Scandinavian-Airlines-System-Flug 751

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Scandinavian-Airlines-Flug 751

Bild der Unglücksmaschine am 1. Juni 1991

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Triebwerksausfall durch Klareis
Ort In der Nähe von Stockholm, Schweden Schweden
Datum 27. Dezember 1991
Todesopfer 0
Überlebende 129
Verletzte 8
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp McDonnell Douglas MD-81
Betreiber SAS Scandinavian Airlines
Kennzeichen OY-KHO
Abflughafen Flughafen Stockholm/Arlanda
Zwischenlandung Flughafen Kopenhagen-Kastrup
Zielflughafen Flughafen Warschau
Passagiere 123
Besatzung 6
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Scandinavian-Airlines-Flug 751 war ein Flug von SAS Scandinavian Airlines, der am 27. Dezember 1991 mit einer McDonnell Douglas MD-81 vom Flughafen Stockholm/Arlanda zum Flughafen Kopenhagen-Kastrup durchgeführt werden sollte.

Flugverlauf

Die McDonnell Douglas MD-81 startete um 8:47 Uhr von der Startbahn 08 des Flughafens Stockholm/Arlanda mit dem Zwischenziel Kopenhagen-Kastrup. Das Flugzeug wurde vor dem Start enteist, da sich auf den Tragflächenoberseiten Schnee befand und Eisbildung an den Tragflächenunterseiten entdeckt worden war. 25 Sekunden nach dem Abheben trat am rechten Motor der Zustand des Verdichterpumpens, eine Störung der Innenaerodynamik, die zu Leistungsverlust und zur Zerstörung des Triebwerkes führen kann, auf. Nach 65 Sekunden Flugdauer trat dieser Zustand auch beim linken Motor auf. Kurz darauf fielen beide Triebwerke aus. Da die Flughöhe für eine Umkehr zum Flughafen nicht ausreichte, wurde nach einem Gleitflug in nördliche Richtung eine Notlandung in einem Feld durchgeführt, bei der der Flugzeugrumpf in drei Teile zerbrach. Trotz der schweren Schäden überlebten alle Insassen das Unglück. Der Unfall wird daher auch nach dem Ort Gottröra, in dessen Nähe die Landung erfolgte, als Wunder von Gottröra (Miraklet i Gottröra) bezeichnet. [1] Der Flug dauerte 4 Minuten 7 Sekunden und erreichte eine Höhe von ca. 1000 m über Grund.

Flugzeug und Besatzung

Das mit zwei Mantelstromtriebwerken des Typs Pratt & Whitney JT8D 217C ausgerüstete Flugzeug mit dem Luftfahrzeugkennzeichen OY-KHO wurde von McDonnell Douglas hergestellt und von SAS Scandinavian Airlines betrieben. Es war 1991 in Betrieb genommen worden und hatte insgesamt 1.608 Betriebsstunden geleistet.

Der 44-jährige Flugkapitän Stefan Rasmussen hatte insgesamt 8.020 Flugstunden absolviert, davon 590 auf diesem Flugzeugtyp; der 34-jährige Kopilot Ulf Cedermark hatte eine kumulierte Flugerfahrung von 3.015 Flugstunden, davon 76 auf diesem Flugzeugtyp. Außerdem waren vier Flugbegleiterinnen sowie der als Passagier mitreisende Flugkapitän Per Holmberg an Bord, der sich nach Beginn der Triebwerksprobleme unverzüglich ins Cockpit begab, um der Besatzung zu assistieren.

Unfallursachen

Die Unglücksmaschine war am Vorabend aus Zürich angekommen. Die Temperatur in Reiseflughöhe hatte ca. −60 °C betragen. Mit jeweils 2550 kg Treibstoff in beiden Tragflächentanks hatte das Flugzeug relativ viel Restkraftstoff an Bord, der am Morgen des Unglückstages noch eine Temperatur von deutlich unter 0 °C hatte, was während der Nacht durch den niedergegangenen Schneeregen zur Bildung von Eis auf den Tragflächen geführt hatte. Bei der Enteisung wurde lediglich Schnee von den Tragflächen entfernt; die Schicht Klareis, die sich nachts gebildet hatte und eine andere Enteisungsprozedur erfordert hätte, wurde nicht entdeckt. Während der Startrotation löste sich das Klareis durch das Biegen der Tragflächen in Stücken unterschiedlicher Größe, die teilweise von den beiden am Heck angeordneten Triebwerken angesaugt wurden und dort die Turbinenschaufeln der Fanstufe und mehrerer Verdichterstufen beschädigten. Diese Beschädigungen führten zum Pumpen der Verdichter. Der Flugkapitän versuchte, durch Reduzieren der Triebwerksleistung diese wieder in einen stabilen Betriebszustand zu bringen. Den Piloten war jedoch nicht bekannt, dass das Flugzeug mit einem System zur automatischen Schuberhöhung (Automatic Thrust Restoration, ATR) mit steigender Flughöhe ausgerüstet war, das auch Leistungsabfall eines Triebwerkes durch Erhöhen der Leistung des anderen Triebwerks kompensieren sollte, was die hier gegebene Situation verschlimmerte. Dieses System war nicht Bestandteil der Ausbildung der Piloten und die Existenz bei Scandinavian Airlines unbekannt, da es nicht bestellt worden war. Es gab auch keine Möglichkeit, dieses System abzuschalten um die Motorleistung komplett manuell zu kontrollieren. Laut dem abschließenden Unfallbericht wäre es mit größter Wahrscheinlichkeit möglich gewesen, mit reduzierter Triebwerksleistung zum Flughafen Stockholm/Arlanda zurückzukehren und dort zu landen. Zusätzlich zum Pumpen beider Triebwerke erhielt die Besatzung jedoch eine Feuerindikation vom linken Motor. Der Kopilot betätigte daraufhin die Löschanlage, was einen Neustart dieses Triebwerks in jedem Fall unmöglich gemacht hätte.

Literatur

Offizieller Schlussbericht der schwedischen Unfalluntersuchungskommission (englisch)

Einzelnachweise

  1. Wunder von Gottröra (schwedisch)

Koordinaten: 59° 46′ 0″ N, 18° 8′ 0″ O