Philippe de Lénoncourt

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Porträt des Kardinals Philippe de Lénoncourt mit dem Cordon bleu des Ordre du Saint-Esprit, Gemälde von Étienne Dumonstier, Ende des 16. Jahrhunderts

Philippe de Lénoncourt (auch Lenoncourt; * 1527 auf Schloss Coupvray; † 13. Dezember 1592 in Rom) war ein französischer Kardinal aus dem Haus Lenoncourt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kardinalswappen (moderne Nachzeichnung)

Philippe de Lénoncourt war der Sohn von Henri II. de Lénoncourt, Comte de Nanteuil und Gouverneur des Valois, und Marguerite de Broyes, Dame de Nanteuil-le-Haudouin et de Pacy. Die Familie Lenoncourt war im 16. Jahrhundert mit der Familie Dinteville verbündet,[1] aus der zwei Mitglieder Bischöfe von Auxerre waren: François I. de Dinteville (1513–1530) und François II. de Dinteville (1530–1554) die unmittelbaren Vorgänger von Philipp und dessen Onkel Robert de Lénoncourt waren.

Vom 30. Mai 1550 bis 1556 war Philippe de Lénoncourt Bischof von Châlons und Pair de France als Nachfolger seines Onkels.[2] Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bistum blieb sein Pariser Wohnsitz das Hôtel (des évêques) de Châlons in der Rue Transnonain gegenüber dem Friedhof der Pfarre Saint-Nicolas-des-Champs.[3] Er hatte einen weiteren Wohnsitz in Saint-Germain-en-Laye, in der Nähe des Hofes.

Vom 7. Februar 1560 bis 1562 war er Bischof von Auxerre, ein Amt, das er aufgeben musste, um dem Parlement von Paris mit Stimmberechtigung beitreten zu können. In diesem Jahr wurde er auf Empfehlung des Königs von Navarra, Antoine de Bourbon, zudem in den Geheimen Rat (Conseil privé) von König Karl IX. berufen.

1564 wurde er Prior von Notre-Dame de La Charité-sur-Loire[4]. Er war auch Kommendatarabt von Barbeau[5], von Mouzon, von Saint-Martin d’Épernay, von Saint-Pierre de Rebais, der Abbaye royale de Notre-Dame d’Oigny und von Saint-Jean-de-Réome[6]. Diese große Anzahl an Kommenden war einer der Gründe, warum er 1866 noch „berühmt“ war[7]. Dieser Reichtum ermöglichte es ihm beispielsweise 1576, die 50.000 Écu Rente, „die der Papst zu verkaufen erlaubt hat, um die Angelegenheiten des Königs zu unterstützen“[8], problemlos zu bezahlen. Bei der gleichen Gelegenheit ließ Philippe de Lénoncourt für eine seiner vier damaligen Abteien „einige schöne Kirchenornamente anstelle der von den Reîtres und anderen Kriegsleuten genommenen und geplünderten“ zurückkaufen.

1578 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Ordre du Saint-Esprit, seinem geistlichen Status entsprechend als Commandeur[9], der von König Heinrich III., dem er sehr nahe stand, gegründet wurde.

1585 betraute ihn der König mit der Leitung der Delegation, die in Nérac in der Gascogne Heinrich von Navarra aufsuchen sollte, um diesen zum Verlassen der reformierten Konfession zu bewegen. Er leitete zahlreiche Sitzungen des Staatsrats in Abwesenheit des Königs[10].

Papst Sixtus V. kreierte ihn im Konsistorium vom 16. November 1586 zum Kardinal[11] Kardinal de Lénoncourt wurde am 15. Januar 1588 Kardinalpriester von Sant’Onofrio und war im gleichen Jahr Präfekt der Indexkongregation.[12]

Kardinal de Lénoncourt nahm in seiner Amtszeit an vier Konklaves teil:

Er starb am 13. Dezember 1592 in Rom, sein Leichnam soll in die Kathedrale von Reims gebracht worden sein[5].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Honoré Fisquet: La France pontificale… histoire chronologique et biographique des archevêques et évêques de tous les diocèses de France, Métropole de Sens, Sens et Auxerre. 1864, S. 386–389.
  • Jean Lebeuf: Mémoires concernant l’histoire ecclésiastique et civile d’Auxerre… Band 1, Perriquet, Auxerre 1743.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lebeuf, S. 602
  2. Dies trotz des Irrtums, der bezüglich seines Alters gemacht wurde: er hatte nicht das vorgeschriebene („kanonische“) Alter von 27 Jahren (Konrad Eubel, Hierarchia Catholica Medii et Recentioris Aevi, Band 3, S. 159).
  3. In Arch. nat., Signatur MC/ET/IX/156, erschien am 21. Oktober 1575 ein „Inventaire des meubles ustensiles“ seines „hostel de Chaallons“: nicht weniger als 130 Artikel – darunter „une husche pour mectre le pain“ – auf 16 Seiten, um 25 Zimmer und den Dachboden zu überprüfen (online).
  4. Zu Philippe de Lénoncourts fast 30-jähriger Tätigkeit als Prior von La Charité-sur-Loire siehe: Mgr. Augustin Crosnier, Les congrégations religieuses dans le diocèse de Nevers, Band 1 S. 389–400 (online)
  5. a b The Cardinals of the Holy Roman Church
  6. Transaction entre Philibert Babou, cardinal de La Bourdaisière, et Philippe de Lenoncourt, naguère évêque d’Auxerre, à raison de permutation des évêchés d’Auxerre, d’Angoulême et des abbayes de Rebais et de Moustier-Saint-Jean (FranceArchives, abgerufen am 14. Juli 2021)
  7. Paul Ducourtieux, Bulletin de la Société archéologique et historique du Limousin (Gallica, 1862, abgerufen am 14. Juli 2021)
  8. Arch. nat., MC/ET/IX/87, September 1576
  9. Ein Beispiel für eine Titulatur aus einer notariellen Urkunde aus dem Jahr 1580 (Arch. nat. MC/ET/XCI/78): Ein Fuhrunternehmer schließt einen Vertrag über eine Holzlieferung von der Abtei Barbeau nach Paris mit dem „révérendissime seigneur messire Philippe de Lenoncourt, conseiller du Roi en son conseil d’État et Commandeur de l’Ordre du Saint-Esprit et abbé de Barbeau“
  10. Nicolas Petitpied, Traité du droit et des prérogatives des ecclésiastiques dans l’administration de la justice séculière par m. Nicolas Petit-Pied, docteur en theologie, chez François H. Muguet, premier imprimeur du roy, ruë neuve Nostre-Dame, à la croix d’or, 1705
  11. Veröffentlicht wurden drei Briefe der Königinmutter Caterina de’ Medici, von denen einer an den Papst gerichtet war, in denen sie bereits 1580 um die Kardinalserhebung für Lénoncourt gebeten hatte.
  12. Louis Moréri, Le grand dictionaire historique, ou, Le mélange curieux de l'histoire sacrée et profane... , 8. Ausgabe, Band 3, 1698, S. 316
VorgängerAmtNachfolger
Robert II. de LénoncourtBischof von Châlons
1550–1556
Jérôme Burgensis
Robert II. de LénoncourtBischof von Auxerre
1556–1563
Philibert Babou de La Bourdaisière