Rauhebergtunnel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Oktober 2016 um 17:45 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rauhebergtunnel
Tunnel Rauheberg
Rauhebergtunnel
Rauhebergtunnel
Südportal des Rauhebergtunnels
Verkehrsverbindung Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg
Ort Hann. Münden
Länge 5210 m
Anzahl der Röhren 1
Größte Überdeckung 120 m
Bau
Bauherr Deutsche Bundesbahn
Baubeginn 1983
Fertigstellung ca. Dezember 1987
Betrieb
Betreiber Deutsche Bahn
Freigabe 1991 (kommerzielle Inbetriebnahme)
Lage
Rauhebergtunnel (Niedersachsen)
Rauhebergtunnel (Niedersachsen)
Koordinaten
Portal 1 51° 26′ 14,8″ N, 9° 47′ 6,9″ O
Portal 2 51° 24′ 35,4″ N, 9° 43′ 31,6″ O

Der Rauhebergtunnel (auch: Tunnel Rauheberg) ist ein 5.210 m langer Eisenbahntunnel der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg (Streckenkilometer 114,4 bis 119,6[1]). Er unterquert, östlich der niedersächsischen Stadt Hann. Münden den Rauheberg und trägt daher seinen Namen.[2] Nach dem Ortsteil Lippoldshausen, der etwa 600 m nördlich des Südportals liegt, wird er auch Lippoldshauser Tunnel genannt. Er ist der zweitlängste Tunnel in Niedersachsen.

Verlauf

Blick auf das Nordportal (2010).

Der Tunnel verläuft in südwestlicher Richtung und unterquert dabei die Wasserscheide zwischen Leine und Werra.

Die Trasse verläuft Richtung Süden zunächst in einer Rechtskurve und geht anschließend in eine lange Gerade über. Die Gradiente fällt im Tunnel mit 12,499 Promille zum Südportal hin ab. Die Überdeckung erreicht bis zu 120 m.[1] (andere Quelle: 118 m[3])

Nördlich schließt sich an den Tunnel ein 490 m langer (Bau-Km 113,910 bis 114,400) Voreinschnitt an, südlich ein Voreinschnitt von 775 m Länge (Bau-Km 119,610 bis 120,385). (Stand aller Längenangaben: etwa 1986) Die Gradiente fällt Richtung Süden kontinuierlich ab.[2] Im Norden schließt sich (nach einem 900 m langen Einschnitt[4]) der Mackenrodttunnel, im Süden die Werratalbrücke Hedemünden an.

Im nördlichen Bereich durchörtert die Röhre Schichten des Unteren Muschelkalks, im mittleren Teil liegen Schichten des Oberen Buntsandsteins an. Im Südabschnitt liegen Schichten von Lockergestein aus Muschelkalk und Röt sowie Sand- und Kies-Ablagerungen an, im Südabschnitt[1] überwiegend Quartär. Der Bergwasserspiegel liegt überwiegend unterhalb der Sohle.[2]

Geschichte

Planung

Der südliche Abschnitt, mit einer Länge von 1020 m, sollte ursprünglich als bis zu 20 m tiefer[5] Einschnitt ausgeführt werden. Um die Eingriffe in den Naturpark Münden zu minimieren, wurde hier letztlich ein Tunnelabschnitt in offener Bauweise erstellt.[6]

In den Jahren 1980 und 1981 wurde der Baugrund durch ein geologisches und hydrologisches Vorerkundungsprogramm untersucht.[2]

Der Tunnel war Teil eines 6.475 m langen Bauloses, das sich über die Baukilometer 113,910 bis 120,385 erstreckte.[2]

Bau

Die Bauarbeiten begannen im Spätsommer 1983.[2] Der Vortrieb wurde im November 1983 aufgenommen.[6] Der Tunnel wurde am 28. November 1983 angeschlagen.[7]

Der Tunnel wurde größtenteils, auf einer Länge von 4.190 m (Bau-Km 114,400 bis 118,590) in Spritzbetonbauweise errichtet.[2] Die südlichsten 1.020 m (Bau-Km 118,590 bis 119,610) wurden in offener Bauweise errichtet.[1]

Im bergmännischen Vortrieb wurden der Tunnel von Süd nach Nord bei Abschlagslängen von 0,75 bis 2,0 m vorgetrieben. Der Vortrieb der Kalotte lief dem Strossenvortrieb 120 bis 200 m voraus. Bei der offenen Bauweise wurden in einem Taktverfahren jeweils 11 m lange Abschnitte erstellt. Der Tunnel weist ein Maulprofil von rund 9 m Höhe und einer lichten Weite von 12,50 m auf. Das Sohlgewölbe wurde, je nach geologischen Erfordernissen, bis zu 90 cm stark ausgeführt.[2]

Der Ausbruchsquerschnitt lag zwischen 124 und 142 m², die ausgebrochenen Massen wurden überwiegend im Umkreis deponiert.[2] Im bergmännischen Vortrieb wurden 540.000 m³ Material ausgebrochen und ca. 198.000 m³ Spritzbeton, rund 110.000 m³ Folienabdichtung, etwa 32.000 m³ Stahlbeton (für die Innenschale) und ca. 2.000 t Betonstahl verbaut. Im offenen Abschnitt wurden 700.000 m³ Erde bewegt, 36.000 t Stahlbeton und 3.500 t Betonstahl verbaut. Für die beiden Voreinschnitte wurden weitere 700.000 m³ Erde bewegt.[2] (Eine andere Quelle spricht von 590.000 m³ Materialausbruch im Tunnel sowie weiteren 1.035.000 m³ Material in den Voreinschnitten. Insgesamt wurden demnach 187.000 m³ Beton und 17.000 t Stahl eingebaut.[1])

Am Übergang vom Buntsandstein zum Muschelkalk musste der Vortrieb im März 1986 vorübergehend eingestellt werden, nachdem statt der prognostizierten 20 Liter bis zu 400 Liter Bergwasser pro Sekunde angefallen waren. Nach Herstellung eines zirka 70 m langen Vorstollen zur Entwässerung sowie Gebirgsvergütungen konnte der Vortrieb nach drei Monaten wieder aufgenommen werden.[1]

Die Vortriebsarbeiten endeten im Juli 1987.[6]

Die Röhre wurde im Auftrag der Projektgruppe Nord der Bahnbauzentrale bei der Bundesbahndirektion Hannover von einer Arbeitsgemeinschaft von Ingenieure Mayreder, Kraus & Co.[3] (München) unter Federführung der Philipp Holzmann AG errichtet.[2] Die Bausumme lag bei rund 200 Mio. D-Mark (etwa 105 Mio. Euro).[1]

Betrieb

Nachdem es Ende August 2011 zu einem Wassereinbruch gekommen war, wurde der Tunnel zunächst gesperrt. Vom 1. November bis 20. Dezember 2011 sollte eine Sanierung laufen (Stand: Oktober 2011). Aufgrund der damit verbundenen Kapazitätsbeschränkungen sollten zwei IC-Linien in diesem Bereich über die Bestandsstrecke umgeleitet werden.[8]

Am frühen Morgen des 18. Mai 2014 fand im Rauhebergtunnel eine Rettungsübung statt.[9]

Technik

Der nördliche Abschnitt wurde aufgrund des starken Bergwasseranfalls nachträglich angepasst und ausgelegt, dauerhaft dem Druck des etwa 50 m über dem First liegenden Wassers standzuhalten. Die Innenschale wurde in diesem Bereich bis zu 60 cm stark ausgeführt, die Sohle aus bis zu 2 m starken, wasserundurchlässigen Stahlbeton. Die Gewölbedicken liegen im Bereich der offenen Bauweise zwischen 60 und 130 cm.[1]

Der Wasserdruck, gegen den der Tunnel bemessen wurde, liegt bei bis zu sieben Bar.[10]

Weblinks

Commons: Rauhebergtunnel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Deutsche Bundesbahn, Bundesbahndirektion Hannover, Projektgruppe Hannover–Würzburg Nord der Bahnbauzentrale: Tunnelbau im Nordabschnitt der Neubaustrecke Hannover–Würzburg, Broschüre (22 Seiten), Stand: Januar 1987, S. 17.
  2. a b c d e f g h i j k Philipp Holzmann AG: Rauheberg-Tunnel, Datenblatt, 4. S., Frankfurt am Main, ca. 1986.
  3. a b Erprobung von Spritzbetontechniken und ihr Einfluß auf den Baufortschritt bei zwei Tunneln der DB-Neubaustrecke Hannover–Würzburg. In: Forschung + Praxis, ZDB-ID 250683-x, Jahrgang 30, S. 52–58.
  4. DB Projektgruppe Hannover-Würzburg (Nord) (Hrsg.): Neubaustrecke Hannover–Würzburg: Rosdorf, Mengershausen, Broschüre (12 Seiten, gefaltet) mit Stand vom 1. September 1983.
  5. Deutsche Bundesbahn, Projektgruppe Hannover–Würzburg Nord der Bahnbauzentrale, Bundesbahndirektion Hannover: Die Neubaustrecke Hannover–Würzburg. Der Abschnitt Göttingen–Kassel. Broschüre (36 Seiten), Oktober 1983, S. 24.
  6. a b c Projektgruppe NBS Hannover der Bahnbauzentrale, Bundesbahndirektion Hannover (Hrsg.): Tunnelbau im Nordabschnitt der Neubaustrecke Hannover – Würzburg. Broschüre mit Stand von November 1987, S. 19.
  7. Belter: Große Fortschritte beim Bau der Tunnel für die Neubaustrecken. In: Der Eisenbahningenieur, Jg. 34, 1983, Heft 12, S. 661 f.
  8. DB AG: Tunnelsanierung der SFS Göttingen – Kassel. Eurailpress.de, Meldung vom 20. Oktober 2011.
  9. Landkreis Göttingen (Hrsg.): Einsatzübung der Feuerwehren am Rauhebergtunnel. Presseinformation vom 18. Mai 2014.
  10. Friedrich Schrewe, Leo Glatzel: Sind Eisenbahntunnel umweltschonend?. In: Die Bundesbahn, Jahrgang 65 (1969), Heft 7, ISSN 0007-5876, S. 603–606.