Minion (Schriftart)

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Minion
Schriftart Minion
Kategorie Serif
Schriftfamilie Minion
Schriftklassifikation Französische Renaissance-Antiqua
Schriftdesigner Robert Slimbach
Auftraggeber Adobe Type
Erstellung 1990

Minion ist der Name einer von Robert Slimbach 1990 für Adobe Systems entworfenen digitalen Satzschrift.

Es handelt sich um eine Textschrift im Stil der Französischen Renaissance-Antiqua, die etwas zurückhaltender gestaltet ist als die ähnliche Adobe Garamond, die ebenfalls von Slimbach entworfen wurde. Günter Schuler hebt „das ruhige, ausgeglichene Schriftbild“[1] der Minion hervor, die in unaufdringlicher Weise gute Lesbarkeit mit ästhetisch ansprechender Gestaltung verbindet und daher häufig als Brotschrift für Fließtext in Büchern und Zeitschriften verwendet wird.

Der Name Minion (abgeleitet von französisch mignonne) ist eine altertümliche Schriftgrößenbezeichnung aus der englischen Setzersprache und bezeichnet ursprünglich eine Schriftgröße von 7 Punkt (entsprechend der deutschen Kolonel oder Mignon).

Die ursprünglich im PostScript-Format veröffentlichte Schrift erschien im Laufe der Jahre in verschiedenen Varianten.

Minion

Die ursprüngliche Version der Minion umfasste den Adobe-ISO-Zeichensatz. Sie wurde ergänzt durch zusätzliche Expert-Zeichensätze mit Sonderzeichen, Kapitälchen, Ligaturen, Mediävalziffern und verzierten Buchstabenvarianten (swash) sowie Ornamenten.

Eine Besonderheit der Schrift war, dass sie von Anfang an in zwei verschiedenen optischen Größen veröffentlicht wurde; neben der Regular-Variante für Lesegrößen gab es eine Display-Variante für Überschriften, jeweils mit der dazugehörigen Kursive. Die beiden Varianten wiesen Unterschiede in den Proportionen und Strichstärken der Buchstaben auf, um den Leseeindruck für den jeweiligen Anwendungs- und Schriftgrößenbereich zu optimieren. Für die halbfetten und fetten Schriftschnitte gab es nur eine einzige Variante, ebenso für die schmalen (condensed) Schnitte.

Minion Cyrillic

Die Minion Cyrillic wurde 1992 von Robert Slimbach als Version in kyrillischer Schrift entwickelt. Für sie gab es weder Expert-Zeichensätze noch Display-Größen.

Minion MM

Ebenfalls 1992 erschien eine weiterentwickelte Variante in der (von Adobe inzwischen nicht mehr unterstützten) Multiple-Master-Technologie, die es dem Benutzer erlaubte, Laufweite, Strichstärke und optische Größe der Schrift selbst zu verändern und so eigene Abwandlungen der Schrift zu schaffen.

Minion Std Black

Die Minion Standard Black war die erste Variante der Minion, die im Open-Type-Format mit deutlich vergrößertem Zeichenvorrat erschien. Sie wurde später nicht in die Minion-Pro-Familie integriert, sondern blieb als gesonderte Schrift erhalten.

Minion Pro

Im Jahr 2000 stellte Adobe die Minion komplett auf das Open-Type-Format um und veröffentlichte die Schriftfamilie neu unter dem Namen Minion Pro. Die Minion Pro basiert auf der Minion MM, im Zuge der Umstellung auf Open Type wurden die Schriften jedoch nochmals überarbeitet und Anpassungen bei Zeichenabständen und Unterschneidungen vorgenommen.[2]

In dieser Version umfasst die Minion-Schriftfamilie jetzt vier Stärken (Regular, Medium, Semibold und Bold), jeweils mit den entsprechenden Kursiven, zwei Laufweiten (normal und schmal (Condensed)) und vier optische Größen (Caption, Regular, Subhead und Display). Neben den Schriftvarianten, die früher in den Expert-Zeichensätzen erhältlich waren, enthalten die Minion Pro-Schriften auch die kyrillischen Zeichen der Minion Cyrillic sowie Zeichen für mitteleuropäische Sprachen, Griechisch und Vietnamesisch.

Optische Größen Caption Regular Subhead Display
Geeignet für Punktgrößen 6–8,4 8,5–13 13,1–19,9 20+

Minion Web und Web Pro

Die Minion Web ist eine TrueType-Version der Minion, die hauptsächlich für die Bildschirmanzeige und die Gestaltung von Webseiten gedacht ist. Sie umfasst daher auch nur den Adobe-ISO-Zeichensatz. Die Minion Web wurde mit Microsofts Webbrowser Internet Explorer 4.0 mitgeliefert. Die Minion Web Pro ist eine spätere Version mit erweitertem Zeichensatz.

Minion Math

Diese Variante der Schrift wurde seit 2002 durch Johannes Küster von der typoma GmbH ursprünglich unter dem Namen typoma MnMath für mathematische Anwendungen entwickelt. Sie erschien erstmals im November 2008 als Open-Type-Schrift in denselben Stärken und optischen Größen wie die Minion Pro, verfügt aber zusätzlich über die optische Größe Tiny für Schriftgrößen unter 6 Punkt. Mit Ausnahme der Tiny-Größe, die einen kompletten Zeichensatz enthält, ist die Minion Math als Ergänzung zur Minion Pro konzipiert und umfasst nur mathematische Sonderzeichen, zurzeit (2011) etwa 2900 Zeichen pro Schriftschnitt. In ihrer endgültigen Form soll sie alle mathematischen Unicode-Zeichen sowie zahlreiche weitere Symbole enthalten.[3]

Minion in fremden Schriften

Adobe verwendet die lateinischen Zeichen der Minion auch in Schriftfamilien für andere Schriftsysteme wie Adobe Arabic (Arabisch), Adobe Hebrew (Hebräisch), Adobe Thai (Thai), Adobe Song (vereinfachtes Chinesisch).

Einsatz im Corporate Design

Eine Reihe von Firmen und Institutionen verwendet die Minion im Rahmen des Corporate Design als grundlegende oder ergänzende Hausschrift für Korrespondenz und Veröffentlichungen, darunter Air France, Deutsche Post AG und DHL, Hoffmann-La Roche, der Springer Wissenschaftsverlag, die Universität Wien und die Carl Zeiss AG.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Günter Schuler: body types. Kompendium der Satzschriften: Serif, Sans Serif und Slab Serif. Smart Books, Kilchberg 2003, S. 225
  2. Type 1 („PostScript“) to OpenType font conversion
  3. typoma Schriften
  4. http://www.typografie.info/3/page/hausschriften.html – Liste von Hausschriften, abgerufen am 18. Januar 2014.