Nationalratswahlkreis St. Gallen-Nordwest

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Nationalratswahlkreis St. Gallen-Nordwest war ein Wahlkreis bei Wahlen in den Schweizer Nationalrat. Er bestand von 1848 bis 1919 (Einführung des heute üblichen Proporzwahlrechts) und umfasste den nordwestlichen Teil des Kantons St. Gallen.

Wahlverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hierbei handelte es sich um einen Pluralwahlkreis. Dies bedeutet, dass zwar mehrere Sitze zu verteilen waren, jedoch das Majorzwahlrecht zur Anwendung gelangte. Im Sinne der romanischen Mehrheitswahl benötigte ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen, um gewählt zu werden. Zur Verteilung aller Sitze waren unter Umständen mehrere Wahlgänge notwendig. Jeder Wähler hatte so viele Stimmen, wie Sitze zu vergeben waren.

Bezeichnung und Sitzzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Gallen-Nordwest ist eine inoffizielle geographische Bezeichnung. Im amtlichen Gebrauch üblich war eine über die gesamte Schweiz angewendete fortlaufende Nummerierung, geordnet nach der Reihenfolge der Kantone in der schweizerischen Bundesverfassung. Aufgrund der wechselnden Anzahl im Laufe der Jahre erhielten manche Wahlkreise mehrmals eine neue Nummer. St. Gallen-Nordwest trug ab 1851 (erstmalige Anwendung eines einheitlichen Bundesgesetzes) die Nummer 31, ab 1863 die Nummer 30, ab 1872 die Nummer 31, ab 1881 die Nummer 32 und ab 1890 die Nummer 34.

Zunächst standen St. Gallen-Nordwest 2 Sitze zur Verfügung, ab 1863 waren es 3 Sitze, ab 1890 wiederum 2 Sitze.

Ausdehnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlkreise Kanton St. Gallen 1848–1863
Wahlkreise Kanton St. Gallen 1863–1872
Wahlkreise Kanton St. Gallen 1872–1881
Wahlkreise Kanton St. Gallen 1881–1890
Wahlkreise Kanton St. Gallen 1890–1902
Wahlkreise Kanton St. Gallen 1902–1911
Wahlkreise Kanton St. Gallen 1911–1919

Das Gebiet des Wahlkreises wurde am 21. Dezember 1850 mit dem «Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes» erstmals verbindlich festgelegt, wobei man den bereits 1848 von der St. Galler Kantonsregierung geschaffenen Wahlkreis IV unverändert übernahm.[1] St. Gallen-Nordwest umfasste:

Zu einer Gebietserweiterung kam es mit dem «Nachtragsgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath» vom 23. Juli 1863, als bei der Auflösung des Wahlkreises St. Gallen-West insgesamt sechs Gemeinden der Bezirke Alttoggenburg und Neutoggenburg zu St. Gallen-Nordwest gelangten.[2] Der Wahlkreis umfasste nun:

  • den Bezirk Alttoggenburg
  • den Bezirk Gossau (inkl. die Gemeinde Straubenzell)
  • den Bezirk Neutoggenburg
  • den Bezirk Untertoggenburg
  • den Bezirk Wil

Eine markante Verkleinerung hatte das «Bundesgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath» vom 20. Juni 1890 zur Folge. Die Bezirke Neutoggenburg und Untertoggenburg gelangten zum neu geschaffenen Wahlkreis St. Gallen-Mitte.[3] Der Wahlkreis St. Gallen-Nordwest bestand somit aus zwei nicht miteinander verbundenen Gebieten und umfasste noch:

  • den Bezirk Alttoggenburg
  • den Bezirk Gossau (inkl. die Gemeinde Straubenzell)
  • den Bezirk Wil

Schliesslich wurde mit dem «Bundesgesetz betreffend die Nationalratswahlkreise» vom 4. Juni 1902 die Gemeinde Straubenzell an den Wahlkreis St. Gallen-Stadt abgetreten.[4] Zuletzt umfasste St. Gallen-Nordwest:

  • den Bezirk Alttoggenburg
  • den Bezirk Gossau
  • den Bezirk Wil

1919 wurden die fünf St. Galler Wahlkreise zum heute noch bestehenden Nationalratswahlkreis St. Gallen zusammengelegt, in welchem das Proporzwahlrecht gilt.

Nationalräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Evangelische Rechte (evangelische/reformierte Konservative) (ER)
  • Freisinnige Linke (FL)
  • Katholisch-Konservative (KK), Konservative Volkspartei (KVP)
  • Liberale Mitte (LM)
  • Datum Wahl Gewählte Partei
    15.10.1848 G   Johann Matthias Hungerbühler FL
      Johann Georg Anderegg LM
    26.10.1851 G   Johann Matthias Hungerbühler FL
      Johann Georg Anderegg LM
    29.10.1854 G   Johann Matthias Hungerbühler FL
      Johann Georg Anderegg LM
    15.06.1856 E   Johann Joseph Müller KK
    25.10.1857 G   Johann Matthias Hungerbühler FL
      Johann Joseph Müller KK
    28.10.1860
    11.11.1860
    G   Johann Matthias Hungerbühler, Carl Georg Jakob Sailer FL
    25.10.1863
    08.11.1863
    22.11.1863
    G   Johann Matthias Hungerbühler, Carl Georg Jakob Sailer FL
      Georg Friedrich Anderegg LM
    28.10.1866
    11.11.1866
    G   Johann Matthias Hungerbühler, Carl Georg Jakob Sailer FL
      Georg Friedrich Anderegg LM
    31.10.1869 G   Johann Matthias Hungerbühler FL
      Georg Friedrich Anderegg, Carl Georg Jakob Sailer LM
    30.10.1870
    13.11.1870
    E   Johann Fridolin Müller KK
    27.10.1872
    17.11.1872
    G   Johann Matthias Hungerbühler FL
      Johann Fridolin Müller KK
      Georg Friedrich Anderegg LM
    31.10.1875 G   Samuel Friedrich Rikli ER
      Johann Joseph Keel, Johann Fridolin Müller KK
    27.10.1878 G   Johann Joseph Keel, Johann Fridolin Müller KK
      Johann Rudolf Moser LM
    30.10.1881 G   Johann Joseph Keel, Johann Fridolin Müller KK
      Johann Rudolf Moser LM
    30.07.1882 E   Laurenz Schönenberger KK
    26.10.1884 G   Johann Joseph Keel, Johann Fridolin Müller, Laurenz Schönenberger KK
    30.10.1887 G   Johann Joseph Keel, Johann Fridolin Müller, Laurenz Schönenberger KK
    27.05.1888 E   Othmar Staub KK
    26.10.1890 G   Johann Joseph Keel, Othmar Staub KK
    29.10.1893 G   Johann Joseph Keel, Othmar Staub KK
    25.10.1896 G   Johann Joseph Keel, Othmar Staub KK
    29.10.1899 G   Johann Joseph Keel, Othmar Staub KK
    26.10.1902 G   Thomas Holenstein sr., Othmar Staub KK
    29.10.1905 G   Thomas Holenstein sr., Othmar Staub KK
    25.10.1908 G   Thomas Holenstein sr., Othmar Staub KK
    29.10.1911 G   Thomas Holenstein sr., Othmar Staub KK
    25.10.1914 G   Thomas Holenstein sr., Othmar Staub KVP
    28.10.1917 G   Thomas Holenstein sr., Othmar Staub KVP

    Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes (vom 21. Dezember 1850). (PDF, 676 kB) In: Bundesblatt Nr. 61 vom 28. Dezember 1850. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 2. November 2014.
    2. Nachtragsgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath. (PDF, 1,0 MB) In: Bundesblatt Nr. 24 vom 6. Juni 1863. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 2. November 2014.
    3. Bundesgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath (vom 20. Juni 1890). (PDF, 296 kB) In: Bundesblatt Nr. 26 vom 21. Juni 1890. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 2. November 2014.
    4. Bundesgesetz betreffend die Nationalratswahlkreise (vom 4. Juni 1902). (PDF, 281 kB) In: Bundesblatt Nr. 24 vom 11. Juni 1902. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 2. November 2014.