Oesede (Meteorit)

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Koordinaten: 52° 17′ 0″ N, 8° 3′ 0″ O
Oesede
Allgemeines
Offizieller Name
nach MBD
Oesede
Authentizität bestätigt
Lokalität
Land Deutschland
Bundesland Niedersachsen
Landkreis Osnabrück
Stadtgemeinde Georgsmarienhütte
Kloster Oesede
Fall und Bergung
Datum (Fall) Ende Dezember 1927
beobachtet ja
Sammlung Mineralogisches Museum Münster (727 g)
– Institut für Planetologie (Universität Münster)
– Meteoritensammlung am Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg
Beschreibung
Typ Chondrit
Klasse H-Chondrit
Gruppe H5
Masse (total) ca. 1,4 kg noch vorhanden
Referenzen

Der Meteorit Oesede ist am 30. Dezember 1927 nahe dem Kloster Oesede in der niedersächsischen Stadt Georgsmarienhütte im Landkreis Osnabrück niedergegangen.[1]

Einschlag und Fund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeuge des Falls wurde ein Waldarbeiter, der gegen Mittag ein lautes Sausen und dann ein Aufschlaggeräusch vernahm.[2] Etwa 30 Meter von ihm wirbelte eine Staubwolke auf. Am Einschlagsort wurde ein halb in den gefrorenen Boden eingedrungener etwa 3,6 kg schwerer, schwarzer Stein gefunden (Koordinaten (WGS84): 52° 12' 16'' N 8° 6' 33'' E / Koordinaten (dezimal): 52.20463,8.10930).[3][4] Der Stein wurde in dem nahe gelegenen Stahlwerk, der Georgsmarienhütte analysiert. Der Meteorit wurde hier zerschlagen und ein großer Teil für die Untersuchungen verbraucht.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oesede wurde schon 1929 als ein Gewöhnlicher Chondrit der Klasse H 5 (für High iron) charakterisiert (Busz, 1929). Die Untersuchung eines Teilstückes des 3,6 kg schweren Meteoriten ergab einen Gehalt von 28 % Nickeleisen mit einem Eisen-Nickel-Verhältnis von 9:1. Eine genauere Untersuchung wurde 2009 vom Institut für Geowissenschaften der Universität Kiel an Dünnschnitten des Fundstückes, das im Institut für Planetologie der Universität Münster (Oesede PL08006) archiviert wird, veröffentlicht (Bartoschewitz et al., 2009).[5] Der Meteorit Oesede zeigt eine rekristallisierte transparente Matrix mit scharf ausgebildeten Chondren und Chondrenfragmenten. Der Olivin weist 18,5 % Fayalit, 0,03 % CaO und 0,05 % Cr2O3 auf. Der Feldspat bildet 2 bis 100 Mikrometer messende, zum Teil isotrope Körner. Kamacit enthält 3,7 – 8,2 % Nickel und 0,6 – 0,9 % Cobalt während Taenit 15 – 23 % Nickel und 0,6 – 0,9 % Cobalt aufweist. Der Troilit enthält unter 0,1 % Nickel und bis 0,1 % Cobalt. Chromit gehört zu den akzessorischen Mineralien. Oesede ist einer von acht anerkannten niedersächsischen Meteoriten und einer von 14 deutschen H-Chondroiten, die seit 1785 geborgen wurden.[6]

Noch erhaltene Stücke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Begutachtung in der Georgsmarienhütte gelang es dem aus Osnabrück stammenden Geologen Friedrich Imeyer (18931965), Oberstudienrat am Gymnasium für Mädchen, vier größere Bruchstücke des Chondriten mit einem Gewicht von zusammen 1302 g sowie weitere Fragmente von etwa 100 g zu erhalten. Zwei der größeren Stücke, die an die von Imeyer geleitete Sammlung des Naturwissenschaftlichen Vereins im Museum der Stadt Osnabrück gingen, sind im Zweiten Weltkrieg verschollen. Die zwei anderen großen Bruchstücke von zusammen 727 g konnte das Mineralogische Museum Münster erwerben (Busz, 1929). Ein erhaltenes Fragment von 401,1 g stellt gegenwärtig die Hauptmasse des Meteoriten dar (Gehler & Reich, 2015). Weitere 0,06 g befinden sich im Fundus der Meteoritensammlung am Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg.[7] Fritz Heide (1988) berichtet von einem zusätzlichen Fragment von 100 g in Bonn.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Busz, K. (1929) Ein bei Oesede, unfern Osnabrück gefallener Meteorstein. Veröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück 21: S. 13–17
  • Gehler, A. & Reich, M. (2015) Oesede: 30. Dezember 1927 – Ein Meteoritenfall nahe dem Kloster. In: Die Meteorite Niedersachsens. Naturhistorica, Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover 157, 100 S. ISSN 1868-0828
  • Graham, A. L., Bevan, A. W. R. & Hutchison, B. (1985) Catalogue of Meteorites (4/e). University of Arizona Press: Tucson.
  • Grady, M. M. (2000) Catalogue of Meteorites (5/e). Cambridge University Press: Cambridge; New York; Oakleigh; Madrid; Cape Town. 689 S.
  • Bartoschewitz, R., Appel, P. & Mader, B. (2009) Mineralogy and Petrology of two German H5 Chondrites – Oesede and Wernigerode. Meteoritics & Planetary Science 44 (Suppl.): A29
  • Heide, F. (1988) Kleine Meteoritenkunde. Springer (3., stark überarb. Aufl., bearb. von F. Wlotzka), Heidelberg, ISBN 978-3-642-87172-6, S. 174
  • Eisenohr, H. (1972) Meteoritenfälle in Deutschland. Zeitliche Verteilung der Fälle und Rückschlüsse daraus auf ihre Herkunft – Hypothesen über die Entstehung der Meteorite sowie weitere Fälle und Funde aus Deutschland. Sterne und Weltraum, 11. Jahrg., Heft 8/9, S. 216–219

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Oesede. In: home.uni-osnabrueck.de. 30. Dezember 1927, abgerufen am 7. Januar 2017.
  2. Thomas Witzke: Meteorite, Gewöhnliche Chondrite H. In: www.strahlen.org. 28. April 2017, abgerufen am 26. Mai 2017.
  3. Meteorit Oesede. In: astroamateur.de. 30. Dezember 1927, abgerufen am 7. Januar 2017.
  4. Oesede meteorite, Georgsmarienhütte, Osnabrück District, Lower Saxony, Germany. In: mindat.org. 12. Januar 2022, abgerufen am 12. Januar 2022.
  5. [1] Bartoschewitz, R., Appel, P. & Mader, B. (2009) Mineralogy and Petrology of two German H5 Chondrites - Oesede and Wernigerode. 72nd Annual Meteoritical Society Meeting (PDF)
  6. Meteoritical Bulletin: Entry for Oesede. In: lpi.usra.edu. 18. Februar 2016, abgerufen am 7. Januar 2017.
  7. FUNDus! – Sammlungsportal : UHH : Universität Hamburg. In: fundus.uni-hamburg.de. 7. Februar 2018, abgerufen am 17. Juni 2019.