Phenylisothiocyanat

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Strukturformel
Strukturformel von Phenylisothiocyanat
Allgemeines
Name Phenylisothiocyanat
Andere Namen
  • Isothiocyanatobenzol (IUPAC)
  • Phenylsenföl
  • Thiocarbanil
  • Edman-Reagenz
Summenformel C7H5NS
Kurzbeschreibung

farblose bis gelbliche, tränenreizende Flüssigkeit von beißendem, senfartigem Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 103-72-0
EG-Nummer 203-138-1
ECHA-InfoCard 100.002.853
PubChem 7673
ChemSpider 7390
Wikidata Q422311
Eigenschaften
Molare Masse 135,19 g·mol−1
Dichte

1,13 g·cm−3 (20 °C)[2]

Schmelzpunkt

−21 °C[2]

Siedepunkt

218 – 221 °C[2]

Dampfdruck

10 hPa (20 °C)[2]

Löslichkeit

Zersetzung in Wasser[2]

Brechungsindex

1,6492 (23 °C)[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​314​‐​317​‐​334​‐​410
P: 260​‐​280​‐​301+310​‐​303+361+353​‐​304+340​‐​305+351+338​‐​333+313​‐​342+311​‐​363[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Phenylisothiocyanat (PITC) ist eine chemische Verbindung, die als Reagenz für die chemische Analytik (Edman-Reagenz) und die organische Synthesechemie verwendet wird. Der andere Name Phenylsenföl ist auf die Verwandtschaft mit dem Geschmacksträger des Senfs, dem Allylisothiocyanat (CH2=CH–CH2N=C=S), zurückzuführen.

Neben dem Hauptbestandteil Allylisothiocyanat enthält das Senföl des Braunen Senfs auch Phenylisothiocyanat.[4]

Anilin reagiert mit Kohlenstoffdisulfid in Ethanol und fein verteiltem Kaliumhydroxid als Katalysator zu Diphenylthioharnstoff. Diese Reaktion verläuft vermutlich über die Zwischenprodukte Phenyldithiocarbaminsäure und Phenylisothiocyanat unter Abspaltung von Schwefelwasserstoff. Aus dem gebildeten Diphenylthioharnstoff wird im nächsten Schritt bei der Einwirkung von Säuren unter Abspaltung von Anilin Phenylisothiocyanat gebildet:[5]

Synthese von Phenylisothiocyanat

Eine weitere Methode zur Darstellung von Phenylisothiocyanat geht ebenfalls von Anilin und Kohlenstoffdisulfid in konzentrierter Ammoniak-Lösung aus. Das als Zwischenprodukt isolierte Salz Ammoniumphenyldithiocarbamat wird mit Bleinitrat in Phenylisothiocyanat überführt:[6]

Synthese von Phenylisothiocyanat

Phenylisothiocyanat ist eine farblose bis gelbliche Flüssigkeit von beißendem, senfartigem Geruch, die die Augen zu Tränen reizt.[1] Bei Normaldruck siedet die Verbindung bei 221 °C.[2] Die Dampfdruckfunktion ergibt sich nach Antoine entsprechend

im Temperaturbereich von 320 K bis 491 K.[7]

Die Verbindung reagiert heftig mit Alkoholen, Aminen, Säuren, Basen, Wasser und Oxidationsmitteln.[2]

Es wird als Laufmittel in der Umkehrphasen-Hochleistungsflüssigkeitschromatographie zur Analyse von sekundären Aminen eingesetzt und in der Synthesechemie als Reagenz im Edman-Abbau verwendet und daher „Edman-Reagenz“ genannt.

Einzelnachweise

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  1. a b Eintrag zu Phenylisocyanat. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 13. Juni 2014.
  2. a b c d e f g h i Eintrag zu Phenylisothiocyanat in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 8. Januar 2020. (JavaScript erforderlich)
  3. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Physical Constants of Organic Compounds, S. 3-428.
  4. Zi-Tao Jiang, Rong Li, Yu-Min Zuo: Composition of Essential Oil of Brassica juncea (L.) Coss. from China. In: Journal of Essential Oil Research. Band 11, Nr. 4, Juli 1999, S. 503–506, doi:10.1080/10412905.1999.9701196.
  5. L. F. Fieser, M. Fieser: Lehrbuch der organischen Chemie. 3. Auflage. Verlag Chemie, 1957, S. 703.
  6. F. B. Dains, R. Q. Brewster, C. P. Olander: Phenyl isothiocyanate In: Organic Syntheses. 6, 1926, S. 72, doi:10.15227/orgsyn.006.0072; Coll. Vol. 1, 1941, S. 447 (PDF).
  7. D. R. Stull: Vapor Pressure of Pure Substances Organic Compounds. In: Ind. Eng. Chem. Band 39, 1947, S. 517–540., doi:10.1021/ie50448a022