Moorbad

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. August 2016 um 02:08 Uhr durch 195.178.1.104 (Diskussion) (→‎Weblinks: - gelöscht, da Links ungültig). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Frau nach einem Moorbad, Darstellung auf einer Ansichtskarte von 1927

Ein Moorbad ist ein Voll- oder Teilbad in mit Wasser vermischtem Badetorf, der in Mooren abgebaut wird. Moorbäder werden in vielen Kurorten angeboten, lassen sich aber auch zu Hause in der Badewanne zubereiten. Frisch zubereiteter Badetorf besitzt jedoch eine bessere Heilwirkung. Moorbad bzw. Moorheilbad ist auch eine Zusatzbezeichnung für Kurorte, die Mooranwendungen anbieten.

Ein Schlammbad ist eine Thermalwasser-Badeanlage, bei der (meist heilkräftiges) Schlammsediment durch Untertauchen oder Bestreichen auf die Haut aufgetragen wird. Siehe dazu den Artikel über „Fango“. In der Türkei existiert beispielsweise ein Schlammbad in Sultaniye nahe Dalyan. In den USA waren selbst hergestellte Schlammbäder ein Partygag.

Die wirksamen Bestandteile des Torfs sind erst zum Teil analysiert. Unter Medizinern ist teilweise umstritten, welche Beschwerden durch Moorbäder und -packungen gelindert oder geheilt werden können. Die Verwendung von Moor bzw. Badetorf ist ein Teil der Balneotherapie.

Schon Paracelsus hat "Moor" als Heilmittel bei verschiedenen Erkrankungen empfohlen. In der Neuzeit sollen Soldaten Napoleons für die Einrichtung der ersten deutschen Moorbäder gesorgt haben, nachdem sie diese in Ägypten kennengelernt hatten. Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte ließ nach der Völkerschlacht bei Leipzig für die Truppen das erste Kurbad mit Mooranwendungen in Bad Nenndorf einrichten. Allerdings soll es schon 1802 ein Moorbad in Bad Pyrmont gegeben haben. Im 19. Jahrhundert entstanden Moorbäder in zahlreichen europäischen Kurorten, u. a. in Marienbad (1813), Franzensbad (1827) Karlsbad (1836) und Bad Aibling (1845).

Wirkung

Wirkung allgemein

Badetorf ist ein sehr guter Wärmespeicher, der die Wärme lange hält und bei einem Bad langsam an den Körper abgibt, und zwar deutlich langsamer als Wasser. Hierbei sind sogenannte „wässrige“ Moorbäder, die man auch in der Badewanne anwenden kann, weniger wirksam als dickbreiige Moorbäder, die die Wärme deutlich länger speichern und langsamer an den Körper abgeben. Deshalb nutzt man Moorbäder als so genannte Überwärmungsbäder mit einer Temperatur bis zu 46 Grad Celsius, die in diesem Medium als weniger heiß empfunden werden. Etwa 20 Minuten im Moorbad lassen die Körpertemperatur um etwa zwei Grad ansteigen, was einem künstlichen Fieber entspricht. Durch die Erwärmung des Körperkerns sollen endokrine und vegetative Regelkreise beeinflusst werden, was sich indirekt positiv auf das Immunsystem auswirken und den Stoffwechsel anregen soll. Außerdem entspannt sich durch die Wärme die Muskulatur. Eventuell eintretende Herz-Kreislaufprobleme können mit einem Herzkühler umgangen werden.

Bekannt ist, dass der Badetorf unter anderem entzündungshemmende Substanzen wie Huminsäuren enthält. Bei Moorpackungen, die nur mit umschriebenen Hautarealen in Verbindung kommen, sollen Huminsäuren das wirksame Agens darstellen. Den Moorbehandlungen wird ferner eine nachhaltig entspannende Wirkung auf das Nervensystem zugeschrieben.

Die Beeinflussung des Hormonhaushalts konnte in klinisch experimentellen Studien mit dickbreiigen Moorvollbädern nachgewiesen werden, wobei hier auch im Torf konservierte und regional unterschiedlich auftretende Pflanzenkonstellationen eine Rolle spielen könnten. Selbst bei Unfruchtbarkeit wurden statistisch relevante Erfolge erzielt. Die medizinische Forschung hierzu ist aber längst nicht abgeschlossen.

Dickbreiige Variante

Bei der dickbreiigen Variante wird die allgemeine Wirkung ergänzt durch einen Schwebeeffekt wegen der verglichen mit Wasser wesentlich geringeren Verdrängung, durch den eine relative Schwerelosigkeit gegeben ist und der den gesamten Gelenkapparat des Körpers für die Dauer des Bades weitestgehend entlastet. Damit eignet sie sich auch zur Behandlung rheumatischer Beschwerden und anderer Gelenkserkrankungen.

Hygiene und Recycling

Aus hygienischen Gründen ist ein Gemeinschaftsbad in Moor bzw. Badetorf nicht empfehlenswert. Als Bestandteil einer Kur sind Einzelbäder in der Wanne üblich, wobei der Torf jeweils nur einmal verwendet werden sollte.

In anerkannten Moorheilbädern wird der einmalig verwendete gemahlene Torf zurück in die Abbaugebiete verbracht, nach mehrjähriger Regenerationsphase erneut abgebaut und wiederverwendet.

Indikationen

Von Medizinern werden Moorbäder empfohlen bei:

Kontraindikationen

Nicht zu empfehlen sind Moorbäder bei:

Siehe auch

Weblinks

Commons: Moorbad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

MDR-Beitrag "Heilendes Moor"