Naturstromspeicher Gaildorf

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Naturstromspeicher Gaildorf
Lage
Naturstromspeicher Gaildorf (Baden-Württemberg)
Naturstromspeicher Gaildorf (Baden-Württemberg)
Koordinaten 48° 59′ 32″ N, 9° 46′ 48″ OKoordinaten: 48° 59′ 32″ N, 9° 46′ 48″ O
Land Deutschland Deutschland
Baden-Württemberg Baden-Württemberg
Ort Gaildorf
Gewässer Kocher
f1
Kraftwerk
Betriebsbeginn 2018 (vollständig)
Technik
Durchschnittliche
Fallhöhe
200 m
Ausbaudurchfluss 9,5 m³/s
Sonstiges
Website www.naturstromspeicher.de

Der Naturstromspeicher Gaildorf ist ein in Bau befindliches Energieprojekt bei Gaildorf, bei dem ein Windpark mit einem Pumpspeicherkraftwerk kombiniert wird. Das Projekt wurde im September 2011 der Öffentlichkeit vorgestellt[1]; der Spatenstich erfolgte im April 2016. Die Windkraftanlagen sollen bis Ende 2017 in Betrieb genommen werden, das Pumpspeicherwerk ein Jahr später.[2]

Funktionsweise

Auf dem Teilhöhenzug der Limpurger Berge bei Gaildorf zwischen Kochertal im Westen und Eisbachtal im Osten sollen vier Windkraftanlagen des Typs GE 3.4-137 mit einem Rotordurchmesser von 137 m und einer Nennleistung von jeweils 3,4 MW Nennleistung errichtet werden.[3]

Der untere Teil der Anlagentürme wird verdickt ausgeführt und speichert Wasser, wie bei einem gewöhnlichen Pumpspeicherkraftwerk das Oberbecken, zusammen bis zu 4 × 40.000 m³.[4] Ein etwa 5 Kilometer langes Rohrleitungssystem verbindet die Wasserspeicher der Windenergieanlagen untereinander und mit einem Unterbecken im Tal des Kochers bei Gaildorf-Unterrot, das etwa 200 m tiefer liegt. Eine ohnehin schon geplante Flutmulde am Kocher wird das Unterbecken, das naturnah gestaltet werden soll. [5] Die Flutmulde wird so ausgeführt, dass sie erst bei einem zehnjährigen Hochwasser (HQ10) vom Wasser des Kocher erreicht wird. Das Volumen des Unterbeckens wird so ausgelegt, dass bei gefülltem Unterbecken ein Retentionsraum von 30.000 m³ freigehalten wird. Nach einem Hochwasserereignis, bei dem das Unterbecken als Retentionsraum diente, müssen im Becken befindliche Fische abgefischt werden. Zur Erstbefüllung und zur Wiederbefüllung nach Reparaturen wird eine Wasserentnahme aus dem Kocher in einer Menge von 2 m³/s genehmigt, sofern der verbleibende Mindestabfluss des Kocher 10 m³/s beträgt. Im Betrieb des Pumpspeicherkraftwerks wird nur die Pendelwassermenge hin- und hergefördert. Die Rohrleitungen und das Turbinensystem werden für eine Durchflussmenge von 9,5 m³/s ausgelegt. [6]

Die Netzeinspeisungsleistung des Pumpspeicherkraftwerks beträgt bis zu 16 MW. Mit Windkraft wird Wasser aus dem Unterbecken in die Turmspeicher gepumpt. Das so gespeicherte Wasser fließt dann bei Bedarf über die Turbinen zurück und erzeugt dabei aus der potentiellen Energie elektrischen Strom. Das elektrische Speichervolumen des gesamten Pumpspeicherkraftwerks beträgt laut den Projektbetreibern 70 MWh. Die Projektoren erhoffen sich mit dem Projekt einen Beitrag zu einer zuverlässigen und planbaren Stromversorgung aus den fluktuierenden Energiequellen Windenergie und Photovoltaik und wollen Regelenergie bereitstellen. Der Wirkungsgrad der Speicherung soll bei etwa 80 % liegen.[7]

Finanzierung

Die Finanzierung des Projektes wird im Wesentlichen durch die Max Bögl Firmengruppe erfolgen. Bürger aus der Umgebung sollen sich über eine Genossenschaft finanziell an dem Projekt beteiligen können.[8] Aufgrund seiner Pionierfunktion und dem Demonstrationscharakter für weitere ähnliche Projekte wird das Projekt vom Bundesumweltministerium mit 7,15 Mio. Euro gefördert.[9]

Politik

Die Stadt Gaildorf initiierte im Jahr 2011 eine Umfrage und ein Diskussionsforum unter dem Titel e-Bürger-Portal zum Projekt Naturstromspeicher. Am 11. Dezember 2011 fand in Gaildorf ein Bürgerentscheid über das Projekt statt. In diesem stimmten 25,2 % der Wahlberechtigten für das Projekt, 19,3 % lehnten es ab; damit wurde die Stadtverwaltung vom Wähler beauftragt, mit den Investoren Verhandlungen über die Nutzung städtischer Grundstücke zu führen.[10]

Es wurde eine Artenschutzkartierung durchgeführt sowie ein Windmessmast errichtet werden, mit Hilfe dessen zwei Jahre lang die Windhöffigkeit des Standortes bestimmt wurde.[11] Am 12. Dezember 2011 wurde bekannt, dass Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) das Pilotprojekt ausdrücklich begrüßte.[12] Bereits zuvor hatte sich der Gaildorfer Gemeinderat mit großer Mehrheit für das Projekt ausgesprochen.[13] Auch die Haller Bundestagsabgeordnete Annette Sawade (SPD) steht hinter dem Naturstromspeicher und seinem Beitrag zum Gelingen der Energiewende.[14]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Südwestpresse, 15. September 2011: Gaildorf wird "Naturstromspeicher"-Stadt
  2. Neuartiger Stromspeicher kombiniert Wind- und Wasserkraft. In: IWR, 28. April 2016. Abgerufen am 29. April 2016.
  3. GE to supply combined wind and hydro pumped storage pilot project. In: Windpower Monthly, 30. September 2016. Abgerufen am 30. September 2016.
  4. Der Gemeinderat sagt ja: Neues Design für den unteren Bereich des Windturms beschlossen. Abgerufen am 7. August 2015
  5. Naturstromspeicher Präsentationsbroschüre. Seite 4, abgerufen am 7. August 2015
  6. Wasserrechtliche Bewilligung des Landratsamtes Schwäbisch Hall vom 6. Mai 2014
  7. Naturstromspeicher vorgestellt. In: Südwestpresse, 22. Oktober 2013. Abgerufen am 24. Oktober 2013.
  8. In: Erneuerbare Energien, Printausgabe Juni 2015, S.39
  9. Windkraft plus Pumpspeicher gleich Elektrifizierung. Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums. Abgerufen am 1. Juli 2015
  10. Windkraft mit eingebautem Speicher. vom 12. Dezember 2011, abgerufen am 7. August 2015
  11. Knapp, aber entscheidend. In: Südwest-Presse, 12. Dezember 2011. Abgerufen am 12. Dezember 2011
  12. Umweltminister begrüßt Bürgervotum für Naturstromspeicher. In: t-online.de, 12. Dezember 2011. Abgerufen am 12. Dezember 2011.
  13. Bürger sollen über Projekt Naturstromspeicher Gaildorf entscheiden Südwestpresse, 21. Oktober 2011. Abgerufen am 12. Dezember 2011
  14. Bundesumweltministerium fördert Naturstromspeicher mit 7,15 Mio. Euro. Abgerufen am 7. August 2015