Schwedter Steg

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Schwedter Steg
Schwedter Steg
Schwedter Steg
Schwedter Steg im Jahr 2014, mit den Ballons der Veranstaltung Lichtgrenze 25 Jahre Mauerfall geschmückt
Nutzung Fußgänger, Radfahrer
Überführt Schwedter Straße
Querung von Eisenbahnanlagen
Ort Berlin-Prenzlauer Berg
Konstruktion Stahltragwerk
Gesamtlänge 209 m
Breite 9 m (außen)
Längste Stützweite (oberes Bogenfeld) 35 m
Konstruktionshöhe 0,57 m
Baukosten 6,2 Millionen DM
Baubeginn 1997
Fertigstellung 1999
Planer Ingrid Hentschel, Axel Oestreich
Lage
Koordinaten 52° 33′ 0″ N, 13° 24′ 0″ OKoordinaten: 52° 33′ 0″ N, 13° 24′ 0″ O
Schwedter Steg (Berlin)
Schwedter Steg (Berlin)

Der Schwedter Steg in Berlin-Prenzlauer Berg ist ein gut 200 Meter langer Brückenzug für Fuß- und Radverkehr über die nördliche Berliner Ringbahn. 1999 errichtet, verbindet er die Schwedter Straße mit der Behmstraßenbrücke.

Bauwerksbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansicht der oberen Hauptbögen

Der Brückenzug ist unterteilt in elf Felder mit insgesamt zwei Bogentragwerken. Das südliche Brückenlager an der Schwedter Straße gründet auf neun Bohrpfählen, von dort aus spannt sich ein Doppelbogen mit Zugband (Langerscher Balken) 51 Meter über die Gleise der Ringbahn bis zu einem massiven Pfeiler. Gefolgt von einer leichten, filigranen sechsfeldrigen Konstruktion mit je gut 13 Metern Stützweite überbrückt anschließend ein 35 Meter weites Bogentragwerk mit Aufständerung die S-Bahn-Linie Schönhauser Allee – Bornholmer Straße. Es folgt ein dreifeldriger Brückenzug mit je 14 Metern Stützweite bis zum Anschluss an den Dammbereich der Behmstraßenbrücke. Die Längsneigung nordwärts beträgt konstant 3,1 %.[1]

Neun Felder des Brückenzuges stehen auf Stützen, die als leichte Stahlpendelrahmen mit Elastomerlagern an Kopf- und Fußpunkten ausgeführt sind. Zwischen den einzelnen Bauwerkselementen sind wasserdichte Fahrbahnübergänge eingebaut. Die Fahrbahn mit einer Nutzbreite von 5,50 m ist eine orthotrope Platte, die seitlichen Handläufe sind bei Dunkelheit beleuchtet. Das gesamte Bauwerk ist elektrisch gegen die Fahrdrähte der Eisenbahn gesichert und zusätzlich geerdet.[2]

Entworfen wurde die Brücke von den Architekten Ingrid Hentschel und Axel Oestreich zusammen mit den Brückenbauingenieuren der Berliner Firma Wisserodt Ingenieure. Ausgeführt wurden die Arbeiten in den Jahren 1995–1999 von der Arge Fußgängerbrücke Schwedter Straße und der Karl Schäfer & Co. GmbH. Die Vorbereitungsarbeiten führte die Firma Schachtbau Nordhausen GmbH aus.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schwedter Steg befindet sich am Ort der ehemaligen nördlichen Schwedter Straße, deren Verlauf bis zur heutigen Behmstraße seit dem frühen 19. Jahrhundert kartiert ist.[3] Das Höhenprofil der damals Verlorener Weg genannten Straße war weitgehend flach.

1872 wurde die Ringbahn eröffnet und 1891 ausgebaut. Die Schwedter Straße erhielt eine etwa 30 Meter lange, dreifeldrige Stahlträgerbrücke über den Bahngraben,[4] genannt Schwedter Straßenbrücke. Nördlich davon verlief die Schwedter Straße ab 1894 auf einem erhöhten Straßendamm mit Anschluss an die neugebaute Behmstraßenbrücke. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Schwedter Straßenbrücke unbeschädigt.[5]

Nördliche Schwedter Straße, 1954

Ab 1961 verlief die Berliner Mauer an der Schwedter Straße, die Grenzmauer stand direkt an ihrer Westseite.[6][7] Für den Bau des Mauerstreifens wurde das Straßenpflaster entfernt und die Schwedter Straßenbrücke eingeschüttet und mit Stahlbetonplatten verschlossen.[1] An der Grenzmauer Höhe der Ringbahn wurde 1969 der 21-jährige Klaus-Jürgen Kluge bei einem Fluchtversuch von einem DDR-Grenzsoldaten erschossen.[8]

Ab Mitte der 1970er Jahre war die Schwedter Straße nördlich der Bernauer Straße auf DDR-Stadtplänen nicht mehr eingetragen. Die S‑Bahn fuhr auf Ost-Berliner Seite mit hoher Geschwindigkeit auf der sogenannten Ulbrichtkurve zwischen den Bahnhöfen Schönhauser Allee und Pankow östlich am alten Straßendamm der Schwedter Straße vorbei.

Nach dem Mauerfall wurde für den Ausbau der Gleisanlagen 1993–1994 der gesamte nördliche Straßendamm abgetragen und das umgebende Geländeniveau mehrere Meter abgesenkt. Das tieferliegende Gelände wurde 2010 als Landschaftsschutzgebiet[9] ausgewiesen, es ist Teil des Grünen Bandes Berlin.[10] 2012 wurde auf dem Schwedter Steg die erste automatische Radzählstelle Berlins eingerichtet.[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schwedter Steg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Jürgen Stritzke: Einführung zum 10. Brückenbausymposium der TU Dresden. 16. März 2000. S. 20–22. tu-dresden.de (PDF, 4,8 MB)
  2. Detailangaben zur Brücke auf www.stadtentwicklung.berlin.de
  3. Mencelius (Menzel): Plan der Berliner Hufen im Jahre 1822. Konig. Lith. Institut Berlin 1823. stadtmuseum.de
  4. Architekten-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Dritter Teil. Ernst & Korn, Berlin 1877. S. 52. zlb.de (Bauwerksbeschreibung der Ueberführung des Verlorenen Weges)
  5. Dieter Desczyk, Eckhard Thiemann: Als die Brücken im Wasser knieten: Zerstörung und Wiederaufbau Berliner Brücken, Lukas Verlag Berlin; 2015, ISBN 978-3-86732-199-0; S. 126. (Befund 1945: "Bahn - Strahlträger - in Ordnung")
  6. Stadtkommandantur der Hauptstadt der DDR Berlin: Panorama-Aufnahmen 1967. Fotografie: DVH 58 Bild-GR31-02-045. bundesarchiv.de
  7. Gerd Danigel: Fotografie Nr03-89_10.3.1990-Schwedterstraße_Behmstraße_Behmbrücke. (Blick von der Behmstraßenbrücke nach Süden, März 1990) gerd-danigel.de
  8. Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam u. a.: Chronik der Mauer, Todesopfer Klaus-Jürgen Kluge. Bei: chronik-der-mauer.de
  9. Landschaftsschutzgebiet LSG-52: Ehemaliger Mauerstreifen, Schönholzer Heide und Bürgerpark.
  10. Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: Grünes Band Berlin. Beschreibung. berlin.de
  11. Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: Zählstellen und Fahrradbarometer: Fahrradverkehr in Zahlen. berlin.de