Schlosskirche (Königsberg)

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Östliche Hofseite der Schlosskirche mit altem Helm
Innenraum

Die Schlosskirche von Königsberg war die in Backsteingotik gebaute Krönungskirche im Königsberger Schloss.

Beschreibung

Die Kirche mit einer Länge von 83 Metern und einer Breite von 18 Metern nahm die gesamte Westseite des Schlosses ein. Von Außen war sie durch zwei mächtige Rundwehrtürme, (Wilhelmsplatz Ecke Gesecusplatz) und (Gesecusplatz Ecke Schlossstraße) gesichert. Der Kirchturm, der gleichzeitig auch Schlossturm war, stand in der Süd-West-Seite des Schlosses und hatte 1866 von Friedrich August Stüler einen neuen Helm erhalten. Seine Uhr spielte um 11 Uhr den Choral Ach bleib mit deiner Gnade und um 21 Uhr Nun ruhen alle Wälder.

Über der Schlosskirche war der Moskowitersaal. Man betrat die Kirche vom Schlosshof kommend durch die östliche Langseite. Links neben dem Eingang war in einer Chorraumnische der Kanzelaltar von 1706 untergebracht. Der Altar, Kanzel, Empore und Königsloge waren im Barockstil. Im Innern war die ursprünglich einschiffige Kirche nach dem Umbau 1806 mittig durch vier schlanke Säulen getragen, die den Kirchenraum zweiteilten und in ein filigranes neugotisches Kreuzrippengewölbe ausliefen. Auf der westlichen, südlichen und nördlichen Seite waren Emporen zur Erweiterung errichtet. Die Orgel stammte aus den Jahren 1731/32. An den Wänden, Säulen und Galeriebrüstungen waren Gedächtnistafeln für die 1813 gefallenen Soldaten Ostpreußens und die Wappenschilde der Ritter des Schwarzen-Adler-Ordens angebracht. Da sie seit 1816 auch Garnisonskirche war, enthielten die Tafeln die Namen von Schlachten und Truppen. Sehenswert waren auch die 4 Rundbilder (1. "Ankündigung der Geburt Jesu", 2. "Geburt Jesu", 3. "Ecce homo" (Christus mit Dornenkrone) und 4. "Christus erscheint Magdalena als Gärtner") von Anton Möller, 1563-1611 (berühmt als "Maler von Danzig") über den äußeren Türen sowie über denen des großen Mittelraumes im Innern der "Königlichen Loge".

Geschichte

Herzog Albrecht Friedrich von Preußen ließ das Königsberger Schloss als Residenz der von Polen abhängigen Landesherrlichkeit ausbauen. Dabei wollte er im Königsberger Schloss eine Kirche und einen großen Fest- und Empfangssaal errichten, um so das Wohnschloß der Herzöge zum Repräsentationshaus des Herzogtums Preußen zu steigern (1584 von Blasius Berwart, einem aus Stuttgart kommenden Baumeister, begonnen und vom Steinmetzmeister Michel bis 1587 und schließlich von Hans Wismar 1593 vollendet). So entstand die von zwei mächtigen Rundtürmen begrenzte zweischiffige niedriggehaltene Schlosskirche, über die von Süden nach Norden sich ziehend der riesige Moskowitersaal erhebt. Die Schlosskirche war damit die erste Landeskirche. Sein Vorgänger Albrecht hatte das Land zum lutherischen Glauben konvertiert und so stellte diese Kirche, in der herzöglichen Residenz, die Symbolisierung der lutherischen Idee der Einheit von Thron und Altar dar. Daher wurde hier auch der Leichnam des Großen Kurfürsten aufgebahrt oder die Totenfeier für Königin Luise gehalten.

Salbung König Friedrichs I. (1701)

Friedrich I. gründete dort am 17. Januar 1701 den Schwarzen Adlerorden. Am Folgetag krönte er sich dort zum ersten König in Preußen. Die Krönungsfeierlichkeiten verschlangen einen 2 ½ fachen Jahresetat. Aus diesem Grunde ließen sich die sparsameren Nachfolger nur noch zur Inthronisierung huldigen. Erst als es infolge der erlassenen preußischen Konstitution von 1850 zu Streitigkeiten kam, ob die Inthronisierung nun durch Erbhuldigung oder durch die von der Verfassung vorgeschriebenen Eidesleistung zu erfolgen hatte, entschied sich Wilhelm I., sich wieder in Königsberg zu krönen. Im Rahmen dieser am 18. Oktober 1861 prachtvolle Krönungsversammlung deutete er die für ihn unerträgliche Verfassung in seinem Eid allerdings nur an: „Von Gottes Gnaden tragen Preußens Könige seit 160 Jahren die Krone. Nachdem durch zeitgemäße Einrichtung der Thron umgeben ist, besteige ich ihn als König. Aber eingedenk, dass die Krone nur von Gott kommt, habe ich durch die Krönung an geheiligter Stätte bekundet, dass ich sie in Demut aus freien Händen empfangen habe.“ Interessanterweise stellte Menzel in seinem 1945 verschollenen Gemälde nicht die Krönung, sondern die Eidesleistung des neuen Königs dar. In gleicher Weise wurde der König, als Statue, auch auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz in Königsberg dargestellt. Die eigens für die Zeremonie angefertigten Kronkarkassen sind seit 1945 verschollen.

Die Schlosskirche wurde mit dem Schloss im Zweiten Weltkrieg durch die Luftangriffe auf Königsberg und die Schlacht um Königsberg zerstört. Die noch stehenden Mauerruinen wurden 1968 unter Leonid Iljitsch Breschnew gesprengt.

Literatur

  • Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1
  • Wulf D. Wagner, Heinrich Lange: Das Königsberger Schloss. Eine Bau- und Kulturgeschichte, Bd. 1: Von der Gründung bis zur Regierung Friedrich Wilhelms I. (1255-1740), Schnell und Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-1936-3
  • Wulf D. Wagner, Heinrich Lange: Das Königsberger Schloss. Eine Bau- und Kulturgeschichte. Bd. 2: Von Friedrich dem Großen bis zur Sprengung (1740-1967/68). Das Schicksal seiner Sammlungen nach 1945. Schnell und Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-1953-0

Weblinks

Commons: Schlosskirche (Kaliningrad) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 42′ 36,8″ N, 20° 30′ 38,8″ O