Pektorale

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Pektorale eines Bischofs aus Silber mit Email, angefertigt von Grigorii Pankrat'ev, 1874–1896

Als Pektorale (n., Pl. Pektoralien oder Pektorales; von lat. pectoralis, „die Brust betreffend, zur Brust gehörig“) bezeichnet man das Brustkreuz geistlicher Würdenträger, früher auch einen einfachen Schutz für den Oberkörper. Der Begriff wird heute fast ausschließlich im religiösen Kontext verwendet.

Pektoralien als Insigne

Ein Brustkreuz ist im Christentum eine Insigne für Bischöfe (deshalb auch für den Papst), Äbte und Äbtissinnen und Dompröpste. Das Pektorale wird an einer Kordel (Pektoralkordel) – die je nach Rang unterschiedliche Farbe haben kann – oder einer Kette getragen.

In den orthodoxen Kirchen slawischer Prägung wird das Brustkreuz von jedem Priester getragen, in den orthodoxen Kirchen griechischer Prägung als Auszeichnung (Stavrophoren-Kreuzträger). In evangelischen Kirchen tragen die Landesbischöfe, die Bischöfe der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und die Pröpste der SELK das Pektorale als Zeichen ihres Amtes. Hierneben tragen vereinzelt auch lutherische Pfarrer in der SELK kleinere und weniger aufwändig gearbeitete Brustkreuze.

Pektoralien in der Antike

Pektoral Ramses II., ausgestellt im Pariser Louvre (Größe: 13,5 cm × 15,7 cm)

Pektoralien wurden schon im Neolithikum (siehe Statuenmenhir) und im alten Ägypten getragen. Sie dienten in erster Linie magischen Zwecken, indem sie als eine besondere Form des Amuletts getragen wurden. In diesem Kontext haben sie sich auch als Schmuckstück der Könige, höheren Priester und sonstigen Angehöriger wohlhabenderer Schichten etabliert.

Auch symbolisierten sie göttlichen Schutz oder königliche Herrschaft sowohl für den sie tragenden Lebenden als auch für den Verstorbenen, indem man Sarkophage mit Pektorale schmückte. Im Grab von Pharao Tutanchamun fanden sich verschiedene Pektoralien sowohl an der Mumie als auch in Kästen. Oft wurde das Motiv eines rüttelnden Falken mit ausgebreiteten Schwingen verwendet.[1]

Die Größe variierte von einer Handbreite bis zu dem ganzen Brustbereich. Die Motive waren meist religiöser Natur, z. B. Skarabäen, das Udjat (Horusauge); im königlichen Bereich finden sich die üblichen (kanonischen) Motive wieder: das Zertreten der Feinde durch den König in Form von einer oder zwei Sphingen, die in Geiergestalt dargestellte Himmels- und Kronengöttin Nechbet als Symbol für Oberägypten sowie die Schlangengöttin Wadjet als Symbol für Unterägypten.

Ebenfalls als Pektorale bezeichnet wurde eine Metallplatte, die als einfacher Panzerschutz im Kampf vor dem Brustkorb getragen wurde. In der Frühzeit des römischen Reiches war das Pektorale die übliche Körperpanzerung der unteren Zensusklassen.

Mesoamerika

Viele Würdenträger in den mesoamerikanischen Kulturen (Olmeken, Maya, Azteken) sind durch ihren aufwendig gestalteten Brustschmuck besonders hervorgehoben.

Pazifischer Raum

Rei-Miro ist ein nur in der Kultur der Osterinsel bekanntes hölzernes Pektorale, vorwiegend aus Toromiro-Holz geschnitzt. Es hat eine mondsichelartige Form, die aber auch als Bootskörper gedeutet werden kann. Die beiden Enden sind häufig als menschliche oder tierische Köpfe mit feinen Gesichtszügen ausgebildet. An den oberen Enden befinden sich Löcher für eine Umhängeschnur. Einige Pektoralien sind mit Rongorongo-Schriftzeichen versehen. Ihre Bedeutung (Kultgegenstand, Schmuck oder Rangabzeichen) ist unbekannt.

Literatur

  • Otto Nussbaum: Das Brustkreuz des Bischofs. Zur Geschichte seiner Entstehung und Gestaltung, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1964.
  • Erika Feucht: Pektorale nichtköniglicher Personen (= Ägyptologische Abhandlungen. Bd. 22). Harrassowitz, Wiesbaden 1971, ISBN 3-447-01319-2.
  • Henrieta Todorova, Ivan Vajsov: Der kupferzeitliche Schmuck Bulgariens (= Prähistorische Bronzefunde. Abt. 20, 6). Steiner, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07616-6, S. 69.
  • Evgenij V. Černenko: Die Schutzwaffen der Skythen (= Prähistorische Bronzefunde. Abt. 3, 2). Steiner, Stuttgart 2006. ISBN 3-515-08659-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gold pectoral of a hovering falcon, S. Quirke and A.J. Spencer, The British Museum book of anc (London, The British Museum Press, 1992)