Mephistopheles

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. August 2016 um 01:55 Uhr durch Iwesb (Diskussion | Beiträge) (Änderung 156966521 von 95.116.18.157 rückgängig gemacht; hier gehts um die Figur, nicht den Namen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mephistopheles (kurz: Mephisto) ist der Name des oder eines Teufels im Fauststoff. Es handelt sich um einen dienstbaren Geist, der um Beistand angerufen oder als Paredros (spiritus familiaris) magisch herbeigezwungen wurde und dem Namen nach den Abfallgruben mittelalterlichen Zauberwesens entsprungen zu sein scheint und so Eingang in die Literatur gefunden hat.

Zeichnung Mephistopheles' über Wittenberg von Eugène Delacroix

Etymologie

Die etymologische Herkunft des Namens ist nicht genau geklärt. In der Historia von D. Johann Fausten und bei Christopher Marlowe findet sich die Form Mephostophilis, während es bei William Shakespeare Mephistophilus ist. In den alten Volksbüchern und Puppenspielen finden sich verschiedene Varianten wie Mephostophiles, Mephostophilus, aber auch die heute geläufigste und bei Johann Wolfgang Goethe verwendete Form Mephistopheles.

Daraus folgen unterschiedliche Herkunftsmöglichkeiten:

  1. Eine Herleitung aus dem Hebräischen liegt nahe, nämlich eine Verbindung der zwei Partizipien mephir, auch mefir (Zerstörer, Verderber) und tophel (Lügner). [1]
  2. Die ältere Form Mephostophiles lässt sich (mit griechisch me, „nicht“, und phosto, „Licht, Faust“) deuten als „der das Licht/den Faust nicht liebt“.
  3. Mephistophiles könnte auf Latein mephitis („schädliche Ausdünstung der Erde“)[2] und Griechisch phílos („Liebe“) zurückgehen („der den Gestank Liebende“).

Eventuell bezieht sich das Volksbuch Historia von D. Johann Fausten von 1587, in welchem die Sage erstmals in gedruckter Form erscheint, auch auf Mephitis, die italienische Schutzgöttin der schwefelhaften Ausdünstungen.

Mephistopheles-Figuren in der Literatur

Johann Faust

Briefmarke von 1979: Johannes Faust mit Homunculus, Mephistopheles

In den Sagen um die historische Person Johann Georg Faust ist Mephistopheles ein Teufel, der mit Faust einen Teufelspakt eingeht: Mephisto verpflichtet sich, Faust solange zu dienen, bis er einen ganz bestimmten Satz sagt, bzw. bis der ausgehandelte Zeitabschnitt abgelaufen ist (s.Volksbuch). Erst dann tauschen sie die Rollen und Faust ist dem Teufel verpflichtet. Dabei ist der Teufel eine relativ undefinierte Gestalt ohne eigene Persönlichkeit, er dient nur als Erklärung für Fausts Zauberkünste.

Christopher Marlowe

In Christopher Marlowes Drama Die tragische Historie vom Doktor Faustus aus dem Jahre 1589 tritt Mephistopheles neben Beelzebub als Abgesandter Luzifers auf und schließt mit Faust einen Teufelspakt.

Goethe

Als Antagonist in Johann Wolfgang Goethes Faust-Tragödie (Urfaust, Faust I, Faust II) versucht Mephisto eine Wette mit Gott abzuschließen. Er sagt, es werde ihm gelingen, den Doktor Heinrich Faust vom rechten Wege abzubringen. Nach einer folgenden Abmachung mit Faust selbst wäre dies alsdann gelungen, wenn Faust einen Augenblick so schön findet, dass er ihn auf Dauer festhalten möchte.

Diese Darstellung des Mephisto hat nicht sehr viel mit christlich-dogmatischen Vorstellung des Teufels zu tun. Goethes Mephisto verkörpert das Prinzip der Negation, ohne Seelenheil, Höllenfurcht etc. So lässt Goethe Mephisto von sich selbst sagen: „Ich bin der Geist der stets verneint! / Und das mit Recht; denn alles was entsteht / Ist werth daß es zu Grunde geht; / Drum besser wär’s daß nichts entstünde. / So ist denn alles was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element.“ (V. 1338–1344)

Bereits im Prolog gibt sich Mephistopheles selbst als Element der Welt zu erkennen und somit auch als eine „Schöpfung“ des Herrn. Als eine solche Schöpfung ist er eingebunden in den göttlichen Plan. Dieser besteht im ewigen Wandel, der sowohl die Schöpfung als auch die Zerstörung beinhaltet. Mephisto, als das Prinzip der Negation, ist deshalb für das Funktionieren der Welt zwingend notwendig und daher auch im Himmel geschätzt. Er bezeichnet sich selbst in Goethes Tragödie als „Ein Theil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ (V. 1336–1337)

Sein eigentliches Ziel, die Zerstörung bzw. Verneinung der gesamten Schöpfung, kann er aber natürlich nie erreichen, da er im Grunde von Gott (als Sinnbild der Gesamtheit) gelenkt wird. Und obwohl Mephisto sich seiner Rolle voll und ganz bewusst ist, geht er seiner Arbeit immer mit ganzer Kraft nach. Er gilt als der beeindruckendste Charakter in Goethes Faust.

Es ist niemals wirklich zu erkennen, was ihn treibt; doch gibt er sich alle Mühe in einem Wettstreit, dessen Ergebnis schon längst feststeht.

Ein weiterer Interpretationsansatz ist es, die dramatische Figur des Mephistopheles als Veräußerung des Inneren Fausts zu sehen. Er stellt den zerstörerischen Teil Fausts (und damit auch des Menschen) dar.

Klaus Mann

Der Roman Mephisto von Klaus Mann (erschienen 1936 im Exil) erzählt die Geschichte des Schauspielers Hendrik Höfgen (basierend auf der realen Person Gustaf Gründgens), der sich während der Zeit des Nationalsozialismus mit den Machthabern arrangiert. Die Rolle des Mephisto in Goethes Faust gehört zu Höfgens (wie Gründgens’) Paraderollen. 1981 wurde der Roman von István Szabó mit Klaus Maria Brandauer in der Hauptrolle verfilmt (siehe Mephisto (Film)).

Weitere Verwendungen

Zusätzlich zu den oben angeführten Beispielen kommt die Figur des Mephistopheles auch an anderer Stelle vor:

  • Im japanischen Anime Ao No Exorcist taucht eine Figur namens Mephisto Pheles auf.
  • Im Anime Suite Precure heißt der Bösewicht Mephisto.
  • Im Computerspiel Diablo II ist Mephisto Herr des Hasses und eines der drei Übel.
  • Im Computer- und Konsolenspiel Sims 3 trägt der Sensenmann den Namen: Mephisto Schauder

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Irene Gerber-Münch (1997): Goethes Faust. Eine tiefenpsychologische Studie über den Mythos des modernen Menschen.
  • Carl Gustav Jung: Psychologie und Alchemie.
  • Carl Gustav Jung: Symbolik des Geistes.

Einzelnachweise

  1. Andrea Komp: Faust I - Inhalt, Hintergrund, Interpretation, Verlag Mentor, München, 2008, S. 42
  2. http://www.albertmartin.de/latein/?q=+mephitis+&con=0