Richard Wurmbrand

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Oktober 2016 um 23:12 Uhr durch Wolfgang1018 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Richard Wurmbrand (* 24. März 1909 in Bukarest; † 17. Februar 2001 in Glendale, Kalifornien) war ein rumänischer lutherischer Pfarrer und Gründer einer Missionsgesellschaft, die sich für die Belange verfolgter oder benachteiligter Christen eingesetzt hat.

Leben

Richard Wurmbrand wurde als vierter Sohn einer deutsch-jüdischen Zahnarztfamilie geboren. 1918 starb sein Vater und die Familie verarmte. Mit 16, sagte er später, sei er ein glühender Kommunist und Atheist gewesen. In den 1930er Jahren wurde er Geschäftsmann, brachte es zu Wohlstand und beteiligte sich am ausgelassenen Leben der rumänischen Hauptstadt, dem „Paris des Balkans“. 1936 heiratete er Sabine Oster, die ebenfalls jüdischer Abstammung war. 1938 wurde ihr einziges Kind, Sohn Michael, geboren.

Im Jahr 1937 kam Wurmbrand laut seiner Autobiographie durch einen alten deutschen Zimmermann in einem kleinen rumänischen Dorf zum christlichen Glauben. Danach wurde er bei der Anglikanischen Mission für Juden zum Pastor ausgebildet und ordiniert. In seiner Kirche und in seinem Privathaus fanden die Juden Zuflucht und Schutz vor der einsetzenden antisemitischen Verfolgung.

1948 wurde er vom kommunistischen Regime, das nach dem Zweiten Weltkrieg zur Macht kam, verhaftet, verhört und gefoltert. Die Gefangenschaft im Gefängnis Sighet dauerte acht Jahre bis 1956. Drei Jahre verbrachte er in strenger Einzelhaft in unterirdischen Kerkern, ohne Sonnenlicht oder Geräuschen der Außenwelt. Unter der Auflage, nicht mehr zu predigen, wurde er amnestiert. Drei Jahre später wurde er erneut verhaftet und bis 1964 eingesperrt. Für 10.000 US-Dollar konnten norwegische Christen (Norwegische Judenmission und Hebräisch-Christliche Allianz) ihn und seine Familie freikaufen.

Erst 1990 durften Richard und Sabine Wurmbrand nach 25 Jahren Exil wieder nach Rumänien reisen. 2006 wurde er an die fünfte Stelle einer Liste der 100 berühmtesten Rumänen gewählt.

Werk

Im Westen wurde Wurmbrand der Begründer einer weltweiten Missionsgesellschaft, die sich für die verfolgten Christen hinter dem Eisernen Vorhang einsetzte. 1967 veröffentlichte er seine Erfahrungen im kommunistischen Gefängnis in seinem ersten Buch „Tortured for Christ“ (deutsch 1968 Gefoltert für Christus). Es wurde in 65 Sprachen übersetzt und erreichte eine Auflage von insgesamt über vier Millionen Exemplaren.

In Deutschland existiert noch heute die Hilfsaktion Märtyrerkirche e.V. (auch „Voice of the Martyrs“ genannt), die von ihm 1969 gegründet wurde. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ist sie zunehmend auch in der islamischen Welt tätig.

In Wurmbrands Büchern sind manche Angaben unzuverlässig, was insbesondere den Wert seiner Sachbücher vermindert. In einem Buch behauptet er z.B., dass die Aufforderung „Fürchte dich nicht!“ genau 366mal in der Bibel vorkomme – gewissermaßen für jeden Tag des Jahres (einschließlich für einen Schalttag) einmal. Tatsächlich steht diese Aufforderung jedoch nur ca. 100 mal in der Bibel.[1]

In einem anderen Buch verbreitet Wurmbrand die unglaubwürdige Nachricht, dass sich Charles Darwin kurz vor seinem Tod zum christlichen Glauben bekehrt sowie von seiner Evolutionstheorie distanziert habe.[2]

Durch die große Verbreitung von Wurmbrands Büchern und Zeitschriften sind auch darin enthaltene Irrtümer weit verbreitet.[3]

Bibliographie

  • In Gottes Untergrund. Mit Christus 14 Jahre in kommunistischen Gefängnissen. Evangelisationsverlag Berghausen, o.J. [ca. 1967]
  • Tortured for Christ; deutsch: Gefoltert für Christus. Ein Bericht vom Leiden und Bekennen der Märtyrerkirche. 1. Auflage Aussaat Verlag, 1968; 19. Auflage, Uhldingen 2004, Hilfsaktion Märtyrerkirche, ISBN 3981000307
  • Erreichbare Höhen. Tägliche Andachten (1978)
  • Christ on the Jewish Road; deutsch: Christus auf der Judengasse. Stephanus Edition, 1980 ff. ISBN 392281672X
  • Die Überwinder.
  • Wenn Gefängnismauern sprechen könnten.
  • Aus dem Munde der Kinder.
  • Atheismus – ein Weg? 35 Beweise der Existenz Gottes (1986)
  • Das andere Gesicht des Karl Marx (7. Aufl. 1987)
  • Karl Marx und Satan – War Karl Marx ein Satanist?

Literatur

Weblinks

Einzelbelege

  1. Wurmbrand: In Gottes Untergrund, S. 22. Korrigiert von Franz Graf-Stuhlhofer in der Zeitschrift Bibel und Gemeinde 1990, S. 324f.
  2. Wurmbrand: Erreichbare Höhen. Tägliche Andachten, 1978, S.336, unter „24. September“. Korrigiert von Franz Graf-Stuhlhofer: Charles Darwin. Weltreise zum Agnostizismus. 1988, Kapitel 8: „Darwins religiöse Einstellung“; dort S. 90–92.
  3. Eine kritische Betrachtung mehrerer Abschnitte von Wurmbrands Sachbüchern findet sich bei Franz Graf-Stuhlhofer: Christliche Bücher kritisch lesen. Ein Lehr- und Arbeitsbuch zum Trainieren der eigenen Urteilsfähigkeit anhand von Auszügen aus konservativen evangelischen Sachbüchern. Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2008; zu Wurmbrands Büchern S. 23, 26, 29–34.