Westpreußische Gesellschaft
Die Landsmannschaft Westpreußen e.V. ist ein Vertriebenenverband. Sie versteht sich als Vereinigung, die sich der Vertretung der aus Westpreußen stammenden Deutschen und ihrer Nachkommen verpflichtet sieht. Die Landsmannschaft Westpreußen ist Mitglied im Bund der Vertriebenen (BdV).
Vertretung
Die Landsmannschaft Westpreußen vertritt Westpreußen und deren Nachkommen, also diejenigen Vertriebenen, welche aus dem Gebiet beidseits der unteren Weichsel stammen. Nach der Ratifizierung des Versailler Vertrages musste das Deutsche Reich den Großteil Westpreußens an das wieder gegründete Polen abtreten. Nach dem deutschen Polenfeldzug 1939 wurden die abgetretenen Gebiete wieder von Deutschland annektiert. Aus letzteren Gebieten, Teilen der Provinz Ostpreußen und der Freien Stadt Danzig wurde daraufhin der Reichsgau Danzig-Westpreußen gebildet. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Westpreußen von sowjetischen Truppen erobert. Nach dem Ende der Kämpfe wurde das Gebiet unter polnische Verwaltung gestellt. Die sowjetische Regierung in Polen ließ fast die gesamte deutschsprachige Bevölkerung unter erzwungener nahezu vollständiger Zurücklassung des gesamten mobilen und immobilen Besitzes vertreiben. Die Vertreibung selber war von schweren Kriegsverbrechen sowjetischer Soldaten an der deutschen Zivilbevölkerung begleitet.
Geschichte
Die Landsmannschaft Westpreußen wurde am 6. April 1949 in Hamburg durch Vertreter aus den westpreußischen Heimatkreisen gegründet. Mit der Wahl ihres ersten Sprechers (Vorsitzenden) war die Hoffnung verbunden, eine Vereinigung mit dem rund drei Jahre vorher gegründeten Bund der Danziger zu erreichen. Das gelang allerdings weder 1949 noch später. Am 18. Juni 1966 wurde ihre erste Satzung verabschiedet, seit dem 29. Januar 1968 ist sie ein eingetragener Verein des deutschen Rechts. Vereinssitz ist Münster (Westfalen).
Ziele
- Vertretung der Anliegen der aus Westpreußen stammenden Deutschen und ihrer Nachkommen im In- und Ausland, sowohl in Bezug auf Staats- und Völkerrecht, wie auch der Kultur und Sozialen Belange
- Förderung des Heimatbewusstseins
- Förderung von Wissenschaft und Forschung, insbesondere in Bezug auf Preußen und das Heimatgebiet Westpreußen
- Förderung der Völkerverständigung mittels Begegnungen zwischen Deutschen und Polen, sowie durch Förderung von Tätigkeiten und Einrichtungen, die dazu bestimmt und geeignet sind, der Völkerverständigung zu dienen
- Förderung des Informationsaustauschs insbesondere über das in Deutschland und dem Ausland liegende Heimatgebiet
- Förderung der Volksbildung durch Veröffentlichungen, Seminare und weitere Veranstaltungen im In- und Ausland
- Sammlung und Erhaltung von Kulturwerten aus dem Heimatgebiet Westpreußen
- Förderung der Denkmalpflege
- Errichtung von Gedenkstätten
- Mitwirkung an der Schaffung eines geeinten Europas
Vereinsaufbau
Die Landsmannschaft Westpreußen hat zwei Organe, die Bundesversammlung sowie den Bundesvorstand. Die Bundesversammlung tagt einmal jährlich.[1] Sie hat mit Ausschüssen und Präsidium eine parlamentsähnliche Struktur, im Sinne des Vereinsrechts ist sie die Mitgliederversammlung der Landsmannschaft Westpreußen. Außerdem existiert ein Förderkreis Westpreußen.
Organisatorisch gliedert sich die Landsmannschaft Westpreußen in:
- 16 Landesgruppen, entsprechend den deutschen Bundesländern, mit vielen Kreis- und Ortsgruppen,
- die Bundesgruppe Westpreußischer Frauen,
- 24 Heimatkreisgemeinschaften, entsprechend den historischen Stadt- und Landkreisen Westpreußens
- 7 sonstige Organisationen, nämlich
- die Artushof-Vereinigung e.V. (Thorn)[2], Herausgeberin der "Thorner Nachrichten"
- die Bidegast-Vereinigung e.V. (Bromberg), ehemals Herausgeberin der bis April 2012 erscheinenden Zeitschrift "Bromberg"
- die Copernicus-Vereinigung für Geschichte und Landeskunde Westpreußens e.V.
- die Kulturstiftung Westpreußen (ehemals Erik-von-Witzleben-Stiftung), Trägerin des Westpreußischen Landesmuseums
- die Truso-Vereinigung e.V. (Elbing)
- der Verein zur Förderung der Westpreußischen Jugend
- der Jugend- und Studentenbund Danzig-Westpreußen.
Bundessprecher
- 1949: Gerhard Gülzow (1904–1980), Oberkonsistorialrat
- 1949–1956: Erik von Witzleben (1884–1958), Gutsbesitzer
- 1956–1960: Hans Joachim Kohnert (1905–1972), Landwirt und Kaufmann[3]
- 1960–1962: Walther Kühn (1892–1962), Regierungspräsident a.D., MdB
- 1962–1967: Paul Pockrandt (1888–1970), Regierungsveterinärrat i.R.[4]
- 1967–1972: Ernst Coelle (1898–1990), Rittergutsbesitzer[5]
- 1972–1978: Felician Antonius Prill (1904–1981), Botschafter a.D.[6]
- 1978–1999: Odo Ratza (1919–2002), Brigadegeneral a.D.
- 1999–2009: Siegfried Sieg, Rektor a.D.
- 2009–2011: Sibylle Dreher, Präsidentin des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen
- seit 2011: Ulrich Bonk
Veranstaltungen und Publikationen
Die Landsmannschaft Westpreußen veranstaltet jedes Jahr den Westpreußentag in Herford und am letzten Septemberwochenende eines jeden Jahres den Westpreußen-Kongress in Münster (Westfalen).
Das Bundesorgan der Landsmannschaft Westpreußen ist die monatlich erscheinende Zeitung Der Westpreusse – Unser Danzig. Die Landsmannschaft gibt ferner jährlich das Westpreußen-Jahrbuch heraus und ist Inhaberin des Westpreußen-Verlages mit Sitz ebenfalls in Münster.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ stets am Freitagnachmittag vor dem letzten Septemberwochenende, an dem der jährliche Westpreußen-Kongress stattfindet
- ↑ http://www.Artushof-Vereinigung.de.
- ↑ Kohnert, Hans. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
- ↑ Pockrandt, Paul. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
- ↑ Coelle, Ernst. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
- ↑ Prill, Felician. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)