Olfas Töchter

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Film
Titel Olfas Töchter
Originaltitel Les filles d’Olfa
Produktionsland Frankreich, Tunesien, Deutschland, Saudi-Arabien
Originalsprache Arabisch
Erscheinungsjahr 2023
Länge 107 Minuten
Stab
Regie Kaouther Ben Hania
Drehbuch Kaouther Ben Hania
Produktion Hend Sabri
Musik Amine Bouhafa
Kamera Farouk Laaridh
Schnitt Jean-Christophe Hym,
Qutaiba Barjamji,
Kaouther Ben Hania
Besetzung
  • Hend Sabri: Olfa
  • Als sie selbst:
    • Olfa Hamrouni
    • Eya Chikhaoui
    • Tayssir Chikhaoui
  • Nour Karoui: Rahma Chikhaoui
  • Ichraq Matar: Ghofrane Chikhaoui
  • Majd Mastoura: alle Männerrollen

Olfas Töchter (Originaltitel: Les filles d’Olfa, internationaler Titel: Four Daughters; arabischer Titel: بنات ألفة, DMG Banāt Ulfa) ist ein Experimentalfilm von Kaouther Ben Hania aus dem Jahr 2023. Nachdem zwei Töchter einer tunesischen Mutter sich radikalisiert und in Libyen der Terrororganisation Islamistischer Staat (IS) angeschlossen haben, lädt die Filmemacherin professionelle Schauspielerinnen ein, um den Verlust zu kompensieren. Die internationale Koproduktion zwischen Frankreich, Tunesien, Deutschland und Saudi-Arabien wurde beim Internationalen Filmfestival von Cannes im Mai 2023 uraufgeführt. Ein Jahr später wurde das Werk für den Oscar als Bester Dokumentarfilm nominiert.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tunesierin Olfa ist Mutter von vier Töchtern. Eines Tages verschwinden ihre beiden älteren Töchter. Um die hinterlassene Leere zu füllen, lädt die Filmregisseurin Kaouther Ben Hania professionelle Schauspielerinnen ein und bringt dem Zuschauer die Lebensgeschichten von Olfa und ihren Töchtern näher.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tunesierin Olfa Hamrouni erlangte im April 2016 internationale Bekanntheit, als sie die Radikalisierung ihrer beiden jugendlichen Töchter Rahma und Ghofrane Chikhaoui öffentlich machte. Beide Teenager hatten Tunesien verlassen, um an der Seite des IS in Libyen zu kämpfen. Hamrouni kritisierte öffentlich die tunesischen Behörden dafür, dass sie ihre Tochter Rahma nicht an der Ausreise gehindert hatten.[2] Nach der Festnahme der beiden Frauen durch libysche Streitkräfte hätten die Behörden ebenso nicht reagiert. Auch soll Hamrouni selbst die Ausreise verwehrt worden sein, um ihre Töchter auf eigene Faust in Libyen zu suchen.[3]

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Premiere des Films fand am 19. Mai 2023 beim Filmfestival von Cannes statt.[4][5] Dies ist die zweite Teilnahme einer tunesischen Produktion am Hauptwettbewerb seit Abdellatif Ben Ammars Spielfilm Une si simple histoire (1970).[6]

Ein regulärer Kinostart in Frankreich fand ab 5. Juli 2023 im Verleih des Unternehmens Jour2fête statt.[7] In Deutschland soll Olfas Töchter ab 18. Januar 2024 zu sehen sein.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Olfas Töchter erhielt Ben Hania ihre erste Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Filmfestivals. Beim Festival Der Neue Heimatfilm 2023 wurde der Film mit dem Dokumentarfilmpreis der Stadt Freistadt ausgezeichnet.[8]

Auch wurde Olfas Töchter als tunesischer Kandidat für den Oscar 2024 in der Kategorie Bester internationaler Film ausgewählt. Im Dezember 2023 gelangte das Werk auf die Oscar-Shortlists der aus Sicht der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) 15 besten internationalen Filme sowie Dokumentarfilme,[9] wurde aber nicht nominiert. Stattdessen wurde Olfas Töchter als bester Dokumentarfilm berücksichtigt.

Die Jury der Deutschen Film- und Medienbewertung hat den Film mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet und bezeichnet den Film als „Riesengewinn für das Dokumentarformat. Durch vielschichtiges Erzählen und experimentelle Herangehensweise macht es Regisseurin Kaouther Ben Hania möglich, intrafamiliären Muster und gesellschaftliche Strömungen parallel zu betrachten und deren Wechselwirkung begreifbar zu machen. Dass dabei auch der Spaß und der Zusammenhalt innerhalb der Familien miterzählt wird, ist eine weitere Leistung“.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Olfas Töchter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Four Daughters. In: thepartysales.com (abgerufen am 14. April 2023).
  2. Les Tunisiens de retour des zones de conflit seront judiciarisés. In: African Manager, 19. November 2019 (abgerufen via lizenzpflichtiger Pressedatenbank Nexis Uni).
  3. La mère des deux terroristes Rahma et Ghofrane : « J'accuse ! ». In: African Manager, 27 April 2016 (abgerufen via lizenzpflichtiger Pressedatenbank Nexis Uni).
  4. Screening Guide. In: cdn-medias.festival-cannes.com (PDF-Datei; abgerufen am 10. Mai 2023).
  5. The films of the Official Selection 2023. In: festival-cannes.com, 13. April 2023 (abgerufen am 13. April 2023).
  6. "Les filles d’Olfa" de Kaouther Ben Hania au Festival de Cannes. In: mosaiquefm.net, 13. April 2023 (abgerufen am 14. April 2023).
  7. Les filles d’Olfa. In: allocine.fr (französisch; abgerufen am 28. Oktober 2023).
  8. FESTIVAL #36 DER NEUE HEIMATFILM. Abgerufen am 2. September 2023.
  9. 96th Oscar Shortlists in 10 Award Categories Announced. In: oscars.org. 21. Dezember 2023 (abgerufen am 22. Dezember 2023).
  10. Olfas Töchter bei der FBW. Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), abgerufen am 17. Januar 2024.