Nostalgie

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Nostalgie leitet sich ab von den griechischen Wörtern nostos (Rückkehr, Heimkehr, Vergangenheit) und algos (Schmerz).

Erstmals taucht der Begriff im medizinischen Zusammenhang auf. Mit Nostalgie wurde ein krank machendes Heimweh bezeichnet, das besonders Schweizer Söldner in der Fremde befiel. Wortschöpfer war der Doktorand Johannes Hofer (1662-1752), der spätere Stadtarzt und Bürgermeister von Mülhausen. In seiner "Dissertatio medica De Nostalgia oder Heimwehe' (Basel 1688)unter dem Vorsitz von Johann Jakob Harder (1656-1711) wurde dieses Phänomen erstmals ausführlich dargestellt. Erst viel später hat Nostalgie die heute geltende Bedeutung erhalten.

Heute versteht man unter Nostalgie eine wehmütige Hinwendung zu vergangenen Zeiten, die in der Erinnerung oftmals stark idealisiert und verklärt reflektiert werden. Dabei kann es sich sowohl um frühere Epochen als auch um ganz individuelle Lebensabschnitte handeln. Nostalgie äußert sich in einem Hinterhertrauern der guten alten Zeit, in der angeblich alles viel schöner und besser war als in der Gegenwart. Beispiele hierfür sind das goldene Zeitalter, die Antike, das Mittelalter, die Kaiserzeit, die Fünfzigerjahre.

Die Liebhaber der Nostalgie nennt man Nostalgiker. Sie gibt es auf vielerlei Gebieten: in der Kunst, in der Musik, in der Technik, in der Politik usw. Nostalgikern wird oft Gegenwartsflucht vorgeworfen.

Entstehung oder Motivation

Reaktion auf Gegenwartsprobleme

Nostalgie kann entstehen durch Projektion, die oft eine Reaktion auf eine als schnelllebig, unübersichtlich, unverständlich wahrgenommene Gegenwart darstellt. Der verklärten Vergangenheit werden dabei meist Attribute wie Natürlichkeit, Ordnung, Anstand, Moral, Frieden oder Menschlichkeit zugesprochen, auch entgegen historischer Überlieferungen.

Biografiebereinigung

Kein Mensch nimmt ungefiltert alle Sinneseindrücke wahr, die auf ihn einwirken. Jeder filtert das Gesehene und Gehörte unwillkürlich in wichtige und unwichtige Dinge (Erinnerung). Da der Mensch seine Erinnerungen während seines Lebens ständig umschichtet und umdeutet, gewinnen manche Erinnerungen eine höhere Bedeutung als andere.

Besonders schöne und angenehme Ereignisse scheinen sich dabei dauerhafter einzuprägen als traurige oder langweilige. Dies ließe sich damit erklären, dass Menschen in der Umformung ihrer Erinnungen ständig darum bemüht sind, eine möglichst erfolgreiche und glückliche Biografie zu generieren. Kaum jemand würde im hohen Alter vorgeben, ein sinnloses Leben voller Misserfolge und Peinlichkeiten geführt zu haben. Traurige Ereignisse können allerdings aufgrund der Intensität ebenfalls dauerhaft, vielleicht sogar dauerhafter, sein, als Ereignisse, die man als schön beziehungsweise angenehm empfand, da es von großer Bedeutung ist, ob ein solches prägte und lebenswandelnd beziehungsweise ob es einschneidend war.

Eigene Gesundheit

Nostalgie kann motiviert sein durch die Beobachtung der eigenen Gesundheit, die im Großen und Ganzen im Verlaufe des Lebens abnimmt. Die Erinnerung an die kindliche oder jugendliche Unversehrtheit bzw. die Wahrnehmung späterer Gebrechen wird ohne objektiven Grund übertragen auf die Befindlichkeit der Welt schlechthin.


Besonderes

Eine besondere Form der Nostalgie ist die Ostalgie, die Hinwendung zu bestimmten Aspekten des Lebens in der DDR. Das Wortspiel aus Osten und Nostalgie wurde angeblich ca. 1995 von dem Dresdner Kabarettisten Uwe Steimle geprägt. Viele Menschen, die sich retrospektiv mit dem Leben in der DDR beschäftigen, wehren sich jedoch dagegen, Ostalgiker zu sein und das Leben in der DDR verherrlichen zu wollen.

Siehe auch

Weblinks