Museum Deutscher Fayencen

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Museum Deutscher Fayencen

Museumshinweis am Nebengebäude des Schloss Höchstädt
Daten
Ort Höchstädt an der Donau Welt-IconKoordinaten: 48° 36′ 36,5″ N, 10° 34′ 26,7″ O
Art
Kunstgeschichte
Architekt 17. Jhd.
Eröffnung 2010
Betreiber
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
Website
ISIL DE-MUS-786516

Das Museum Deutscher Fayencen zeigt deutsche Fayencen des 17. und 18. Jahrhunderts. Es informiert über die Geschichte, Produktionsweise und Berufe dieser Keramikkunst.[1] Anhand von Exponaten werden typische Dekore und Materialien erklärt.[2] Die Bedeutung der Fayence für die Wohn- und Tischkultur des Barock und Rokoko wird verdeutlicht.[3] Mit rund 1.000 Exponaten zählt die Sammlung an Fayencen zu den größten und bedeutendsten in Europa.[4] Bereits in der Planungsphase 2009 stand fest, dass das Museum Deutscher Fayencen in seiner Art einzigartig in Deutschland sein wird.[5]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Museum ist im Schloss Höchstädt in Höchstädt an der Donau untergebracht. Der Fayencemarkt in Deutschland wurde im 17. und 18. Jahrhundert von rund 100 Manufakturen bestritten.[2] Höchstädt selbst verfügte über keine eigene Fayence-Manufaktur. Doch der Ort liegt umgeben von traditionsreichen Herstellungsorten wie Oettingen in Bayern, Augsburg oder Friedberg. Im nahegelegenen Donauwörth existierte ab 1740 für ein Jahr eine eigene Manufaktur.[6] Das Museum Deutscher Fayencen ist im ersten Stock des Schlosses angesiedelt, in den ehemaligen pfalzgräflichen Wohnräumen.[7] Die Ausstellungsfläche umfasst beinahe 900 Quadratmeter.[8]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen erwarb die meisten der hochwertigen Ausstellungsobjekte in den Jahren 1989 bis 1991 aus der Sammlung Klaus Nottbohm. Hinzu kamen kostbare Exponate aus der Münchner Residenz und eigene Ausstellungsstücke. Ankäufe und Schenkungen folgten mit den Jahren.[6][9]

Im Jahr 2005 veröffentlichte die Bayerische Schlösserverwaltung, dass in Schloss Höchstädt ein Museum deutscher Fayencen eingerichtet werden soll. Bis die Restaurierung des Obergeschosses abgeschlossen sein würde, wurden in anderen Räumen der Anlage 200 der etwa 1.000 Fayencen ausgestellt.[7]

Bei der Renovierung der Räumlichkeiten, wurden Wandmalereien aus dem 18. und 19. Jhd.[6] entdeckt,[5] die ebenso wie die Stuckkassettendecken von ca. 1600 Teil der Ausstellungsräume sind.[6]

Vier Monate vor der Eröffnung waren die meisten der 1.000 Exponate schon vor Ort. Ab dem 21. Dezember 2009 installierte der Ofenbauer Matthias Pittroff einen Fayenceofen, in leicht verkleinertem Maßstab.[10] Der Ofen wurde in dreiwöchiger[10] Arbeit nach Skizzen von Cipriano Piccolpasso aus dem 16. Jahrhundert hergestellt.[11]

Am 29. April 2010 wurde das erste „Museum Deutscher Fayencen“ vom damalige bayerischen Finanzminister Georg Fahrenschon eröffnet.[12] Mit der Eröffnung des Museums als weiteres kulturelles Angebot, hoffte der Sprecher der Schlösserverwaltung Jan Björn Potthast, „dass das Höchstädter Schloss ein Kulturzentrum in der Region wird.“[13]

Im Jahr 2012 folgte der Bau eines modernen Nebengebäudes als Empfang für die Museen am Schloss. Auf der großflächigen Fassade werden das Museum Deutscher Fayencen und aktuelle Ausstellungen annonciert.[14]

Das Museum beteiligt sich an institutionenübergreifenden Themenveranstaltungen, wie beispielsweise der Barockwoche der Bayerische Schlösserverwaltung in 2010.[15]

Das Museum Deutscher Fayencen wählte den Mops als Erkennungstier.[1] Die Hunderasse, aber auch der Mops-Orden und seine skurrilen Praktiken waren in der Zeit der Fayence sehr populär.[16]

Exponate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stand 2021 sind Ausstellungsstücke aus insgesamt 58 Fayence-Manufakturen im Bestand des Museums.[6] Als Künstler sind nicht nur Manufakturen vertreten, sondern auch Hausmaler, wie beispielsweise Abraham Halmhack (1654–1724).[17] Die meisten Exponate stammen aus der Blütezeit der deutschen Fayence, von 1730 bis 1770.[6] Die Präsentation der Museumsobjekte erfolgt mitunter in Szenen ihres Gebrauchs, wie zum Beispiel ein eingedecktes Tafelservice.[1] Anekdoten begleiten die Exponate. Die Museumskonzept enthält interaktive Elemente.[2] Kinder und Jugendliche werden gezielt angesprochen.[18]

Die Bandbreite der Schaustücke zeigen sowohl Nutz- als auch Prestigeobjekte,[19][4] einfache oder in der Produktion teure, mit Muffelfarbe bemalte Exemplare.[20] Die Exponate zeigen handwerkliches Können und kreatives Einfallsreichtum. Selbst die schlicht gestalteten Alltagsgegenstände, wie Geschirr für die Morgentoilette oder Nachttöpfe, sind dekorativ verziert.[21] Andere Nutzgegenstände sind üppig gestaltet und bemalt. Sie erfüllten ihre Funktion und sorgten für Gesprächsstoff.[22]

Verzierungen mit mystischen Wesen fanden häufig Verwendung bei kulinarischen Objekten.[23] Andere Exemplare illustrieren die damals neue Konsumgewohnheit Kaffee, in Gegenständen und Dekorationsmotiven.[24] Ausgestellt sind ferner Stücke mit Jagdszenen.[25]

Auswahl an Exponaten

Die Herstellung von Fayencen wird anhand der Reproduktion des Brennofens verdeutlicht.[11] Der Ofen veranschaulicht die Schwierigkeit, die exakt benötigte Temperatur einzuheizen.[10] Die schwierigen Arbeitsbedingungen unter hohen gesundheitlichen Belastungen[38] der Fayenciers wird nachvollziehbar.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  • 16seitige Kinderzeitschrift: Tanja Kohwagner-Nikolai: Über den Tellerrand: Fayence-Nachrichten aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010.[39]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Ines Holzmüller, Franziska Wimberger: Museum Deutscher Fayencen. In: schloss-hoechstaedt.de. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, abgerufen am 1. Mai 2021.
  2. a b c d Museumseröffnung am 29. April 2010 – Ein Blick "Über den Tellerrand" in das Zauberreich der Fayence. In: schloesser.bayern.de. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 26. März 2010, abgerufen am 15. Mai 2021.
  3. Kulturgeschichte der Corrida – Mokka, Mops & Muffelfarbe. In: wissenschaft.de. Konradin Medien GmbH, 8. April 2010, abgerufen am 21. Mai 2021.
  4. a b Schloss Höchstädt geht in die Verlängerung: Fayencen-Museum noch bis zum 7. November geöffnet. In: schloesser.bayern.de. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 17. September 2010, abgerufen am 13. Mai 2021.
  5. a b Saison-Eröffnung in Schloss Höchstädt: Vorfreude auf das Deutsche Fayencemuseum. In: schloesser.bayern.de. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 31. März 2009, abgerufen am 13. Mai 2021.
  6. a b c d e f Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 7 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  7. a b "Museum deutscher Fayencen" in Schloss Höchstädt geplant. LfA Förderbank Bayern unterstützt neues Museum mit wertvoller Dauerleihgabe. In: schloesser.bayern.de. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 14. April 2005, abgerufen am 13. Mai 2021.
  8. Über den Tellerrand … Museum Deutscher Fayencen in Schloss Höchstädt an der Donau. In: keramik-atlas.de. Deguto Werbeagentur GmbH, abgerufen am 15. Mai 2021.
  9. Eva Meier: Im Zauberreich der Fayence. In: bayerische-staatszeitung.de. Verlag Bayerische Staatszeitung GmbH, 30. April 2010, abgerufen am 21. Mai 2021.
  10. a b c Arbeiten am Museum Deutscher Fayencen laufen auf Hochtouren. In: schloesser.bayern.de. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 18. Dezember 2009, abgerufen am 15. Mai 2021.
  11. a b Referenze im Detail, Brennofen Piccolpasso. In: pittroff-keramik.de. Matthäus Pittroff GbR, abgerufen am 1. Mai 2021.
  12. Erstes Museum Deutscher Fayencen eröffnet. In: schloesser.bayern.de. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 29. April 2010, abgerufen am 13. Mai 2021.
  13. Berthold Veh: Höchstädter Schloss wird zur Erlebniswelt. In: augsburger-allgemeine.de. Augsburger Allgemeine, 28. April 2010, abgerufen am 15. Mai 2021.
  14. Museum Deutscher Fayencen, Schloss Höchstädt. In: konvortec-glasfassaden.de. Konvortec GmbH&Co. KG, abgerufen am 15. Mai 2021.
  15. Zurück zum Barock. In: donaukurier.de. Donaukurier GmbH, 6. Juli 2010, abgerufen am 21. Mai 2021.
  16. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 134 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  17. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 32 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  18. Das Programm der Eröffnungstage im Museum Deutscher Fayencen in Schloss Höchstädt. In: schloesser.bayern.de. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 29. April 2010, abgerufen am 15. Mai 2021.
  19. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 41 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  20. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 22 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  21. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 28 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  22. a b Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 97 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  23. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 99 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  24. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 112 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  25. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 125 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  26. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 64 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  27. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 114 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  28. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 132 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  29. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 91 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  30. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 59 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  31. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 107 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  32. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 104 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  33. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 119 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  34. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 121 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  35. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 69 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  36. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 71 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  37. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 128 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  38. Uta Piereth, Friederike Ulrichs: Museum Deutscher Fayencen. in Schloss Höchstädt. Hrsg.: Bayerische Schlösserverwaltung. München 2010, ISBN 978-3-932982-97-2, S. 31 (Ausgabe mit CD: 978-3-932982-98-9).
  39. Dr. Tanja Kohwagner-Nikolai. In: uni-bamberg.de. Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 27. Oktober 2016, abgerufen am 27. Mai 2021.