Mäuse-Gerste

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Mäuse-Gerste

Mäuse-Gerste (Hordeum murinum)

Systematik
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Tribus: Triticeae
Gattung: Gerste (Hordeum)
Art: Mäuse-Gerste
Wissenschaftlicher Name
Hordeum murinum
L.

Die Mäuse-Gerste (Hordeum murinum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Gersten (Hordeum) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Es wird in Mitteleuropa häufig als „Unkraut“ angesehen. Als Futtergras ist es ungeeignet, da die Grannen Schleimhautreizungen verursachen können.

Beschreibung

Illustration aus Flora Batava, Volume 5
Hordeum murinum subsp. murinum, Ährchendrilling; A: Seitenansicht; B: Untersicht; C/D: Aufsicht, auf einem Stück der Ährenspindel (x) sitzen ein Mittelährchen und zwei gestielte Seitenährchen (Spi, Spicula). Diese weisen jeweils am Grund zwei grannenförmige Hüllspelzen (Glu, Gluma) auf. Die Ährchen bestehen jeweils nur aus einer Blüte welche in eine Deckspelze (Lem, Lemma) und Vorspelze (Pal, Palea) eingehüllt ist.

Vegetative Merkmale

Die Mäuse-Gerste wächst als eine krautige Pflanze, die nur selten Wuchshöhen von 40 Zentimeter überschreitet, im Durchschnitt aber 20 bis 30 Zentimeter erreicht; sie bleibt also relativ niedrig. Die Pflanzen können sowohl einjährig wachsen, als auch überwintern (überjährig). Die grasgrünen Laubblätter reichen bis kurz unter die Ähre. Die Blattscheide des obersten Blattes ist bauchig aufgeblasen und verdeckt oft etwas die Ähre.

Generative Merkmale

Wie alle Gersten-Arten ist die Mäuse-Gerste ein Ährengras. Die Ähre weist insgesamt eine Länge zwischen 5 und 12 Zentimetern auf. An jedem Knoten der Ährenachse sitzen drei einblütige Ährchen, und zwar ein starkes, zwittriges Mittelährchen und zwei gestielte, männliche und daher deutlich kleinere Seitenährchen. Die äußeren Hüllspelzen der beiden äußeren Ährchen sind fast zu Grannen reduziert. Die Hüllspelzen des mittleren Ährchens sind bewimpert. Die Grannen der Hüllspelzen sind bis 2,5 Zentimeter lang. Die Mäuse-Gerste blüht immer, wenn die Temperaturen lange genug ausreichend hoch waren, in Mitteleuropa in der Regel von Mai bis Oktober.

Die Früchte der Mäuse-Gerste sind einsamige Schließfrüchte (Karyopsen). Die essbaren Samen sind aber sehr klein; daher rührt der Name der Pflanzenart - Gerste für Mäuse.

Vorkommen

Ursprünglich kommt sie aus dem Mittelmeerraum und Kleinasien. Sie ist in weiten Teilen der Welt (Europa, Asien, Nord- und Mittelamerika sowie Australien) ein Neophyt.

In Mitteleuropa ist sie an mehr oder weniger warmen und trockenen Stellen und stets auf gestörten Böden anzutreffen. Sie ist häufig in Siedlungen oder wächst in der Grünlandgesellschaft der Mäusegerstenflur Bromo-Hordeetum murini.

Die Mäuse-Gerste wächst an mehr oder weniger trockenen und warmen, stickstoffreichen Ruderalstellen wie beispielsweise an Straßen- oder Wegrändern oder an Mauern, auch in Innenstädten unter Bäumen oder auf Verkehrsinseln und kann als Zeigerpflanze für Stadtklima gesehen werden. Die mit Widerhaken versehen Grannen der Mäuse-Gerste bleiben leicht an Kleidung oder im Fell von Tieren hängen, so dass diese Pflanzenart von solchen Standorten aus weit verbreitet werden kann. Nach Ellenberg ist sie eine Lichtpflanze, ein Wärmezeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, auf mäßig stickstoffreichen Standorten wachsend und eine Verbandscharakterart annueller Ruderalgesellschaften in gemäßigt warmem Klima (Sisymbrion).

Systematik

Von der Mäusegerste (Hordeum murinum) sind fünf Unterarten bekannt:

  • Hordeum murinum L. subsp. murinum
  • Hordeum murinum subsp. glaucum (Steudel) Tzvelev
  • Hordeum murinum subsp. leporinum (Link) Arcang.
  • Hordeum murinum subsp. montanum (Hackel) H.Scholz & Raus (eine lokale Berglandsippe Spaniens)[1]
  • Hordeum murinum subsp. setariurum H.Scholz & Raus (eine lokale Tieflandsippe Griechenlands)[1]

Wobei Hordeum murinum subsp. glaucum diploid ist (2n = 14), während Hordeum murinum subsp. murinum einen tetraploiden (2n = 28) und Hordeum murinum subsp. leporinum einen hexaploiden (2n = 42) Chromosomensatz besitzt. Alle Mäusegersten gehören zu dem sogenannten Xu-Genomtyp. Diese Genom- oder Karyotypen klassifizieren Ähnlichkeiten in der Chromosomenstruktur innerhalb der Tribus Triticeae der Gräser.

Literatur

  • Roland von Bothmer, N. Jacobsen, C. Baden, R. B. Jørgensen & I. Linde-Laursen: An ecogeographical study of the genus Hordeum. 2. Auflage. International Plant Genetic Resources Institute, Rome, 1995, ISBN 92-9043-229-2 (online).
  • Frank R. Blattner: Phylogenetic analysis of Hordeum (Poaceae) as inferred by nuclear rDNA ITS sequences. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 33, Nr. 2, 2004, S. 289–299, doi:10.1016/j.ympev.2004.05.012.
  • Sabine S. Jakob, Frank R. Blattner: Two extinct diploid progenitors were involved in allopolyploid formation in the Hordeum murinum (Poaceae: Triticeae) taxon complex. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 55, Nr. 2, 2010, S. 650–659, doi:10.1016/j.ympev.2009.10.021.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsen (= Kosmos-Naturführer). 7. Auflage. Franckh, Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05284-2.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 14. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1988, ISBN 3-06-012539-2.
  • Ernst Klapp, Wilhelm Opitz von Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Erkennung und Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung. 11. überarbeitete Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1983, ISBN 3-489-60810-0.
  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3.
  • Pooideae in Australien - Hordeum murinum - Steckbrief. (Memento vom 22. Februar 2008 im Internet Archive)

Einzelnachweise

  1. a b Hildemar Scholz, Thomas Raus: Zwei neue Unterarten des Hordeum murinum (Gramineae) aus Griechenland und Spanien. In: Feddes Repertorium. Band 108, Nr. 7–8, 1997, S. 527–531, doi:10.1002/fedr.19971080704.

Weblinks

Commons: Mäuse-Gerste (Hordeum murinum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien