Nashi44

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Nashi44, 2022

Nashi44 (Eigenschreibweise NASHI44; bürgerlich Kim-Thu Emmeli Wittnebel[1]; geboren in Berlin) ist eine vietnamesisch-deutsche Rapperin aus Berlin-Neukölln.

Musikalischer Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nashi44 kam in Berlin-Neukölln zur Welt, wo sie auch aufwuchs.[2] Dort fühlte sie sich vor allen Dingen der türkischen und arabischen Community zugehörig, weil sie mit dieser das Gefühl teilte, von der Mehrheitsgesellschaft nicht als gleichwertig angesehen zu werden.[3] In ihrer Jugend sang sie in einer Coverband für R&B und Hip-Hop, gründete eine Bluesrock-Band und besuchte die Bühnenkunstschule Academy. Ab 2019 studierte sie Jazz- und Popgesang an der HMT Leipzig.[4] Das Studium brach sie ab, um sich uneingeschränkt auf ihr kreatives Schaffen und die künstlerische Karriere konzentrieren zu können.[5] Zunächst lud sie kurze Rap-Videos auf Instagram hoch, um diese von ihren Followern bewerten zu lassen. Die beliebtesten arbeitete sie dann zu vollständigen Tracks aus.[6][7] Die Debüt-Single Aus der Pussy erschien im Mai 2021.

Im März 2022 veröffentlichte sie mit Asia Box ihre erste EP. Andreas Borcholte übernimmt im Spiegel für die „furiosen sieben Tracks“ ihre Selbstbewertung „Nicht nur lit, sondern radioaktiv“ und vergibt 8,0 Punkte.[8]

Auftritte erfolgten etwa auf dem Reeperbahn Festival,[9] dem Multitude Festival in Hannover,[10] dem unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten In Vision Festival bei Berlin,[7] dem Bopp Kogn Festival in Berlin[11] und dem vom städtischen Kulturamt veranstalteten Riviera Festival in Offenbach am Main.[12] 2021 nahm sie an einer Paneldiskussion zu Rap und Rassismus auf dem Gelände des Atelierfrankfurt teil.[13] Zudem wurde sie zusammen mit Rola und Apsilon von Miriam Davoudvandi im Maxim-Gorki-Theater interviewt, wo sie zuvor auch, ebenfalls zusammen mit weiteren Musikern, ein Konzert gespielt hatte.[14][15] Ein Beispiel für Solokonzerte in diesem Jahr ist der Auftritt im Rahmen von Kunst im Quadrat in München.[16] Im Jahr 2022 zog der RBB sie für eine Erörterung des Phänomens der kulturellen Aneignung heran und veröffentlichte außerdem ein Gespräch mit ihr.[17][18] Im selben Jahr interviewte sie die Heinrich-Böll-Stiftung für eine Analyse zu „Frauen und Queers of Color im Deutschrap“.[19] Darüber hinaus wurde sie vom Goethe-Institut für das Residenzprogramm Vila Sul in Brasilien ausgewählt.[20]

Nashi44 verfasste ein Kapitel des 2021 von Sookee und Gazal im Ventil Verlag herausgegebenen Sammelwerks Awesome HipHop Humans[21] und wird in dem 2022 von Jens Balzer im Duden-Verlag veröffentlichten Buch Schmalz und Rebellion behandelt.[22] Zudem trug sie einen lyrischen Text zu dem 2023 von Düzyol Tamer und Taudy Pathmanathan in der Edition assemblage herausgegebenen Sammelwerk überLIEBEn bei.[23]

Musikstil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nashi44 versteht sich als Sprachrohr für Personen, die nicht genug repräsentiert und gesehen werden.[24] Ihre Musik soll daher Menschen empowern. Unter Empowerment versteht Nashi44 etwas, was einer Person Kraft zurückgibt. Dies kann ein Gespräch mit Freunden sein, ein Redebeitrag auf einer Demo zu hören oder ein Interview zu lesen. Austausch und Input sind für sie Empowerment.[25]

Mit ihrer ersten Single Aus der Pussy gibt sie laut ihrem Blog auf In*Vision eine Antwort auf die Frage „Woher kommst du?“. Dieser Frage sind viele Personen ausgesetzt, die von der weißen Mehrheitsgesellschaft als anders gelesen werden.[7] In ihrer zweiten Single Butterfly thematisiert sie rassistische Narrative, denen Personen südostasiatischer Herkunft täglich ausgesetzt seien.[26] Dabei kreiert sie gleichzeitig die eigene Geschichte einer viet-deutschen Frau.[27] Immer wieder verweisen ihre Songs auf bestehende popkulturelle Bezüge wie auf die Oper Madama Butterfly oder den Spielfilm Full Metal Jacket.[6] Auch die Drehorte ihrer Videos sind häufig Orte mit Bezügen zu asiatischer Geschichte oder der asiatischen Community, wie das Dong Xuan Center in Berlin. Ihre Musik bezeichnet sie heute selber als Asian Berlin Pussy Power.[28] Generell mache sie dennoch nicht nur Musik, weil Rassismus und Sexismus existieren. Musik sei das Medium, über das sie sich ausdrücke. Rassismus und Sexismus seien ein Teil ihres Lebens, weshalb sie diese Themen automatisch mitverarbeite.[25]

Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nashi44 gibt Workshops, in denen Teilnehmende sich über ihre Perspektiven und Gedanken als marginalisierte Personen austauschen können.[10][29]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

EPs

  • 2022: Asia Box

Singles

  • 2021: Aus der Pussy
  • 2021: Butterfly
  • 2021: Magic Clit
  • 2022: Nails, Lashes, Bubble Tea

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2022: VUT Indie Award in der Kategorie Beste*r Newcomer*in[30]
  • 2022: Listen to Berlin Award in der Kategorie Kreativstes Musikvideo für Suck On My Spring Roll[31]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nashi44 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Impressum und Kontakt. In: nashi44.de. Abgerufen am 23. März 2023.
  2. Nashi44 – laut.de – Band. Abgerufen am 24. März 2023.
  3. ByteFM - Nashi44. Abgerufen am 24. März 2023.
  4. Aline Hochscheid: Nashi44. In: 365 Fe*male MCs. 16. November 2021, abgerufen am 24. März 2023 (deutsch).
  5. Nelle: Nashi44 aus Berlin veröffentlicht heute ihre Debüt-Single. Mona Lina, 7. Mai 2021, archiviert vom Original am 4. November 2021; abgerufen am 21. März 2023.
  6. a b David Regner: Nashi44: »Es ist mein Anspruch, dass die Musik einen trägt und pusht, gerade weil es so schwere Themen sind« // Interview. In: JUICE MAGAZIN. 6. April 2022, abgerufen am 23. März 2023 (deutsch).
  7. a b c IN*VISION — seminar&festival — Acts - Nashi 44. Abgerufen am 1. November 2021.
  8. Andreas Borcholte: Album der Woche mit Aldous Harding: Gute oder böse Zauberin von Oz? In: Der Spiegel. 25. März 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  9. Programmarchiv - Reeperbahn Festival. Abgerufen am 25. März 2023.
  10. a b MULTITUDE Festival für feministische und intersektionale Solidarität. 2021, archiviert vom Original am 19. Oktober 2021; abgerufen am 21. März 2023 (16.09. - 19.09.21).
  11. Nashi 44 - Bopp Kogn HipHop Festival. 2021, archiviert vom Original am 7. November 2021; abgerufen am 21. März 2023.
  12. Offenbach: Drei Tage Clubkultur beim Riviera Festival. Abgerufen am 4. April 2022.
  13. 19.08.2021 | Talk That Talk. In: Atelierfrankfurt e.V. Abgerufen am 4. April 2022 (deutsch).
  14. Rap, (post-)migrantisches Leben und Deutschland. Abgerufen am 25. März 2023.
  15. Konzert: Tice, Nashi44, Neromun. Abgerufen am 25. März 2023.
  16. NASHI44. In: Kunst im Quadrat. Abgerufen am 1. November 2021 (deutsch).
  17. Phänomen kulturelle Aneignung. Abgerufen am 24. März 2023.
  18. "Ich bin nicht Deine Lingling und auch nicht Deine Geisha". Abgerufen am 24. März 2023.
  19. Zwischen Feminismus und Frauenhass: Frauen und Queers of Color im Deutschrap | heimatkunde | Migrationspolitisches Portal der Heinrich-Böll-Stiftung. Abgerufen am 24. März 2023.
  20. Residenzprogramm - VILA SUL - Goethe-Institut Salvador-Bahia - Brasilien. Abgerufen am 24. März 2023.
  21. ventil verlag - Awesome HipHop Humans. (ventil-verlag.de [abgerufen am 25. März 2023]).
  22. NDR: "Schmalz und Rebellion. Der deutsche Pop und seine Sprache". Abgerufen am 25. März 2023.
  23. überLIEBEn. In: edition assemblage. Abgerufen am 25. März 2023 (deutsch).
  24. Feminist Future. Perspektiven und Science Fiction. Abgerufen am 1. November 2021.
  25. a b Malin Teegen: Nashi44 – ein Gespräch über antiasiatischen Rassismus – Interview. In: MZEE.com. 8. Juli 2021, abgerufen am 1. November 2021 (deutsch).
  26. Doubletime: Cashmo auf der Vollidioten-Karriereleiter – laut.de – Seite 11/25. Abgerufen am 1. November 2021.
  27. Nashi44 mit zweiter Single „Butterfly“: antirassistische, antisexistische Hymne. In: WARDA. 25. Juni 2021, abgerufen am 1. November 2021 (deutsch).
  28. Anny Bader: Asian Berlin Pussy Power. In: Das Online-Journal für Hannover. langeleine.de, 19. September 2021, archiviert vom Original am 18. Mai 2022; abgerufen am 21. März 2023.
  29. Ann-Kathrin Mittelstrass & Katja Engelhardt: Gleichberechtigung in der Musikszene. Die Charts sind immer noch männlich – Was wir dagegen tun können. Bayerischer Rundfunk, 2. November 2021, archiviert vom Original am 30. September 2022; abgerufen am 21. März 2023.
  30. VUT-Indie Awards 2022: Das sind die Gewinner. 23. September 2022, abgerufen am 25. März 2023 (deutsch).
  31. News | 09. Nov. 2022 | Berlin Music Commission verleiht Listen to Berlin: Awards 2022. Abgerufen am 24. März 2023.