für "Displaced Persons" mit Beteiligung der Barmherzigen Schwestern untergebracht. [2] Von 1946 bis 1948 wurden in Indersdorf meist jüdische Kinder und Jugendliche als Displaced Persons im Auftrag der Nachfolgeorganisation IRO von den Barmherzigen Schwestern betreut. [3][4]

In einer Fernseh-Dokumentation des ZDF von 2009 wurde der Lebensweg einer Gruppe jüdischer Kinder, Überlebende des Konzentrationslagers Flossenbürg, nachgezeichnet. Sie wurden am 23. April 1945 von den Amerikanern befreit. In einem kleinen Ort in der bayerischen Oberpfalz wurden sie zunächst von Bewohnern aufgenommen und aufgepäppelt. Und dann kamen sie in das Kloster von Indersdorf. Dort war unter US-Aufsicht eine Sammelstelle eingerichtet worden, die auch jüdischen Kindern aus Konzentrationslagern medizinische und psychologische Versorgung bieten sollte. Das Vorhaben der UNRRA, die das Auffanglager leitete, war bis dahin einzigartig. Das Seelenleben der Kinder sollte wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, spielerisch sollten sie ihre verlorene Jugend zurückgewinnen. 2009 wurde filmisch dokumentiert, wie diese Kinder von Indersdorf, die über die halbe Welt verstreut waren, erstmals wieder an dem Ort ihrer Befreiung zusammenkamen und die Menschen trafen, die ihnen damals geholfen hatten. Die Kinder von damals waren inzwischen ältere Herren und zum Teil erfolgreiche Geschäftsleute.[5]

Nach der Auflösung des Heims 1949 betrieben die Schwestern die Realschule Vinzenz von Paul der Erzdiözese München und Freising. 1987 [6]übertrug die Kongregation der Barmherzigen Schwestern aus personellen Gründen den gesamten Klosterkomplex der Erzdiözese von München und Freising, die die Schule weiterführt. Die Leitung des ebenfalls 1949 gegründeten Kindergartens wurde 2003 an das Franziskuswerk Schönbrunn übergeben. Zu Beginn der 1950er-Jahre bestand auch eine Haushaltungsschule und eine Landfrauenschule.[7]

Literatur

  • Friedrich Hector Graf Hundt: Die Urkunden des Klosters Indersdorf. München 1863, zwei Bände (online).
  • Anna Andlauer: Zurück ins Leben. Das internationale Kinderzentrum Kloster Indersdorf 1945-46. ANTOGO Verlag Nürnberg 2011, ISBN 978-3-938286-40-1.[8]
  • Peter Stoll: Johann Georg Dieffenbrunner und die Wundertäter von Indersdorf: Eine Zeichnung in Budapest für die Totenrotel-Chronik des Propstes Gelasius Morhart. Augsburg, Universität, 2012 (online).
  • Markus Sattler: Zur Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts Indersdorf. In: Amperland, 1990, S. 470-477. (PDF; 5,7MB)
  • Hildegard Zellinger-Kratzl, Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul, Mutterhaus München (Hrsg.): 175 Jahre Barmherzige Schwestern in Bayern, 1832–2007, Festschrift, Don Bosco Druck, München 2007, 320 S., online auf barmherzige.net (PDF; 4,4MB)
  • Georg Penzl: Klosterchronik, Indersdorf 1745, Kodex Clm 28570 (Bayerische Staatsbibliothek)[9]

Weblinks

Commons: Kloster Indersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Maria Beringer: Literatur- und Quellensammlung zur Geschichte der Augustinerchorherren in Indersdorf (Memento vom 29. Januar 2005 im Internet Archive)

Einzelnachweise

  1. Zellinger-Kratzl, S. 124–125
  2. Kloster Indersberg als DP-Camp for Children auf der Website des United States Holocaust Memorial Museum (Archivversion (Memento vom 24. April 2013 im Internet Archive))
  3. Die UNRRA im Kloster Indersdorf (Memento vom 29. Januar 2005 im Internet Archive), Darstellung im Onlineauftritt der Realschule Vinzenz von Paul (Abschnitt: Schulgeschichte, siehe: Die Nachkriegszeit - UNRRA)
  4. Zellinger-Kratzl, S. 222
  5. ZDF: Aus der Hölle ins Leben. Die Kinder von Indersdorf, Trailertext Wiederholung ard (10. Dezember 2010), 3sat (26. Januar 2011)
  6. Schulgeschichte (Memento vom 29. Januar 2005 im Internet Archive) auf der Website der Realschule Vinzenz von Paul nennt ebenfalls das Jahr 1987.
  7. Zellinger-Kratzl, S. 222–225 sowie Zeitleiste, S. 299 (Übergabe Realschule dort 1989)
  8. Verena Buser: Rezension auf hsozkult.de vom 21. Februar 2012
  9. Maria Beringer: Kodex Clm 28570, eine unbekannte Indersdorfer Klosterchronik (Memento vom 29. Januar 2005 im Internet Archive) auf der Website der Realschule Vinzenz von Paul

Koordinaten: 48° 21′ 25,6″ N, 11° 23′ 0,8″ O