Opfer der Vergangenheit

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Film
Titel Opfer der Vergangenheit
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1937
Stab
Regie Gernot Bock-Stieber
Drehbuch Gernot Bock-Stieber,
Rudolf Frercks (Idee)
Besetzung

Opfer der Vergangenheit ist ein deutscher Propagandafilm in der Form eines Dokumentarfilmes über erbkranken Nachwuchs, der im Jahr 1937 unter der Aufsicht des damaligen Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda entstand. Finanziert wurde er vom Rassenpolitischen Amt der NSDAP.[1]

Opfer der Vergangenheit wirbt im Sinne der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ für die Kriminalisierung und Tötung von Menschen mit Behinderung, indem er deutlich zwischen gesundem und krankem „Erbmaterial“ unterscheidet.

Der Film ist eine Fortsetzung von Erbkrank.

Inhalt

Der Sprechertext des Filmes stellt die Verhütung erbkranken Nachwuchses als sittliches bzw. gar christliches Gebot dar. Sie bedeute „praktisch Nächstenliebe und höchste Achtung vor den gottgegebenen Naturgesetzen. Wer Unkraut verhindert, fördert das Wertvolle.“ Gegen das „Gesetz der natürlichen Auslese“ sei „furchtbar gesündigt worden“.[2]

Die Finanzierung der Pflege von geistig „minderwertigen“ Verbrechern in Anstalten sei ein „Raubbau an deutschem Volksvermögen“; mit den Mitteln hätte man „vielleicht viele gesunde, kräftige, begnadete Kinder unseres Volkes in Beruf oder Leben […] ein Stück vorwärts bringen können“. Dabei erfolge auch ein Raubbau an „Geist und Seele“, da sich die Deutschen einzureden versuchten, dass „in der Aufopferung für das schlechteste und hilfloseste Leben unsere eigene Größe bestehen könnte“.[2]

Des Weiteren empört sich der Sprecher über die Höhe der Pflegekosten von Kranken, woran die rhetorische Frage anschließt: „Wie viele gesunde Menschen hätten dafür siedeln können!“ Außerdem wird entrüstet festgestellt, dass „gesunde deutsche Volksgenossen“ selbst für die Unterbringung jüdischer Geisteskranker aufkommen müssten.[2]

Schließlich verkündet der Sprecher zu Bildern von turnenden deutschen Mädchen, die Errichtung einer eugenischen Gesellschaftsordnung sei gleichbedeutend mit der Restauration von gesellschaftlicher Gottesfurcht: „Wenn wir heute das große Gesetz von der Auslese mit humanen Mitteln künstlich wiederherstellen, dann stellen wir damit die Ehrfurcht vor den Gesetzen des Schöpfers wieder her und beugen uns vor seiner Ordnung.“[2]

Produktion und Veröffentlichung

Bei der Produktion führte Gernot Bock-Stieber Regie, der auch das Drehbuch schrieb, nach einer Idee von Rudolf Frercks, Hauptstellenleiter und zuständig für rassen- und erbbiologische Angelegenheiten im Rassenpolitischen Amt der NSDAP. Der Film wurde in sämtlichen 5.300 deutschen Kinos gezeigt. Bei der Uraufführung im UFA-Pavillon am Nollendorfplatz in Berlin sprach der Reichsärzteführer und Leiter der Reichsärztekammer Gerhard Wagner, in dessen Auftrag der Film hergestellt worden war und der sich bereits auf dem NSDAP-Reichsparteitag von 1935 mit der „Euthanasie“ auseinandersetzte.[3]

Der Film erhielt die Prädikate „staatspolitisch wertvoll“ und „volksbildend“.[4]

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Paula Diehl: Macht - Mythos -Utopie. Die Körperbilder der SS-Männer. Akademie Verlag, Berlin 2005, ISBN 978-3-05-004076-9, S. 137-144.
  • Paula Diehl: Opfer der Vergangenheit. Konstruktion eines Feindbildes. In: Sabine Moller, Miriam Rürup, Christel Trouvé (Hrsg.): Abgeschlossene Kapitel? Zur Geschichte der Konzentrationslager und der NS-Prozesse., Edition Diskord, Tübingen 2002, ISBN 978-3-89295-726-3, S. 134-144.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Paula Diehl: Macht - Mythos -Utopie. Die Körperbilder der SS-Männer bei Google bücher, S. 137.
  2. a b c d Zitiert bei Erwin Leiser: „Deutschland, erwache!“ Propaganda im Film des Dritten Reiches. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1968, S. 78.
  3. Leiser 1968, S. 77f.
  4. Leiser 1968, S. 151.