Nösel
Nösel, auch Nößel, Oessel, Oeßel, Ösel oder Pinte[1], war eine bis ins 20. Jahrhundert gebräuchliche Maßeinheit.
Die Einheit wurde im Einzelhandel sowie in der Küche verwendet. Nösel war in verschiedenen Regionen dem Schoppen, dem Seidel oder dem Mäßchen gleich.[2]
Flüssigkeitsmaß
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Maßkette für Nösel war
- 1 Fuder = 4 Oxhoft = 6 Ahm = 15 Eimer = 24 Anker = 240 Stübchen = 480 Ma(a)ß/Kanne = 960 Quartier = 1920 Nösel.[3]
Ein Nösel entsprach ungefähr 450 Milliliter. Dieses Maß unterlag regional stärkeren Schwankungen; so entsprach ein Nösel
- in Dresden 467,5 Milliliter,[4]
- in Leipzig 601,9 Milliliter,
- in Bremen 402,2 Milliliter,
- in Mansfeld 500 Milliliter und
- in Emden als Biernösel 511 Milliliter.[5]
Das Nöselmaß war zumeist ein Flüssigkeitsmaß (sehr selten ein Gewichtsmaß), das sich von Kanne ableitete.[6] Eine Kanne enthielt oft zwei Nösel. In den einzelnen deutschen Regionalstaaten war das Volumen dieser Maße unterschiedlich groß, selbst innerhalb des Königreichs Sachsen. Die Dresdner Kanne enthielt gut 0,94 Liter, das Nösel rund 0,47 Liter. Wurde aber nach der „Leipziger (Schenk-)Kanne“ gemessen, dann ging es um 1,2 Liter, beim Nösel folglich um 0,6 Liter. Das Nöselmaß diente im Kleinverkauf und im Haushalt zum Abmessen von Hülsenfrüchten, Sämereien und anderen Schüttgütern.[6]
Auch in Sachsen galten die vorgenannten Maße offiziell bis zum Jahre 1868, dann wurde das metrische System (Meter, Gramm, Liter usw.) eingeführt. Im privaten Bereich aber hielten sich die alten Maße noch Jahrzehnte.[6]
Flächenmaß
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Thüringen gab es eine Besonderheit. Dort war das Nösel ein Aussaatmaß, d. h. ein Maß für die Ackerfläche, die mit einem Nösel Saatgut bestellt werden konnte. Das waren 14,6 Quadratmeter.[6]
Salzmaß
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Salzwerken von Halle war
- 1 Nösel = ½ Quart[2]
- 7 ½ Nösel = 8 ½ Pfannen
Holzmaß
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Meißen nutzte man das Maß für Holz.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Verdenhalven: Alte Meß- und Währungssysteme aus dem deutschen Sprachgebiet, Neustadt an der Aisch, 2. Auflage, 1993, ISBN 3-7686-1036-5.
- Otto Brandt: Urkundliches über Maß und Gewicht in Sachsen. Dresden 1935.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Schäfer: Handelslexikon oder Enzyklopädie der gesamten Handelswissenschaften für Kaufleute und Fabrikanten. Band 4, Verlag Ernst Schäfer, Leipzig 1849.
- ↑ a b c Gustav Adolph Jahn, Georg Simon Klügel: Wörterbuch der angewandten Mathematik: ein Handbuch zur Benutzung. Band 2, Gebrüder Reichenbach Buchhandlung, Leipzig 1847, S. 121.
- ↑ Samuel Ricard, Thomas Heinrich Gadebusch: Handbuch der Kaufleute: oder Allgemeine Übersicht und Beschreibung des Handels der vornehmsten europäischen Staaten nebst Nachrichten v. ihren natürlichen Produkten, Manufakturen und Fabriken. Band 2, Anton Ferdinand Röse, Greifswald 1784, S. 156.
- ↑ Otto Brandt: Urkundliches über Maß und Gewicht in Sachsen. Dresden 1935, Seite 57.
- ↑ Wolfgang Trapp: Kleines Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung. Seite 233. Reclam-Verlag, 2. Auflage, ISBN 3-15-008737-6.
- ↑ a b c d Zeitung Freie Presse vom 9. Februar 2001, S. A5.