Rite of the single shoe

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Amtseinführung des Ó Néill[A 1] in Tulach Óg mit Darstellung des Rituals des einzelnen Schuhs (unbekannter Zeichner, ca. 1602).

Das in englischsprachiger Literatur als rite of the single shoe („Ritual des einzelnen Schuhs“, irisch deasghnáth na leathbhróige) bezeichnete Ritual gehörte im 15. und 16. Jahrhundert zum Einführungsritual irischer Clan-Anführer und Häuptlinge.

Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer anderen Form – und vermutlich ohne Zusammenhang mit dem späteren Ritual – wurde ein einzelner Schuh bereits im frühen Mittelalter bei der Amtseinführung des Königs von Leinster verwendet. In einer im 12. Jahrhundert entstandenen Vita Maedog von Ferns werden die Abgaben der Könige von Leinster an das Kloster Ferns aufgezählt, unter ihnen ein am Tag der Amtseinführung des Königs zu übergebender mit Silber gefüllter Schuh.[1]

Aus dem 15. und 16. Jahrhundert ist die Verwendung eines einzelnen Schuhs in den Amtseinführungsritualen der Clans der Uí Chonchobhair von Síol Muireadaigh, der Uí Néill und der Méig Uidhir bekannt:

Die Zeremonie in Tulach Óg wurde im späten 16. Jahrhundert von John Perrot in seiner Chronicle of Ireland festgehalten. Eine zeichnerische Darstellung findet sich auf einer um 1602 entstandenen Landkarte von Ulster von der Hand eines unbekannten Zeichners, vermutlich eine Kopie nach Richard Bartlett. Darauf hält der unmittelbar rechts des Herrschers dargestellte Ó Catháin die Sandale über dessen Kopf.[2] Ein für die Zeremonie verwendeter „Krönungsschuh“ aus Messing soll noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts existiert haben.[4]

Deutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ritual wird als Zeichen der engen Bindung zwischen dem jeweiligen Häuptling und seinem wichtigsten Vasallen gedeutet. Sowohl für die Position des Ó Conchobhair als auch für die des Ó Néill[A 1] liegen zeitgenössische bischöfliche Schreiben vor, die betonen, dass eine Amtseinführung nur unter Beteiligung des jeweiligen Vasallen Rechtskraft erlangte. Damit hing die Legitimität des neuen Anführers maßgeblich von der Stärke seines mächtigsten Gefolgsmannes ab.[5]

Auf einer tieferen Ebene verknüpfte das Ritual die am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit regierenden Häuptlinge mit den halbgöttlichen Königen der irischen Mythologie. In alt- und mittelirischen Texten ist der einzelne Schuh ein Erkennungszeichen des rechtmäßigen Königs.[6] Auch übermenschliche Helden, übernatürliche Besucher in der Welt der Sterblichen, Zauberer und Heilige werden durch ihn offenbart.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elizabeth FitzPatrick: Royal inauguration in Gaelic Ireland, c. 1100–1600: a cultural landscape study. Boydell Press, Woodbridge 2004, ISBN 1-84383-090-6, S. 122–129 (englisch).

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c „Ó Néill“ und "Ó Conchobhair" ohne Zusatz eines Vornamens bezeichnen als Ehrentitel den Anführer des jeweiligen Clans.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Elizabeth FitzPatrick: Royal inauguration in Gaelic Ireland, c. 1100–1600: a cultural landscape study. Boydell Press, Woodbridge 2004, ISBN 1-84383-090-6, S. 122 (englisch).
  2. a b c Elizabeth FitzPatrick: Royal inauguration in Gaelic Ireland, c. 1100–1600: a cultural landscape study. Boydell Press, Woodbridge 2004, ISBN 1-84383-090-6, S. 123 (englisch).
  3. Sean J. Connolly: Oxford Companion to Irish History. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-923483-7, S. 584–585 (englisch).
  4. Herbert F. Hore: Inauguration of Irish Chiefs. In: Ulster Journal of Archaeology. Nr. 5, 1857, S. 222 (englisch).
  5. Elizabeth FitzPatrick: Royal inauguration in Gaelic Ireland, c. 1100–1600: a cultural landscape study. Boydell Press, Woodbridge 2004, ISBN 1-84383-090-6, S. 124 (englisch).
  6. Elizabeth FitzPatrick: Royal inauguration in Gaelic Ireland, c. 1100–1600: a cultural landscape study. Boydell Press, Woodbridge 2004, ISBN 1-84383-090-6, S. 125 (englisch).
  7. Elizabeth FitzPatrick: The Gathering Place of Tír Fhiachrach? Archeological and Folkloric Investigations at Aughris, Co. Sligo. In: Proceedings of the Royal Irish Academy 101C (2001), S. 73.