Schloss Hugenpoet

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Schloss Hugenpoet, Südfassade des Herrenhauses (2002)

Schloss Hugenpoet (sprich: „Hugenpoot“) ist ein dreiteiliges, von Gräften umgebenes Wasserschloss im Essener Stadtteil Kettwig in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss Landsberg. Sein Name kann als „Krötenpfuhl“ gedeutet werden, was einen Hinweis auf die dortigen sumpfigen Auenlandschaften im Ruhrtal gibt.

Die Gebäude

Herrenhaus

Das Herrenhaus ist ein frei im Wasser stehendes Gebäude auf rechteckigem Grundriss. An seiner Nordseite erheben sich zwei mächtige, rechteckige Flankierungstürme, die geschweifte Hauben mit Laternen tragen. Der Ziegelbau mit Eckquaderungen wird durch Einlagen aus Sandstein horizontal gegliedert. Sein flaches Mittelrisalit mit dem Portal stammt aus dem Jahre 1872 und zeigt über dem Eingang das Allianzwappen des Konstantin Erasmus von Nesselrode zu Hugenpoet sowie seiner Ehefrau Almara von Virmond.

Im Zuge von Umbauarbeiten für die Nutzung als Hotel erhielt die parkseitige Nordfassade des Haupthauses 1954 einen Terrassenanbau, die Innenausstattung ist jedoch weitestgehend noch im Originalzustand erhalten. Dazu gehören unter anderem drei Renaissancekamine mit Sandsteinreliefs aus den Jahren 1560 bis 1578, die ursprünglich von Schloss Horst stammen, sowie das freistehende Portal in der Eingangshalle von 1696 und das sich ihm anschließende, barocke Treppenhaus aus schwarzem Marmor.

Portal der inneren Vorburg (2002)

Innere Vorburg

Die innere Vorburg ist dem Herrenhaus südlich vorgelagert und besteht aus zwei langgestreckten Gebäuden, die einen Innenhof an dessen Ost- und Westseite begrenzen. An den südlichen Ecken der beiden schlichten, zweigeschossigen Bauten aus Bruchstein sollte jeweils ein Flankierungsturm errichtet werden, doch kam dieser Plan nie vollständig zur Ausführung. Lediglich die Turmfundamente wurden errichtet und sind heute noch erhalten.

Bauherr der Vorburg war Konstantin Erasmus von Nesselrode zu Hugenpoet, dessen Wappen sich an der Außenfassade über dem Torbogen des Portals befindet. Der westliche Bau beherbergt nördlich der Toreinfahrt die seit dem 18. Jahrhundert auf Hugenpoet nachweisbare Schlosskapelle. Deren Innenausstattung wurde – ebenso wie die übrigen Räume der inneren Vorburg – um 1880 im Stil des Historismus komplett umgestaltet.

Äußere Vorburg

Die eingeschossige äußere Vorburg liegt westlich der übrigen Schlossgebäude. Ihr freistehend errichtetes Portal ist über eine steinerne Bogenbrücke erreichbar. Der Südflügel wird an seiner Ecke durch einen rechteckigen, eingeschossigen Turm begrenzt. Es ist anzunehmen, dass ihm, wie im Barock üblich, ein symmetrischer Nordflügel gegenüber gestellt werden sollte, doch dieser wurde nie ausgeführt. Schießscharten im Mauerwerk geben einen Hinweis darauf, dass die äußere Vorburg unter Verwendung von Material der alten Burganlage von 1509 errichtet wurde.

Die Verbindung zur inneren Vorburg stellt eine rampenartige Brücke dar, die auf einem Tonnengewölbe errichtet wurde.

Geschichte

Als Königsgut Karls des Großen fand Hugenpoet im Jahr 778 als Nettlinghave toe Loepenheim erstmals urkundlich Erwähnung. Später war es ein Oberhof der Abtei Werden, mit dem Ritter Vlecke von Hugenpoet 1314 belehnt wurde. Die Anlage diente in jener Zeit der Kontrolle der nach Kettwig führenden Ruhrbrücke, die der Jülicher Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg im Jahr 1635 abbrechen ließ.

Wann das Hofgut zu einer ersten wehrhaften Burg ausgebaut wurde, ist nicht bekannt. Sie wurde jedoch 1478 während einer Fehde des Klever Herzogs Johann I. von Kleve gegen das Herzogtum Geldern erstürmt und in Brand gesetzt. Noch 1756 standen von dieser ersten befestigten Anlage ein Turm und ein Nebengebäude, die im 18. Jahrhundert durch ein Gehöft überbaut wurden. Lediglich Reste der einstigen Grabenanlage und der Burgweiher sind heute noch erhalten.

Um 1509 errichteten die Ritter von Hugenpoet an der heutigen Stelle, etwa 200 Meter vom alten Standort entfernt, einen Neubau. Dieser blieb bis 1831 im Besitz der Familie, die sich seit etwa 1600 „von Nesselrode zu Hugenpoet“ nannte. Doch auch dieser Bau blieb von Zerstörung nicht verschont. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Schloss von hessischen Truppen verwüstet.

Johann Wilhelm von Nesselrode zu Hugenpoet ließ gemeinsam mit seiner Frau Anna von Winkelhausen sämtliche Ruinen im Jahre 1647 abreißen und – mit der äußeren Vorburg beginnend – an deren Stelle Schloss Hugenpoet im Wesentlichen in seiner heutigen Form neu aufbauen. Die Arbeiten fanden im Jahr 1696 unter Freiherr Konstantin Erasmus von Nesselrode zu Hugenpoet ihren Abschluss.

Dessen Nachkommen hatten nicht die finanziellen Mittel, die Anlage zu halten, und so wurde das mittlerweile verfallene Schlossgut im Jahr 1831 vom Freiherrn Leopold von Fürstenberg ersteigert, dessen Nachfahren noch heute im Besitz des Schlosses sind. Die Fürstenbergs ließen es zwischen 1844 und 1872 unter den Architekten August Lange und Heinrich Theodor Freyse im Stil der Neorenaissance ausbauen sowie modernisieren. Dabei wurde der Dachfirst angehoben und der Giebel des Mittelrisalits nach niederländischen Vorbildern errichtet. 1879 verlegte die Familie ihren Wohnsitz dann von Schloss Borbeck gänzlich nach Hugenpoet. Bei den Umbauarbeiten wurden die damaligen Kreuzstockfenster durch ihre heutige Form ersetzt.

Während des Zweiten Weltkriegs waren in den Schlossgebäuden Dienststellen der Wehrmacht beheimatet, denen nach Ende des Krieges Flüchtlingsfamilien folgten. Zeitweilig beherbergte das Erdgeschoss des Hauptgebäudes auch die Ausstellung des Essener Folkwang-Museums, ehe das Schloss im Jahr 1955 seiner heutigen Nutzung als Hotel-Restaurant übergeben wurde. Das Schlosshotel gehört zu den Leading Hotels of the World.

Seit Februar 1985 steht die Anlage unter Denkmalschutz.

Literatur

  • F. Flothmann (Hrsg.): Burgen und Schlösser in Kettwig an der Ruhr. 2. Auflage. Flothmann, Kettwig 1983.
  • Adolf von Fürstenberg, Maximilian von Fürstenberg: Schloß Hugenpoet. Nobel, Essen 1996, ISBN 3-922785-23-9 (Essener Spezialführer Nr. 1).
  • André Wemmers, Jens Wroblewski: Theiss-Burgenführer Niederrhein. Konrad Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1612-6, S. 76–77.
Commons: Schloss Hugenpoet – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 21′ 42,5″ N, 6° 55′ 2″ O