Mopsfledermaus

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Mopsfledermaus

Zeichnung von Mopsfledermäusen

Systematik
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Überfamilie: Glattnasenartige (Vespertilionoidea)
Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)
Unterfamilie: Eigentliche Glattnasen (Vespertilioninae)
Gattung: Mopsfledermäuse (Barbastella)
Art: Mopsfledermaus
Wissenschaftlicher Name
Barbastella barbastellus
Schreber, 1774

Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), verdeutlichend auch Westliche Mopsfledermaus genannt, gehört innerhalb der Fledermäuse zu den Glattnasen und ist leicht von anderen europäischen Arten zu unterscheiden.

Merkmale

Die Größe beträgt zwischen 4,5 und 5,8 Zentimeter mit einer Spannweite von 26 bis 29 Zentimeter bei einem Gewicht von 6 bis 13 Gramm. Ihren Namen bekam sie durch die mopsartige Schnauze. Ihr Fell und die Flughäute sind fast schwarz, die Bauchseite dunkelgrau. Die Ohren sind breit und an der Basis zusammengewachsen. Das bekannte Höchstalter ist 18 Jahre.

Ernährung und Jagdverhalten

Mopsfledermaus im Flug

Sie hat eine schmale Kieferspalte und ernährt sich deswegen von kleinen Insekten wie Käfern, Nachtfaltern und Mücken, die sie in Wäldern oder in der Nähe von Wäldern jagt. In den frühen Abendstunden geht sie auf ihre Beutezüge und bejagt ihre Beutetiere mit Echoortungslauten zwischen 30 und 35 kHz in der Höhe der Baumkronen oder dicht in der Höhe von "Gehölzen". Im Gegensatz zu anderen Fledermäusen ist ihre Ruffrequenz nicht häufig, deshalb wird sie auch als sogenannte „stumme Art“ beschrieben. Nach neueren Erkenntnissen sendet sie bei der Jagd zwei verschiedene Ortungslaute aus Mund und Nase, wobei beide Signale dabei unterschiedliche Aufgaben haben. Das Signal aus der Nase ist nach oben gerichtet und dient der Fledermaus zum Auffinden von Insekten. Das nach unten gerichtete Signal aus dem Mund hilft ihr, sich in ihrer Umgebung zu orientieren.[1] Die Mopsfledermaus kann allerdings auch sehr gut in häufiger Rufrate bei der schnellen Jagd entlang von Randstrukturen beobachtet werden. Im Rahmen einer Promotion (Dr. Volker Runkel) wurden Individuen der Mopsfledermaus beinahe ausschließlich am Waldrand und entlang von Waldwegen beobachtet. Dort flog sie mit bis zu 10 m/s entlang. Die hohe Geschwindigkeit erklärt u. U. die fälschliche Bezeichnung als stumme Art. In Kronenhöhe wurden im selben Gebiet in Nordbayern keine Mopsfledermäuse im Rahmen einer zweijährigen Untersuchung zur Eignung von Wäldern ermittelt.

Ruheplätze

Mopsfledermaus im Winterschlaf

Die Sommerquartiere und Wochenstuben, die um die 15 bis 20 Weibchen umfassen, befinden sich meist im Wald oder in der Nähe eines Waldes. Dort bewohnt sie Spalten in und an angrenzenden Gebäuden oder Bäumen in den Wäldern. Die Quartiere werden regelmäßig, manchmal auch täglich, gewechselt. Sie ist ein sehr kälteresistentes Tier und bezieht ihre Winterquartiere erst bei starkem Frost. Dann bewohnt sie die Eingangsbereiche unterirdischer Plätze, wie Stollen, Gewölbe und Keller bei zwei bis fünf Grad. Der kurze Winterschlaf findet von November bis Anfang März statt.

Fortpflanzung und Geburt

Zwischen Juni und Juli werden ein bis zwei Junge geboren.

Verbreitung

Sie kommt in Europa und im Mittelmeerraum vor. In Deutschland wurden vorwiegend in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen kleine Kolonien und Einzeltiere gefunden. 2004 wurde im Hunsrück in der Nähe des Flughafens Hahn eine Population entdeckt. In anderen Gebieten gilt sie, aufgrund mangelnder Funde, als ausgestorben. Laut Freie Presse vom 12. April 2007 ist die Mopsfledermaus auch im Bereich Vorerzgebirge beheimatet. In Baden-Württemberg wurde sie in Tunneln der Sauschwänzlebahn entdeckt, weshalb der Betrieb der Bahn von der Naturschutzbehörde des Schwarzwald-Baar-Kreises seit 2012 im Zeitraum vom 1. November eines Jahres bis zum 31. März Folgejahres (Winterfahrverbot) untersagt wurde.[2] Auch bei Michelstadt wurden Mopsfledermausrufe aufgezeichnet, dies konnte jedoch nicht die Genehmigung einer Windparkanlage verhindern.[3]

Bedrohung und Schutz

Durch Quartiersverluste an und in Gebäuden ist sie stärker auf den Wald angewiesen. Weitere Bedrohungen sind Insektizide und Habitatveränderungen. Funde dieser Fledermaus sind sehr selten, deswegen steht sie auf der Rote Liste gefährdeter Arten, die IUCN listet sie als gefährdet (vulnerable).

Ein Auftreten der Mopsfledermaus im Hunsrück verzögerte den Ausbau einer Startbahn am Flughafen Frankfurt-Hahn. Sie musste schließlich umgesiedelt werden.[4]

Die Mopsfledermaus wird von der Europäischen Union in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie geführt und gilt somit als streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. In Deutschland ist die Mopsfledermaus als eine Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung eingestuft.[5]

Weblinks

Commons: Barbastella barbastellus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anna-Maria Seibert, Jens C. Koblitz, Annette Denzinger, Hans-Ulrich Schnitzler: Bidirectional Echolocation in the Bat ’Barbastella barbastellus’: Different Signals of Low Source Level Are Emitted Upward through the Nose and Downward through the Mouth. In: Plos One. Band 10, Nr. 9, 9. September 2015, e0135590, doi:10.1371/journal.pone.0135590.
  2. Verwaltungsgericht Freiburg, Pressemitteilung vom 21. September 2015: Kein Winterbetrieb der Sauschwänzlebahn. Abgerufen am 15. Oktober 2015.
  3. Mopsfledermäuse verhindern Michelstädter Windrad nicht. 22. Juni 2015, abgerufen am 23. Juni 2015.
  4. Focus vom 2. Juni 2005: Airport - Mopsfledermäuse machen Ärger Abgerufen am 22. August 2014
  5. Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands auf der Homepage des Bundesamtes für Naturschutz, abgerufen am 3. Juni 2016