Riesen-Schachtelhalm

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Riesen-Schachtelhalm

Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia)

Systematik
Farne
Klasse: Equisetopsida
Ordnung: Schachtelhalmartige (Equisetales)
Familie: Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae)
Gattung: Schachtelhalme (Equisetum)
Art: Riesen-Schachtelhalm
Wissenschaftlicher Name
Equisetum telmateia
Ehrh.

Der Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Schachtelhalme (Equisetum) innerhalb der Familie Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae). Sie ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet und die größte in Mitteleuropa heimische Schachtelhalm-Art.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Flora Batava, Volume 10
Equisetum telmateia subsp. telmateia: Blattscheide mit Astquirl
Equisetum telmateia subsp. telmateia: Längsschnitt durch Sporangienähre
Equisetum telmateia subsp. braunii

Der Riesen-Schachtelhalm wächst als ausdauernde krautige Pflanze.[2] Die grünen Sommertriebe mit weißlichen (elfenbeinfarbenen) und 1 bis 2 Zentimeter dicken Stängeln erreichen Wuchshöhen von 40 bis 150, selten bis zu 200 Zentimetern. Die in Quirlen stehenden Seitenäste sind unverzweigt. Da sich abgestorbene Pflanzenteile sehr langsam zersetzen, liegen die Reste der Vorjahrstriebe meist unter den neuen Beständen. Die abgestorbenen Stängel behalten lange ihre weißliche Farbe, werden aber später schokoladebraun und unter Wasser schwarz.[2] Die Stängelscheiden cind zylindrisch und liegen dem Stängel an; sie sind 20 bis 30 Millimeter lang und haben 20 bis 40 dunkelbraune Zähne, die so lang sind wie die Scheidenröhre.[2] Die Seitenäste sind grün, von kleinen Zähnchen rau, vier- bis fünfrippig und 8- bis 10-kantig.[2]

Die astlosen fertilen Sprosse, an deren Ende eine sporentragende Ähre sitzt, sind von bräunlicher Farbe und erscheinen Ende April bis Anfang Mai und sind mit 20 bis 40 (selten bis 50) Zentimetern viel kleiner als die später wachsenden Sommertriebe. Sie sind astlos und haben etwa 12 bis 45 Millimeter lange, unten hellbraune, oben dunkelbraune Scheiden mit 20 bis 35 lanzettlich-pfriemlichen, grannig bespitzten dunkelbraunen Zähnen.[2] Der Sporophyllstand ist 4 bis 9 Zentimeter hoch und bis 2 Zentimeter dick.[2] Nach der Sporenreife stirbt der fertile Spross ab.[2] Die Sporenreife ist Juni bis August.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 216.[3]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet des Riesen-Schachtelhalms umfasst Europa (mit Ausnahme von Nord- und Nordosteuropa), Vorderasien, Nordafrika und große Teile des westlichen Nordamerika. In Europa kommt er in fast allen Ländern vor und fehlt nur in Island, Norwegen, Finnland, Estland, Belarus. Im europäischen Russland kommt er nur im Kaukasusraum vor.[4]

Er wächst vor allem auf kalkhaltigen Böden sickernasser Quellfluren im Halbschatten von Laub- und lichten Nadelwäldern. In Österreich tritt diese Pflanzenart mindestens seit einem Jahrzehnt auch selten in Maisäckern auf.[5] In den Allgäuer Alpen steigt er an den Gauchenwänden zwischen Balderschwang und Rohrmoos in Bayern bis in eine Höhenlage von 1300 Meter auf.[6] Bei Mürren im Berner Oberland erreicht er 1530 Meter.[2]

Der Riesen-Schachtelhalm ist pflanzensoziologisch in Mitteleuropa eine Charakterart des Equiseto-Fraxinetum, seltener kommt er auch in Gesellschaften der Verbände Caricion davallianae oder Agropyro-Rumicion vor.[3]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[7]

Taxonomie und Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung von Equisetum telmateia erfolgte 1783 durch Jakob Friedrich Ehrhart in Hannoverisches Magazin, Band 18, S. 287. Das Artepitheton leitet sich vom griechischen Wort telematiaios für „im Sumpf lebend“ (zu telma für „Sumpf, Pfütze, Morast“) ab.[8] Ein Synonym von Equisetum telmateia Ehrh. ist Equisetum maximum Duval-Jouv. non Lam.[2]

Je nach Autor gibt es zwei Unterarten:[9]

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5, S. 230.
  • Bernhard Marbach, Christian Kainz: BLV Naturführer Moose, Farne und Flechten. blv, München 2002, ISBN 3-405-16323-4.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 184.
  2. a b c d e f g h i j Josef Dostál: Equisetum. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2. Seite 72–74.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 63.
  4. Maarten J. M. Christenhusz & E. von Raab-Straube (2013+): Polypodiopsida. Datenblatt Equisetum telmateia In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  5. Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5, S. 230.
  6. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 106.
  7. Pastinaca sativa L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. Mai 2024.
  8. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Springer-Verlag, Basel 2013, ISBN 978-3-7643-2390-5, S. 360.
  9. a b c Equisetum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 16. Februar 2019.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien