Selbstliebe

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Selbstliebe, auch Eigenliebe, bezeichnet die allumfassende Annahme seiner selbst in Form einer uneingeschränkten Liebe zu sich selbst. Der Begriff ist sinnverwandt, jedoch nicht vollständig synonym, mit Begriffen wie Selbstannahme, Selbstachtung, Selbstzuwendung, Selbstvertrauen und Selbstwert.

Voraussetzung für die Liebe zu anderen Menschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Erich Fromm wird die Selbstliebe als Grundlage dafür gesehen, andere Menschen lieben zu können. Psychotherapeutische Konzepte wie beispielsweise die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie von Luise Reddemann beschreiben die Selbstliebe entsprechend als Voraussetzung für eine gute Verbindung zur Welt und zu anderen Menschen.[1]

Selbstliebe ist ein wesentlicher Teilaspekt des umfassenderen Selbstwertgefühls, das in einem hohen Maße nicht nur das Selbstbild eines Menschen bestimmt, sondern auch Basis eines wertschätzenden Umgangs mit anderen Menschen ist. Die Interaktion mit der Umwelt wird zu einem wesentlichen Teil durch die Selbstliebe einer Person geprägt. Eine andere, für Sozialkontakte fast ebenso wichtige Selbstwert-Komponente ist Selbstvertrauen, d. h. das Vertrauen in die Fähigkeit, das eigene Leben gestalten und selbst gesteckte Ziele erreichen zu können (siehe auch Selbstwirksamkeit).

Abgrenzung zu Narzissmus und Überheblichkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die in diesem Sinne verstandene Selbstliebe ist abgegrenzt von Überheblichkeit und Narzissmus. Die verschiedenen psychologischen oder theologischen Standpunkte gehen mit unterschiedlicher Betrachtungsweise an das Verhältnis von Selbstliebe zu Narzissmus heran, einige sehen es als sich gegenseitig ausschließend.

Entsprechend der ausschließenden Sichtweise von Selbstliebe und Narzissmus verhält sich der Narzisst egozentrisch und wichtigtuerisch, weil er sich nicht liebt und für minderwertig hält. Zitat nach Erich Fromm: „Es stimmt, dass selbstsüchtige Menschen unfähig sind, andere zu lieben; sie sind jedoch genauso unfähig, sich selbst zu lieben.“

Der Unterschied zwischen Selbstliebe und Narzissmus wird daher nochmal deutlicher, wenn man Narzissmus mit Selbstsucht oder Selbstverliebtheit übersetzt. Im Gegensatz zur Selbstliebe – also einer Selbstannahme mit allen Stärken und Schwächen – ist Selbstverliebtheit die Projektion eines idealisierten Größenselbst. Dieses überhöhte Selbstbild, in dem alle Schwächen negiert werden, ist auf permanente Bestätigung und Bewunderung angewiesen, die durch die selbstverliebte Außendarstellung der eigenen Vorzüge und Leistungen erreicht werden soll. Vor diesem Hintergrund gibt es eine gesunde Selbstliebe, aber keinen gesunden Narzissmus.

Möglichkeiten zur Stärkung von Selbstliebe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Selbstliebe zu stärken. Diese sind nach Potreck-Rose und Jacob beispielsweise der Erwerb von Wissen, Verantwortungsübernahme und das Sich-Bewusst-Machen eigener Kompetenzen bzw. Erfolge. Hilfreich kann auch die Vorstellung eines zugewandt-liebevollen Begleiters sein, der der eigenen inneren kritischen Stimme gegenübersteht. Dieser Begleiter kann auch mittels Symbolen oder Objekten visualisiert werden. Reddemann zeigt das Bild eines großen Hauses auf, das viele Zimmer hat. Die Herrin des Hauses gibt an, welche Gäste sich wo aufhalten dürfen. Unwillkommene Gäste lassen sich wegschicken – wie Eltern, die ihren Kindern sagen, sie sollen doch bitte in ihr Zimmer gehen. So können auch innere kritische Stimmen weggeschickt werden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Potreck-Rose, Gitta Jacob: Selbstzuwendung, Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen. Psychotherapeutische Interventionen zum Aufbau von Selbstwertgefühl. 10. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-608-89194-2.
  • Michael Tischinger: Selbstliebe. Weg der inneren Heilung. Herder Verlag 2007.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Liebe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Luise Reddemann Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie, PITT – Das Manual, Leben Lernen 167, Pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 3. Auflage 2005 (S. 101) ISBN 3-608-89729-1