Schokoladenfabrik Wendenstraße

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Front der Schokoladenfabrik Wendenstraße mit Glasüberdachung des Innenhofs (mitte) und freistehendem Schlot (rechts)

Die Schokoladenfabrik Wendenstraße ist eine ehemalige Fabrikanlage im Hamburger Stadtteil Hammerbrook, die als Büro- und Wohnkomplex dient.

Lage und Denkmalschutz

Die Anlage befindet sich in der Wendenstraße 130 im Quartier City Süd, am nördlichen Ufer des Südkanals. Sie ist seit 1994 ein Kulturdenkmal gemäß Hamburger Denkmalschutzgesetz (ID 29332). Zu dem geschützten Ensemble gehören die Fabrikanlage mit Kesselhaus, der Schlot des Kesselhauses, Fabrikations- und Lagergebäude sowie Freiflächen und eine Zufahrt mit historischem Pflaster.[1]

Geschichte

Die Front aus östlichem Blickwinkel

Errichtung

Die 1831 gegründete Schokoladen-, Kakao- und Zuckerwarenfabrik Reese & Wichmann musste auf Grund des Durchbruchs der Mönckebergstraße 1908 ihren Produktionsstandort am Speersort aufgeben. Stattdessen ließ das Unternehmen eine Fabrikanlage an der Wendenstraße bauen. Sie wurde von dem Architektur- und Ingenieurbüro Theodor Speckbötel entworfen.

Das Grundstück hatte 8925 m², wovon 3340 m² bebaut wurden. Es entstand ein repräsentativer Backsteinbau, dessen Gebäudeteile um einen Innenhof mit zwei Torwegen im Norden und Süden gruppiert wurden. Der Ostflügel war ca. 47 x 9 Meter groß. Dort befanden sich zwei Garderoben, der Kistenpackraum und die Expedition (Versand). Der Westflügel war mit ca. 40 x 16 Meter breiter und etwas kürzer. Er beherbergte unter anderem den Form- und Plättchenraum, den Schokoladenraum und den Maschinenraum. Auf der Rückseite des Westflügels zum Südkanal hin befand sich ein Windevorbau und ein Anleger, an dem Schuten mit Kakaosäcken entladen werden konnten. Westlich vom Hauptgebäude wurden das ca. 18 x 6 Meter große Kesselhaus zuzüglich 5 Meter langem Kohlenraum sowie ein freistehender, verzierter Schornstein errichtet.

Die Fabrik wurde mit zu dieser Zeit modernen Geräten wie einer 300 P.S. starken Betriebsdampfmaschine, einer elektrischen Kraft- und Lichtanlage und einer Kältemaschine ausgestattet. Rund 300 Personen arbeiteten dort.[2]

Umbau und spätere gewerbliche Nutzung

Während des Zweiten Weltkriegs wurden das Dachgeschoss und der Giebel der Fabrikanlage zerstört. 1952 wurde das Dach erneuert und das vierte Geschoss des Hauptgebäudes neu aufgemauert.

Die Anlage wurde bis in die 1990er Jahre von der C. H. L. Gartmann GmbH als Schokoladenfabrik genutzt. Zuletzt hatte als Einzelnutzer dort der Brillenhersteller Hoya Lens Deutschland seinen Sitz.

Rückseite der Schokoladenfabrik mit Anleger am Südkanal

Umnutzung

Von 1994 bis 1997 wurde die ehemalige Fabrikanlage zu Gewerbelofts, Fotostudios und Wohnateliers umgebaut und um zwei Geschosse aufgestockt. Insgesamt erhöhte sich die Bruttogeschossfläche auf 7.750 m². Während die Fassade der unteren Geschosse weitgehend erhalten blieb, wurde der Aufbau im modernen Stil mit einem Dach aus Aluminium-Wellblech, Glas und Stahl erbaut. Der Innenhof erhielt ein Glasdach und entlang des Südkanals wurden Treppenanlagen und Pontons errichtet.[3] Die Umnutzung wurde durch das Architekturbüro v. Bismarck + Partner (Christian von Bismarck) geplant und umgesetzt. Dabei entstanden ca. 6000 m² Gewerbefläche und 734 m² Wohnfläche, die das Unternehmen Hollmann & Partner Vermögensverwaltung zur Miete anbietet. Die Immobilie wird weiterhin unter dem Namen „Schokoladenfabrik“ geführt.

Literatur

  • Hamburg und seine Bauten 1914. Band 2, herausgegeben vom Architekten- und Ingenieurverein zu Hamburg, Hamburg 1914, S. 527–528.
  • Karin von Behr, Egbert Kossak (Hrsg.): Hamburg und seine Bauten, 1985-2000. Band 8, Dölling und Galitz, 1999, S. 131.
  • Eckhard Freiwald, Gabriele Freiwald: Hamburgs alte Fabriken - einst und jetzt. Sutton Verlag GmbH, Erfurt 2014, ISBN 978-3-95400-515-4, S. 123.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste nach § 6 Absatz 1 Hamburgisches Denkmalschutzgesetz vom 5. April 2013, (HmbGVBl S. 142), Hamburg Kulturbehörde, S. 4582
  2. Hamburg und seine Bauten 1914. Bd. 2, hrsg. vom Architekten- und Ingenieurverein zu Hamburg, Hamburg 1914, S. 527–528.
  3. Umnutzungen des Büros v. Bismarck Hinweis: 2. Projekt anklicken.

Koordinaten: 53° 32′ 51,4″ N, 10° 2′ 0″ O