Sabine Schneider (Künstlerin)

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Sabine Schneider

Sabine Schneider (* 10. März 1956 in Berlin-Kreuzberg) ist eine deutsche Malerin, Grafikerin, Kunst- und Kulturvermittlerin. Seit 2007 ist sie die erste weibliche Vorsitzende des im Jahr 1841 gegründeten Vereins Berliner Künstler.

Leben

Von 1975 bis 1981 absolvierte Sabine Schneider ein Studium der Malerei an der Hochschule der Künste Berlin (HdK) bei Wolfgang Petrick mit dem Abschluss als Meisterschülerin, 1975 bis 1983 Studium Kunstpädagogik und Werken mit dem Abschluss Erstes Staatsexamen an der HdK Berlin. Noch während ihres Studiums gründete sie 1979 mit anderen Kommilitonen in Berlin-Schöneberg die Ateliergemeinschaft und Künstler-Selbsthilfegalerie Kulmer Straße. Diese organisierte sich nach dem Vorbild der 1964 entstandenen Ausstellungsgemeinschaft Großgörschen 35, der ersten Selbsthilfegalerie Deutschlands.

In den 80er Jahren entwickelte sie den 1978 von dem Schauspieler Wolfgang Immenhausen und dem Autor Stefan Reisner gegründeten Hof Mutter Fourage,[1] welcher aus die Fouragehandlung Wilhelm Hönicke im Dorf Stolpe in Wannsee hervorging, weiter zu dem heute bekannten Kulturstandort und der Galerie Mutter Fourage. Unter dem Motto „Kunst und Ökologie“ etablierten sie einen Veranstaltungsort mit Konzerten, Theater und Lesungen und betrieben einen der ersten Naturkostläden Berlins. Sabine Schneider engagierte sich im Rahmen der Ökologie-Bewegung für den Erhalt der ortstypischen Bebauung Wannsees und in den ersten Initiativen für die Umwidmung der Liebermann-Villa am Wannsee zum Museum und zur Kulturstätte.

Neben ihrer freiberuflichen Arbeit als Malerin lehrte sie von 1992 bis 2004 das Fach Bildgestaltung an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg (HFF) in den Studiengängen Kamera, Regie und Szenografie.

Seit 2005 engagiert sich Sabine Schneider ehrenamtlich im Vorstand des Vereins Berliner Künstler (VBK) und ist seit 2007 dessen erste Vorsitzende. Sie ist die erste weibliche Vorsitzende des VBK, der erst seit 1990 Künstlerinnen aufnimmt. Im Rahmen ihrer Kulturarbeit innerhalb des VBKs engagiert sie sich besonders für den internationalen Künstleraustausch und entwickelt seit 2012 als Projektleiterin im Arts Club Berlin[2] im VBK und im Diskursprogramm zu aktuellen Fragen der Kunst und Kunstproduktion. Sabine Schneider ist mit dem Journalisten Günter Bannas verheiratet.

Künstlerisches Werk

Sabine Schneiders frühere Arbeiten sind gekennzeichnet vom Realismus der 1980er Jahre. Beeinflusst durch den Kritischen Realisten Wolfgang Petrick weisen ihre ersten Arbeiten vor allem auf eine gegenständliche Position.[3] Das politische und gesellschaftliche Klima der 80er Jahre in Deutschland, die Arbeitssituation der Ateliergemeinschaft in der Fabriketage Kulmerstraße 20a in dem vom Abriss bedrohten Schöneberger Sanierungsgebiet beeinflussen ihre Sujets. Sie thematisiert Zerstörung und Spuren katastrophaler Szenarien.In diesem Zusammenhang setzt sie sich immer wieder mit dem Themenkomplex zwischenmenschlicher Beziehungen auseinander und hinterfragt in dunklen Raumkompositionen und mysteriös anmutenden Konfigurationen das Wesen menschlicher Konflikte.[4] Menschliche Interaktion und die Spiegelung des eigenen Selbst bleiben bei Sabine Schneider auch in ihren darauffolgenden Bildserien „Paarweise“ (1991–1993) und „Aquanauten“, „Akrobaten“, „Kaskadeure“ und „Strömungen“ (1995–2010) wichtige Themen.

In Weiterentwicklung der figürlichen, themenbezogenen Malerei und schließlich in Loslösung vom Gegenständlichen widmet sie sich zunehmend verschiedenen Aspekten der Abstraktion. In der Bilderserie „Dancing Lines“ (2010) konzentriert sie sich auf den elementaren Ausdruck von Linie und Farbe.[5] Ihre Werke sind vor allem von Farbe und Bewegung durchdrungen und offenbaren verschiedene Erscheinungsformen malerischer Empfindungen. Dabei ist die Bezugnahme auf chinesische Kalligrafie deutlich zu erkennen. Auch räumlich-landschaftliche Vorstellungen spiegeln sich in Sabine Schneiders Bilder wider. In ihren Bildkompositionen „Fiktive Welten“ (2015) schafft sie ein vielfältiges Zusammenspiel von Farb- und Liniensystemen, die vergleichbar mit Kartensystemen Territorien und Grenzen markieren, welche scheinbar unser Weltbild prägen. Dabei beschäftigt sie besonders das Faszinosum, dass allein Linien und Farben in der Kartographie Grenzen, topographische Begebenheiten, politische und wirtschaftliche Einflüsse symbolisieren. Durch die Abstrahierung von Zeichensystemen der Kartographie stellt Sabine Schneider deren allgemeine Gültigkeit raumbezogener Informationen und die Aufteilung der Welt in Frage. So oszillieren die Werke zwischen politischer Bedeutungsebene und visuellem Informel.

Ausstellungen (Auswahl)

  • MEMORY of the FUTURE I Modern gallery Haifa/Israel I 2016.
  • MIABER I South Florida Center, Miami I 2015.
  • HORIZONTE – HORYZONTY I Deutsch-polnische Kooperation, Akademie der Künste Danzig/VBK Berlin I 2015.
  • SIGNS AND IMAGES | ZEICHEN UND BILDER, 德滋画廊 | DEZI Galery, Beijing China und 河北民族师范学院 | Hebei Normal University for Nationalities, Chengde VR China I 2013, 2011, 2009.
  • CHANGEEXCHANGE I Berlin-Seoul, Yangpyeong Fine Art Museum/Korea I 2014, 2012, 2010.
  • ESPACE KIRON PARIS I Koop-projekt mit Les génies de la Bastille, Paris I 2009.
  • DEUTSCHLAND ERLEBEN I Akademie der Künste, Baku/Aserbaidschan I 2009.
  • BERLINER KÜNSTLER IN ATHEN I Deutsch-Griechische Kulturwochen, Athen Agia-Paraskevi I1988.

Arbeiten in Sammlungen (Auswahl)

  • Axel Springer Verlag, Berlin
  • Berlinische Galerie, Berlin
  • AOK Brandenburg
  • Fa. Henning, Berlin
  • Hahn Trickstudio, Berlin

Literatur

Eigene Publikationen/Kataloge

  • CIS&TRANS, Aus.Kat., mit einem Beitrag von Richard Rabensaat, engl/dt., 19 Abb., Berlin 2011.
  • Farbfluss-Stream of Colour, Aus. Kat., mit einem Beitrag von Wolfgang Siano, 23 Abb., Brüssel 2009.
  • Sternenstaub und Himmelskörper, Aus.Kat., mit einem Beitrag von Wolfgang Siano, 8 Abb., Berlin 2004.
  • Sabine Schneider, Malerei, Aust.Kat., mit einem Beitrag von Tanja Langer, 17 Abb., Berlin 2001.
  • PAARWEISE, mit einem Beitrag von Roland Steiner, 7 Abb., Berlin 1994.
  • Sabine Schneider, Arbeiten, 1989–1991, mit einem Beitrag von Wally Poltiniak, 25 Abb., Berlin 1992.
  • Das Wannsee- Bilderbuch, Hrsg. Theseus Bappert, Wolfgang Immenhausen, Sabine Schneider, mit einem Vorwort von Lutz Dammann, Edition Galerie Mutter Fourage, Berlin 1992.

Vertreten in Publikationen

  • Engagierte künstlerische Selbstvertretung, Hauptstadtbrief 137, 1.07.2016, Interview Sabine Schneider mit Dr. Peter Funken, auch als Beilage in der Berliner Morgenpost
  • IMMER WIEDER ZEITGENÖSSISCH, Materialien zum 175.Jubiläum des Verein Berliner Künstler, Berlin 2016.
  • Horizonte-Horyzonty, 2015, Aus.Kat. Deutsch-Polnisches Kulturprojekt, Akademie der Künste Danzig/VBK Berlin, Danzig 2015.
  • Zeichen und Bilder, Aust. Kat., DeZi Art Center, Bejing/VR China /Hebei Universität Chengde /VR China, 2013.
  • Changeexchange, Aust. Kat., Yang Pyeong Museum/Südkorea/ VBK Berlin /Yang Pyeong Künstlerverein, 2012.
  • Recit d’eaux, Gechichten vom Wasser, Aust. Kat., Deutsch-Belgischer Kooperation, Berlin, Köln, Aachen, 2007.
  • Berliner Künstler in Athen, Aust. Kat., Deutsch-Griechischen Kulturwochen, Berlin 1988.
  • GEO spezial, Heft Berlin, 6/1986

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.mutter-fourage.de/galerie/galerie.html
  2. http://www.arts-club-berlin.de/
  3. Reisner 1985.
  4. Poltinaik 1992, S. 5.
  5. Rabensaat 2011, S.24.