Reinhard Strecker (Politiker)

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Heinrich Wilhelm Reinhard Strecker (* 22. Januar 1876 in Berlin; † 26. Juli 1951 in Gießen) war ein deutscher Philosoph, Pädagoge und Politiker.

Leben

Strecker war Sohn eines Majors und dessen Frau Caroline, geborene Hattendorf. Er war zwei Mal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er 1905 mit Clothilde, geborene Hainer. Aus dieser Ehe ging die am 29. September desselben Jahres geborene Tochter Marie hervor. Am 30. Mai 1947 heiratete er seine zweite Frau Emilie Magdalena, geborene Habler.

Strecker studierte Geographie, Germanistik und Geschichte an den Universitäten in Greifswald, Heidelberg und Leipzig. Sein Studium konnte er 1901 in seiner Heimatstadt erfolgreich mit der Dissertation Der ästhetische Genuss auf Grund der ästhetischen Apperzeption abschließen.

Anschließend bekam Strecker eine Anstellung als Pädagoge an verschiedenen Gymnasien in Hessen und avancierte schließlich zum Leiter der Höheren Mädchenschule in Friedberg. Mitten im Ersten Weltkrieg konnte sich Strecker 1917 mit einer Arbeit über Fichtes Staatsphilosophie in Gießen habilitieren.

Politische Karriere

Von Jugend an politisch interessiert und links-liberal engagiert, ließ sich Strecker nach Kriegsende 1918 für die SPD in den Landtag des Volksstaates Hessen wählen. Bereits im darauffolgenden Jahr berief man ihn kurzfristig zum Kultusminister im Kabinett Ulrich II. Vorgänger wie Nachfolger in diesem Amt war Otto Urstadt. Dieses Amt hatte er vom 22. Februar 1919 bis zum 1. Oktober 1921 inne. Aus dem Landtag schied er am 22. Februar 1925 aus. Adam Lang rückte für ihn in den Landtag nach.

Ihn führte seine Karriere 1923 über die Ernennung zum Oberschulrat und 1924 als Honorarprofessor an die Universität Jena. Später erhielt er einen Lehrauftrag für Naturphilosophie an der Forsthochschule in Eberswalde. Als Mitglied des Reichsrates nahm er an der Ausarbeitung der Weimarer Verfassung teil.

Er bekämpfte den Antisemitismus, war Angehöriger der Deutschen Friedensgesellschaft und Leiter des Guttemplerordens in Deutschland. 1925 ließ sich Strecker in Berlin nieder, um seinen vermehrten politischen Engagements Rechnung zu tragen. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde er 1933 seiner Ämter und Ehrenämter enthoben. Dennoch unterzeichnete er im November 1933 das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler. Mit seinem früheren hessischen Ministerkollegen Wilhelm Leuschner und anderen nahm er in vorsichtiger Distanz 1944 an Vorbereitungen zum Sturz Hitlers teil.

1945 wurde er Stadtschulrat und Honorarprofessor für Pädagogik in Leipzig und kam kurz darauf mit Hilfe der Amerikaner nach Westdeutschland. 1946 wechselte er an die Universität Gießen. Strecker wurde 1947 außerdem Leiter der neugegründeten Gießener Volkshochschule. Seine Honorarprofessur für Staatsphilosophie in Gießen hatte er noch fünf Jahre inne. Als Mitglied des Nauheimer Kreises, der für ein neutrales Deutschland eintrat, wurde er aus der SPD ausgeschlossen.

Werke

  • Der ästhetische Genuss auf Grund der ästhetischen Apperzeption. Kindt, Gießen 1901.
  • Beiträge zur Geschichte der Stadt Oppenheim. Traumüller, Oppenheim 1905.
  • Die moralische Phrase im Liberalismus. Eine Entgegnung. Roether, Darmstadt 1907.
  • Religion und Politik bei Goethe. Roth, Gießen 1908.
  • Sonntagsbetrachtungen über Schillers Gedichte. Roth, Gießen 1908.
  • Gott und die Kirche (= Bremer Flugschriften aus dem Geisteskampf der Gegenwart, Band 2). Concordia, Berlin 1908.
  • Demokratie und Sozialismus. Eine Auseinandersetzung mit Magnus Biermer. Roether, Darmstadt 1908.
  • Kants Ethik. Roth, Gießen 1909.
  • Pädagogik und Politik. Zahnwetzer, Kassel 1947.

Quellen

  • Hans-Georg Ruppel, Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820-1933. Darmstadt 1980, ISBN 3-922316-14-X, S. 251.

Weblinks