Ramiro Armesto Armesto

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Ramiro Armesto Armesto (* 12. Februar 1905, in Villafranca del Bierzo, León; † 21. November 1936, in Puente Castro, León) war ein demokratischer spanischer Politiker.[1]

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er begann seine Schulzeit in Villafranca del Bierzo, setzte sie 1915–1922 in Madrid am Instituto Cardenal Cisneros[2] fort und erreichte den Hochschulzugang. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universidad Central de Madrid und wurde Rechtsanwalt. Während seiner Studienzeit spielte er als Torhüter professionell Fußball bei den Madrider Clubs Deportiva Ferroviaria Madrileña, ein Club der Madrider Sozialisten, und Unión Sporting Club.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politische Lehrjahre (1929–1933)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

März 1929 heiratete er Sofía Pérez Neira und hatte mit ihr zwei Kinder. Als Rechtsanwalt war er in Villafranca del Bierzo und in León tätig. Als überzeugter Liberaler gehörte er zu einer Gruppe Freiberufler und Juristen, die Republikaner waren. Bei den Wahlen im November 1933 zum Congreso de los Diputados trat Ramiro Armesto mit seinem Freund Félix Gordón Ordás[3], dem damaligen Minister für Industrie und Handel (8. Oktober – 16. Dezember 1933), im Wahlkreis León für die liberalen Republikaner an. Durch einen Rechtsruck bei den Wahlen wurde er nicht gewählt, Gordón schon.[4]

Härter werdender politischer Kampf (1933–1936)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Massenhafte Festnahmen in Asturien im Oktober 1934

Nach einer Spaltung[5] im liberalen republikanischen Spektrum[6] trat er 1934 der Unión Republicana (UR) bei, „die - ebenso wie die Republikanische Linke von Manuel Azaña (1880-1940) - für eine umfangreiche Reformpolitik im Rahmen der parlamentarischen Republik eintrat.“[5] Als Redakteur der Zeitung La Republica der Unión Republicana konnte er Einfluss in seiner Partei gewinnen. Er wurde in León zum Vorsitzenden des Provinzrates seiner Partei gewählt[7]. Als im Schwarzen Doppeljahr 1934–1935 die soziale und politische Repression[8] wuchs, erlangte er 1934 öffentliche Aufmerksamkeit durch die Verteidigung[9] linker Angeklagter aus Asturien. Er engagierte sich in der A.S.O. (Abogados defensores de los encartados por los sucesos de Octubre, Verteidiger für die Angeklagten der Ereignisse vom Oktober 1934).[9]

Wahlwerbung in der Zeitung La Democracia, 15. Februar 1936, León mit den Namen der Kandidaten

Am 28. Januar 1936 stellten spanische Zeitungen einmütig die aufgestellten Kandidaten für die kommenden Wahlen am 16. Februar 1936 vor.[10] Armesto gehörte mit Gordón Ordás wieder zu den Kandidaten in der Provinz von León, die zusammen gegen die Rechte Wahlkampf machten und die vergangenen zwei Jahre überwinden wollten. Diesmal hatte die Linke als Frente Popular, zu der sich auch die Unión Republicana zählte, eine gemeinsame Kandidatenliste aufgestellt. Nach einem intensiven Wahlkampf gewann die Frente Popular gegen die Rechte, in León allerdings nicht. Es gab zwar eine signifikante Zunahme linker Stimmen, trotzdem gewannen die rechten Parteien in dieser landwirtschaftlich geprägten Region die meisten Stimmen.[11]

Parteien 16.02.1936 19.11.1933
Anteil Sitze ±Anteil ±Sitze Anteil Sitze
Rechtsparteien (CEDA, Partido Agrário, Renovación Española) 52 % 7 −5 % −1 57 % 8
Mitte (Partido Centrista) 4 % +4 % ±0
Unabhängige 2 % +2 % ±0
Radikale (Partido Radical) 2 % +2 % ±0
Linke (PSOE, Unión Republicana, Izquierda Republicana) 42 % 2 +9 % +1 33 % 1
Andere, leere Stimmzettel 2 % −8 % ±0 10 %
Wahlbeteiligung 69 % +4 % 65 %

Ramiro Armesto wurde nicht ins Parlament gewählt. Er konnte 70.218 Stimmen auf sich vereinigen und verpasste um 2422 Stimmen den Einzug ins Parlament. Er war in sieben Ortschaften der meistgewählte Kandidat: Campo de Villavidel, Corrullón, La Ercina, Folgoso de la Ribera, Fresnedo, Igueña und Sobrado.[1]

Am 20. März wurde er für die Comisión Gestora de la Diputación Provincial[12] nominiert und in der ersten Sitzung zu deren Präsident gewählt.[1]

Name Beruf Partei/Organisation Anmerkungen
Alonso Botas, José
Armesto Armesto, Ramiro Rechtsanwalt Unión Republicana hingerichtet
Baños Allende, Epifanio Kaufmann Häftling
Blanco Blanco, Julio PCE
Carueza Landeras, Onésimo Unión Republicana
Custodio León, Juan PSOE hingerichtet
López Rubio, Victoriano hingerichtet
Martín Marassa, Vicente Republikanische Linke hingerichtet
Pedrosa Muñoz, Juan PSOE hingerichtet
Prieto Prieto, Zenón Bergarbeiter
Rodríguez Calleja, Antonio PSOE hingerichtet
Santamaria Andrés, Manuel Gymnasiallehrer Republikanische Linke hingerichtet

Diese[13] vierte Diputación Provincial war die letzte republikanische. Ramiro Armesto war mit einunddreißig Jahren in ganz Spanien der jüngste Präsident einer Diputación Provincial. Im Juni 1936 nahm er am ersten landesweiten Außerordentlichen Parteitag der Unión Republicana in Madrid teil, bei dem er in die Parteitagsleitung gewählt wurde.[14]

Gefangenschaft und Hinrichtung (Sommer 1936)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 20. Juli erhob sich auch die Garnison von León, schloss sich dem Putsch vom 18. Juli an. Ramiro Armesto wurde unter Hausarrest gestellt und am 16. August[15] zusammen mit anderen Gefangenen ins schnell eingerichtete KZ San Marcos gebracht. Ein Standgericht von Militärrichtern unter dem Vorsitz von Manuel Carmona García, Oberst im Ruhestand, verurteilte ihn zusammen mit 14 Angeklagten in einem „summarischen“ Prozess[16] am 4. und 5. November zum Tod. Am Morgen des 21. November wurde er auf dem Schießstand von Puente Castro[17] nahe der Stadt León mit anderen Leidensgefährten füsiliert. Die Todesschützen gehörten zum 31. Infanterieregiment aus Burgos und wurden von Tristán Falcó y Álvarez de Toledo,[18] Grande de España, kommandiert.[19] Von den 12 Mitgliedern der republikanischen Diputación Provincial wurden sieben hingerichtet[20]. Ein Gnadengesuch[21] von wichtigen wirtschaftlichen Akteuren der Stadt wurde verworfen und die Einreichenden mit hohen Geldstrafen von 40.000 bis 5.000 Peseten belegt.[22]

Pierre Broué und Émil Témime interpretieren diesen Bruch der verfassungsmäßigen Ordnung so: „Eingestandenermaßen hatte der Terror einen konkreten Zweck: den Widerstand der Massen zu brechen.“[23] Gonzalo Calleja fügt dem hinzu: „Repression umfasst ein breites Spektrum von Maßnahmen, die von der physischen Eliminierung des Dissidenten bis zum Vorschreiben öffentlicher und privater Verhaltensweisen reichen können, beispielsweise durch das Auferlegen einer bestimmten Moral oder einer offiziellen Kultur, in welchem Fall es sich dem Konzept der sozialen Kontrolle annähert.“[24] Der Soziologe und Historiker Santos Juliá sieht den Unterwerfungsprozess als „absolut vorsätzlich, systematisch, institutionalisiert, bis er zu einem Ziel an sich für den Aufbau des neuen Staates wird (absolutamente premeditado, sistemático, institucionalizado, hasta transformarse en un objetivo en sí mismo para la construcción del nuevo Estado)“.[25]

Nachleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monument zur Erinnerung an die Unterdrückung durch den Franquismus in San Marcos. Auf der Tafel ein Zitat von Francisco de Quevedo: „Ich lebe im Gespräch mit den Toten und höre mit den Augen auf die Toten.“

Während der franquistischen Diktatur sollte der liberale Demokrat und Nicht-Marxist Ramiro Armesto Armesto vergessen werden. In einer Broschüre des Regimes wurde 1939 noch so getan, als wäre der Übergang von der republikanischen zur franquistischen Diputación ganz bruchlos[26] vollzogen worden. Danach wurde ein Mantel des Schweigens über die gewalttätigen Ereignisse gehüllt. Nach Francos Tod wurde 1977 ein Gemälde Ramiro Armestos, von José Vela Zanetti[27] gemalt, in die Galerie der Präsidenten[28] aufgenommen. Erst 1989 bemühte sich die demokratische Diputación Provincial de León um eine Wiederherstellung der Ehre[29] des republikanischen Präsidenten. Das zeitweilige Konzentrationslager San Marcos[30] ist zum Hotel geworden und besitzt eine Gedenktafel.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carlos J. Dominguez: Asesinaron La Democracia. Autopsia a Miguel Castaño, alcalde y periodista represaliado. Asociación Juventudes Activas, León 2011, ISBN 978-84-615-5692-2
  • Juan Manuel Martínez, Catalina Seca Martínez: Las Elecciones Generales de 1936 en León y su provincia. Lobo Sapiens, León 2007, ISBN 978-84-935160-6-2
  • Boletin Oficial de la provincia de León, Amtsblatt mit Veröffentlichungen der letzten republikanischen Diputación Provincial ab 1. April 1936 bis zum 7. August 1936 (spanisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Juan Manuel Martínez Valdueza, Catalina Seco Martínez: Las Elecciones Generales de 1936 en León y su provincia. Lobo Sapiens, León 2007, ISBN 978-84-935160-6-2, S. 196 f. (spanisch).
  2. UNIVERSIDADES,1885,Exp.10 - Expediente escolar de Ramiro Armesto Armesto, alumno del Instituto Cardenal Cisneros (Madrid). Pares.mcu.es, abgerufen am 8. Februar 2023 (spanisch).
  3. GORDON ORDAS FELIX . 55. Elecciones 19.11.1933 - Congreso de los Diputados. Congreso de los Diputados, 2022, abgerufen am 9. Februar 2023 (spanisch).
  4. Las elecciones parciales confirman y ratifican el enorme triunfo de las derechas. El Siglo futuro (Madrid). 23/11/1933, n.º 8.070, 23. November 1933, S. 3, abgerufen am 11. Februar 2023 (spanisch).
  5. a b Walther L.Bernecker: Spanische Geschichte. Vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. 7. Auflage. C.H.Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-75611-5, S. 68.
  6. Luz (Madrid. 1932). 22/9/1933. La Luz De la República, 22. September 1933, abgerufen am 10. Februar 2023 (spanisch).
  7. Ficha de Ramiro Armesto Armesto. Centro Documental de la Memoria Histórica, 2023, abgerufen am 11. Februar 2023 (spanisch).
  8. Walther L. Bernecker: Spanische Geschichte. Vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. 7. Auflage. C.H.Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-75611-5, S. 71.
  9. a b Asociación de Abogados Defensores por los sucesos de octubre. El Heraldo de Madrid, 3. April 1935, abgerufen am 9. Februar 2023 (spanisch).
  10. Candidatos de la Unión Republicana. El Heraldo de Zamora, 28. Januar 1936, abgerufen am 9. Februar 2023 (spanisch).
  11. Juan Manuel Martínez Valdueza, Catalina Seco Martínez: Las Elecciones Generales de 1936 en León y su provincia. Lobo Sapiens, León 2007, ISBN 978-84-935160-6-2, S. 135–137 (Die Zahlen sind gerundet.).
  12. Diputación Provincial de León. Boletin Oficial de la provincia de León, 1. April 1936, S. 2, abgerufen am 11. Februar 2023 (spanisch).
  13. Juan Manuel Martínez Valdueza, Catalina Seco Martínez: Las Elecciones Generales de 1936 en León y su provincia. Lobo sapiens, León 2007, ISBN 978-84-935160-6-2, S. 56 (…obenstehende Angaben.).
  14. Unión Republicana celebró ayer la sesión inaugural de su primer Congreso nacional extraordinario. La Libertad, 28. Juni 1936, abgerufen am 9. Februar 2023 (spanisch).
  15. Carlos J. Dominguez: Asesinaron La Democracia. Autopsia a Miguel Castaño, alcalde y periodista represaliado. Asociación Juventudes Activas, León 2011, ISBN 978-84-615-5692-2, S. 240 (spanisch).
  16. Javier Fernández-Llamazares: Crónicas de la Burgesía Leonesa. EOLAS ediciones, Meres 2012, ISBN 978-84-15603-07-8, S. 257 (spanisch).
  17. Sentencia que se cumple. PROA Diario de Falange Española de los J.O.N.S., 22. November 1936, abgerufen am 10. Februar 2023 (spanisch).
  18. Persona - Falcó Álvarez de Toledo, Tristán (1912-1938). PARES PORTAL DE ARCHIVOS ESPAÑOLES, abgerufen am 11. Februar 2023 (spanisch).
  19. ileon.com: El día en que fue fusilada la democracia republicana en León. Ileon.eldiario.es, 21. November 2015, abgerufen am 11. Februar 2023 (spanisch).
  20. Tania López Alonso, Silvia Gallo Roncero: San Marcos, El Campo de concentración desconocido. EL FORASTERO - LOBO SAPIENS, León 2013, ISBN 978-84-940396-8-3, S. 269, 272, 304, 390, 396, 429, 467 (spanisch).
  21. Javier Fernández-Llamazares: Crónica de la Burgesía Leonesa. Sobre un episodio de la Guerra Civil en León. EOLAS Ediciónes, Meres 2012, ISBN 978-84-15603-07-8, S. 37 f. (spanisch).
  22. Un vuelco a la Historia de la Guerra Civil Española. Manu Militari, abgerufen am 10. Februar 2023 (spanisch).
  23. Pierre Broué, Émil Témime: Revolution und Krieg in Spanien. Geschichte des Bürgerkrieges. Band I. Suhrkamp, Frankfurt/ Main 1968, S. 226.
  24. Gonzalez Calleja, E.: Violencia política y represión en la España franquista: consideraciones teóricas y estado de la cuestión”. In: MORENO FOSERET, R. und SEVILLANO CALERO, F. (Hrsg.): El franquismo. Visiones y balances. Publicaciones de la Universidad de Alicante, Murcia 1999, ISBN 84-7908-508-8, S. 124 (spanisch).
  25. Santos Juliá Díaz: De guerra contra el invasor a guerra fratIcida. In: Idem (Hrsg.): Víctimas de la guerra civil. Temas de hoy, Madrid 1999, S. 26 (spanisch).
  26. La Diputación Provincial de León en el año 1936. Diputación Provincial de León, 1939, abgerufen am 12. Februar 2023 (spanisch).
  27. Obituary: Jose Vela Zanetti. 9. Januar 1999, abgerufen am 11. Februar 2023 (englisch).
  28. León: Colgado el retrato del último presidente de la diputación durante la república - Archivo Linz de la Transición española | Fundación Juan March. Abgerufen am 12. Februar 2023 (spanisch).
  29. El PSOE de León rinde homenaje a los represaliados del franquismo. 14. April 2021, abgerufen am 12. Februar 2023 (spanisch).
  30. Presentación del Libro. San Marcos. El Campo de Concentración Desconocido. In: AERLE (Asociación de Estudios sobre la Represión en León). 8. März 2013, abgerufen am 11. Februar 2023 (spanisch).