Martin Fabri

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Martin Schmied († 10. April 1520), auch Martin Schmidt,[1] Martin Faber,[2] Martin Fabri, war der letzte katholische Pfarrer in Görlitz vor der Reformationszeit bzw. bis zum Bau der Heilig-Kreuz-Kirche im Jahr 1853, der ersten nachreformatorischen katholischen Kirche in Görlitz.[3][4]

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der Verbreitung seines Namens Schmied ist über seine Herkunft nichts zu sagen. Laut Theodor Neumann stammte er aus Hennersdorf. 1468 wurde Schmied zum Priester geweiht[5] und spätestens 1493 Kanonikus in Bautzen. 1501 entstand ein Streit wegen der Einfuhr fremden Bieres nach Görlitz, bei dem der vormalige Stadtschreiber Conrad Nißmann gegen den Görlitzer Stadtpfarrer Johannes Behem eintrat. (Siehe auch: Bierkrieg zwischen Görlitz und Zittau.) Am 15. September 1501 wurde er durch Martin Schmied als Pfarrer ersetzt.[6] Schmied wurde gleichen Jahres auch Inhaber der Görlitzer Stadtpfarrei. 1504 stiftete er sich selbst auf Optionsrecht eine Pfründe. Wenige Tage später bat er zum Zwecke seiner Gleichberechtigung um Vereinigung dieser und der bestehenden Pfründe. Dadurch wurde Schmied berechtigt, auf eine höhere Pfründe aufzusteigen.[7]

Schmied bediente auch einen Tragaltar, wozu er zu einem unbekannten Zeitpunkt zusammen mit Paul Küchler das Recht erhalten hatte.[8]

Nach Johannes Hass’ Aufzeichnungen hat Schmied Görlitz insgesamt eine sehr hohe Summe von 6000 rheinischen Gulden gestiftet (‚legiert‘). Im Görlitzer Franziskanerkloster stiftete er eine Seelenmesse.[9]

1508 verkaufte Fabri den Nikolaikirchhof, samt dem Pfarrhof, zu dem „eine große Menge Aecker bis nach Ebersbach hin“ gehörte und den seither die Pfarrer besessen hatten, an den Rat.[10]

Am 9. November 1509 entschied der Görlitzer Rat, Martin Fabri einen Schlüssel zur Ablasskiste (Behälter zur Aufbewahrung der Ablassgelder) zu überreichen.[11]

1519 bestätigte der Bischof in Stolpen Martins Testament, das an 48 Personen und Einrichtungen in Meißen, Großglogau und vor allem der Oberlausitz gerichtet war. Sie verpflichteten sich im Gegenzug zu Schmieds Memoria. Beispielsweise Johannes Hass erbte ein „silbernes Gefäß“ und ein Drittel (möglicherweise neben den zwei anderen Testamentsvollstreckern Paul Küchler und Valerius Rosenhain)[12] der von ihm selbst hervorgehoben 6000 rheinischen Gulden „an Zinsen und Baarschaften“, über deren Verteilung er offenbar einen „harten Streit“ unbekannten Ausgangs ansetzte.[13] Der Bischof von Meißen erbte acht Goldgulden.[14]

Schmied war auch sehr gut befreundet mit dem Görlitzer Großhändler Hans Frenzel. Schmied wurde der Taufpate Frenzels ersten, früh verstorbenen Sohnes Johannes (13. Dezember 1512 – 31. Dezember 1512) und vererbte ihm zwei goldene Rubinringe und seiner Frau zwei goldene Ringe mit Diamant und Saphir. Sein „Nachfolger“ Joachim Frenzel erbte vier Gärten.[14][15]

Westliches Portal von St. Nikolai

Martin Schmied starb am 10. April 1520 als „sehr würdiger Jubelpriester“. Er erhielt einen Grabstein vor dem westlichen Eingang bei St. Nikolai, wo er auch bestattet wurde.[7] Dieses Portal als Teil eines „sehenswerth[en]“ Denkmals („ein großes Fenster in der Kirche, darunter ein Doppeleingang in Spitzbogen mit zwei runden Bogen darüber“) hatte Schmied im Jahr zuvor machen lassen.[16] Der von Schmieds „Frömmigkeit […] in seinen letzten Augenblicken“ beeindruckte Johannes Hass war bei seinem Tod zugegen.[13] Sein Nachfolger wurde Franz Rothbart.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Kinne: Martin Fabri. In: Germania Sacra. Dritte Folge. Band 7: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das (exemte) Bistum Meißen, Teil 1: Das Kollegiatstift St. Petri zu Bautzen von der Gründung bis 1569. de Gruyter Akademie Forschung, 2014, ISBN 978-3-11-033223-0, ISSN 0435-5857, S. 970–972 (germania-sacra.de).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard Jecht: Allgemeine Geschichte der Stadt Görlitz im Mittelalter. In: Geschichte der Stadt Görlitz. Band 1; erster Halbband. Verlag des Magistrates der Stadt Görlitz, 1926, S. 304, 307 f., 453 (Scan in der Google-Buchsuche).
  2. a b Johannes Soffner: Geschichte der Reformation in Schlesien. G. P. Aderholz, Breslau 1887, S. 428 (Scan in der Google-Buchsuche).
  3. Ralph Schermann: Görlitzer Katholiken mussten lange auf ihre erste Kirche warten. Im April vor 160 Jahren erfolgte die Weihe der Pfarrkirche Heilig Kreuz auf der Struvestraße. In: Sächsische Zeitung. 27. April 2013, abgerufen am 21. Februar 2022.
  4. Christian Speer: »Vita mercatoris«. Die Autobiographie des Fernhändlers Hans Frenzel aus Görlitz. Edition und Kommentar. In: Lars-Arne Dannenberg, Dietrich Scholze (Hrsg.): Stätten und Stationen religiösen Wirkens. Studien zur Kirchengeschichte der zweisprachigen Oberlausitz (= Sorbisches Institut [Hrsg.]: Schriften des Sorbischen Instituts. Band 48). 1. Auflage. Domowina-Verlag, Bautzen 2009, ISBN 978-3-7420-2136-6, S. 150–179, hier S. 172 (uni-halle.de [PDF; 2,2 MB]).
  5. Theodor Neumann: Geschichte von Görlitz. Heyn, Görlitz 1850, S. 252 (Scan in der Google-Buchsuche).
  6. Richard Jecht: Allgemeine Geschichte der Stadt Görlitz im Mittelalter. In: Geschichte der Stadt Görlitz. Band 1; erster Halbband. Verlag des Magistrates der Stadt Görlitz, 1926, S. 230, 453 (Scan in der Google-Buchsuche).
  7. a b Hermann Kinne: Martin Fabri. In: Germania Sacra. Dritte Folge. Band 7: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das (exemte) Bistum Meißen, Teil 1: Das Kollegiatstift St. Petri zu Bautzen von der Gründung bis 1569. de Gruyter Akademie Forschung, 2014, ISBN 978-3-11-033223-0, ISSN 0435-5857, S. 970–972 (germania-sacra.de).
  8. Hermann Kinne: Martin Fabri. In: Germania Sacra. Dritte Folge. Band 7: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das (exemte) Bistum Meißen, Teil 1: Das Kollegiatstift St. Petri zu Bautzen von der Gründung bis 1569. de Gruyter Akademie Forschung, 2014, ISBN 978-3-11-033223-0, ISSN 0435-5857, S. 971 (germania-sacra.de).
  9. Hermann Kinne: Martin Fabri. In: Germania Sacra. Dritte Folge. Band 7: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das (exemte) Bistum Meißen, Teil 1: Das Kollegiatstift St. Petri zu Bautzen von der Gründung bis 1569. de Gruyter Akademie Forschung, 2014, ISBN 978-3-11-033223-0, ISSN 0435-5857, S. 971–972 (germania-sacra.de).
  10. Theodor Neumann: Geschichte von Görlitz. Heyn, Görlitz 1850, S. 232 (Scan in der Google-Buchsuche).
  11. Enno Bünz, Hartmut Kühne, Peter Wiegand: Johann Tetzel und der Ablass. Begleitband zur Ausstellung »Tetzel – Ablass – Fegefeuer« in Mönchenkloster und Nikolaikirche Jüterbog vom 8. September bis 26. November 2017. Lukas Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86732-262-1, S. 183, 191 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Hermann Kinne: Martin Fabri. In: Germania Sacra. Dritte Folge. Band 7: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das (exemte) Bistum Meißen, Teil 1: Das Kollegiatstift St. Petri zu Bautzen von der Gründung bis 1569. de Gruyter Akademie Forschung, 2014, ISBN 978-3-11-033223-0, ISSN 0435-5857, S. 972 (germania-sacra.de).
  13. a b Johannes Hass. Ein Lebensbild aus der Reformationszeit. In: E. E. Struve (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin. Band 51. E. Remer, Görlitz 1874, S. 121 f. (Scan in der Google-Buchsuche).
  14. a b Pescheck: Geschichtliche Entwickelung wie sich die katholischen Zustände in der Oberlausitz von der Einführung des Christenthums bis zur Annahme der Reformation gestaltet haben. Preisbewerbungsschrift (Fortsetzung des Bd. 24. Jahrg. 1848. S. 346.). In: Joh. Karl Otto Jancke im Auftrage der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin. Band 25. G. Heinze & Comp., Görlitz 1849, S. 127 (Scan in der Google-Buchsuche).
  15. Christian Speer: »Vita mercatoris«. Die Autobiographie des Fernhändlers Hans Frenzel aus Görlitz. Edition und Kommentar. In: Lars-Arne Dannenberg, Dietrich Scholze (Hrsg.): Stätten und Stationen religiösen Wirkens. Studien zur Kirchengeschichte der zweisprachigen Oberlausitz (= Sorbisches Institut [Hrsg.]: Schriften des Sorbischen Instituts. Band 48). 1. Auflage. Domowina-Verlag, Bautzen 2009, ISBN 978-3-7420-2136-6, S. 150–179, hier S. 156 (uni-halle.de [PDF; 2,2 MB]).
  16. Theodor Neumann: Geschichte von Görlitz. Heyn, Görlitz 1850, S. 653 (Scan in der Google-Buchsuche).