Philister (Ästhetik)

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Der Ausdruck Philister bezeichnet abwertend jemanden, der Kunst (zumeist Avantgarde-Kunst) und damit zusammenhängende ästhetische oder geistige Werte nicht schätzt oder verachtet, dabei aber unkritisch vorgefertigte, oft als bürgerlich bzw. spießbürgerlich bezeichnete Vorstellungen übernimmt und anwendet.

Angeblich tauchte der Begriff in dieser Bedeutung erstmals in Jena im späten 16. Jahrhundert auf. In Universitätsstädten bezeichnete er einen nicht studierenden Bürger, der zu den Studenten in einem ähnlich spannungsgeladenen Verhältnis lebte wie in der Bibel die Philister mit den Hebräern; siehe auch Philister (Studentenverbindung). Aus diesem Kontext heraus definiert Schopenhauer einen Philister als Menschen ohne geistige Bedürfnisse.

Als Begriff der Auseinandersetzung um Kunst und Literatur ging er seit der Romantik über den studentischen Kontext hinaus und wurde u. a. von Brentano, Heine und Novalis verwendet. Romantische Autoren beriefen sich auf ihr unabhängiges Genie; im Philister fanden sie einen Begriff, der ihre konservativen Gegner im Kulturbetrieb bezeichnen sollte. Der Spott über den Philister war so verbreitet, dass man von einer eigenen Textgattung sprechen kann, der Philistersatire.

Eine Renaissance erlebte der Begriff in England („Philistines“) zu Zeiten des Ästhetizismus.

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Philister – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen