Königreich von Hotan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. März 2016 um 22:02 Uhr durch Georg Hügler (Diskussion | Beiträge) (Chotan als Stadt in Chinesisch-Turkestan). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hotanische Münze des ersten Jahrhunderts

Das Königreich von Hotan war ein buddhistisches Königreich an der Seidenstraße, das vom ersten bis zum zehnten nachchristlichen Jahrhundert bestand. Das Reich und seine Hauptstadt Hotan (Khotan), bei der es sich im Wesentlichen um eine Oasenstadt handelt, liegen im Nordwesten der heutigen Volksrepublik China. Das Gebiet wurde früher auch als „Chinesisch-Turkestan“ bezeichnet.[1]

Geschichte

Das Tarimbecken im 3. Jahrhundert n. Chr. Das Reich von Hotan ist grün eingefärbt.

Die Frühgeschichte Khotans ist dunkel; spätere, buddhistisch geprägte Legenden sind ohne historische Aussagekraft. Das Reich von Khotan erscheint erstmals um Christi Geburt in chinesischen Quellen. So wird berichtet, dass eine khotanesische Gesandtschaft den chinesischen Hof unter Wudi besuchte. In dieser Zeit besaß Khotan bereits die Vorherrschaft über Teile des westlichen Tarimbeckens, König Guangde (廣德, Guǎngdé) eroberte 61 n. Chr. sogar Yarkand. Allerdings wurde Hotan von den expandierenden Xiongnu bedroht, weshalb auf Bitten Guangdes der chinesische General Ban Chao die Xiongnu in den Jahren 73 und 74 vertrieb. In diese Gegend wurde nun ein chinesischer Statthalter eingesetzt. Das Königreich von Hotan wurde eine Art Vasallenstaat von China, spielte aber als Ort an der Seidenstraße eine bedeutende Rolle bei der Vermittlung zwischen Ost und West. Im 5. Jahrhundert sandte ein sassanidischer Herrscher Geschenke über Hotan nach China. Mehrmals wird von Gesandten am chinesischen Hof berichtet. Kulturell verband das Reich Einflüsse aus dem Iran, Indien und China. Die chinesischen Pilger Faxian (ca. 337-422), Songyun (um 520) und Xuanzang (603-664), die Hotan auf ihren Reisen besuchten, beschrieben es als reiches Land mit mehreren buddhistischen Klöstern.

Im 6. Jahrhundert wurde das Reich ein Vasall der Hephthaliten (die sogenannten Weißen Hunnen) und geriet nach der Vernichtung von deren Reich (um 560) in Abhängigkeit von den Göktürken. 648 stationierte China eine Garnison in Hotan, 670 fiel es unter tibetische Herrschaft, die zeitweise von chinesischer Hoheit unterbrochen wurde. 1006 wurde das Reich von Hotan schließlich von den Muslimen erobert und ging endgültig unter.

Kunst

Groteske Maske, Stuck, 7.-8. Jahrhundert

Die Kunst im Königreich von Hotan ist wie bei vielen Stadtstaaten an der Seidenstraße von besonderer Bedeutung, da sie östliche und westliche Elemente vereinigt. Sie ist vor allem buddhistisch geprägt.

Die Architektur ist vor allem durch buddhistische Kloster bekannt. Rawak Vihara war eine Klosterstadt. Hier befand sich ein Stupa, der einst wohl 12m hoch war. Er ist auf einer breiten viereckigen Plattform erbaut. An jeder Seite führt eine Treppe hinauf. Es entstand ein kreuzförmiger Grundriss. Der ganze Bau befand sich in einer 50 x 44 m großen Einfriedung. Diese Umfassungsmauer war reich mit Stuckskulpturen von Buddhas dekoriert. Der ganze Bau zeigt starken westlichen Einfluss. Der Grundriss des Stupa ähnelt vergleichbaren Bauten in Peschawar und Afghanistan. Das Gleiche gilt für die hier gefundene Plastik. Ein Buddhakopf, der sich heute in New York befindet, soll von hier stammen und scheint identisch zu solchen aus dem Bereich der Gandharakunst, die wiederum stark hellenistisch beeinflusst ist.

Im Kloster bei Dandan Uilik fanden sich viele Malereien, die wiederum starken indischen Einfluss zeigen.

Siehe auch

Literatur

  • B. A. Litvinsky u.a. (Hrsg.): History of civilizations of Central Asia, Volume III. The crossroads of civilizations: A.D. 250 to 750. Paris 1996.
  • Marianne Yaldız: Archäologie und Kunstgeschichte Chinesisch-Zentralasiens (Xinjiang). Leiden 1987, bes. S. 182ff.
  • Marylin M. Rhie: Early Buddhist Art of China and Central Asia (Handbook of Oriental Studies / Handbuch der Orientalistik - Part 4: China, 12, Vol. 1) (Handbook of Oriental Studies/Handbuch Der Orientalistik). Brill Academic Publishers, Leiden 1999, ISBN 90-04-11201-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Max Meyerhof: Persisch Türkische Mystik. Orient-Buchhandlung Heinz Lafaire, Hannover 1921, S. 25