Serra Pelada

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Die Serra Pelada ist ein bis 700 m hohes Mittelgebirge, in der Carajas-Region zwischen den Ortschaften Curionópolis und Parauapebas, etwa 40 Kilometer südwestlich von Marabá im brasilianischen Bundesstaat Pará.[1]

Geschichte

1976 wurde die Region erstmals mineralogisch untersucht und durch den Journalisten Ricardo Kotscho bekannt gemacht. In den Jahren 1978/1979 fand man größere Goldmengen, die in den 1980er Jahren eine Invasion von 80.000 bis zu einer halben Million Goldgräbern (portugiesisch garimpeiros) auslöste. Vor allem landlose Bauern aus den armen nordöstlichen Bundesstaaten Brasiliens und Glücksritter fielen in der Serra Pelada ein und bildeten unkontrollierte Hüttensiedlungen. In den tropischen Regenwald wurde mit einfachen Mitteln wie Schaufeln und Spitzhacken ein 120 Meter tiefes und 300 Meter breites Loch gegraben und das Gold im Übertagebau ausgebeutet. Der dadurch ausgelöste Goldrausch war der größte Lateinamerikas und einer der größten des 20. Jahrhunderts nach dem Klondike-Goldrausch in Alaska.[2]

Die Mine galt als eins der größten Übertage-Abbaugebiete der Welt. Um möglichen Konflikten zu begegnen, war Prostituierten der Zugang zur Mine untersagt, Alkohol war ebenfalls verboten. Aufgrund der harten Arbeitsbedingungen und dem hohen Infektionsdruck durch tropische Krankheiten bei unzureichenden Bedingungen war die Sterblichkeit unter den Schürfern sehr hoch.[3]

1988 unterdrückte die brasilianische Militärpolizei einen gewerkschaftlich organisierten Aufstand der Minenarbeiter, wobei es angeblich zu über hundert Todesfällen kam. Während man in diesem Jahr noch 745 kg Gold fand, waren es 1990 nur noch 250 kg.

1992 nahm die Ergiebigkeit der Mine stark ab. Durch Einbruch der Kraterränder und Grundwasserzufluss entstand ein See, der den unkontrollierten Goldrausch zum Erliegen brachte. Der Eigentümer der Mine, Vale, musste eine Strafe von 59 Millionen Reais an die Bundesregierung zahlen, da sie die Schürfrechte unerlaubterweise an die Garimpeiros vergab. 2002 wurde den Goldsuchern eine gewisse Autonomie und eine eigene Region zugesichert, was jedoch die zunehmenden Konflikte und die Mordrate nicht einzudämmen vermochte. Im Jahr 2007 erlangte das brasilianische Unternehmen COOMIGASP die Schürfrechte.[4]

Sonstiges

International bekannt wurde die Serra Pelada durch die berühmte Fotoreihe von Sebastião Salgado. Die Serra Pelada wurde als eine Art archaische Parallelwelt mit eigenen Gesetzen und eigener Sprache angesehen. Das vermeintliche Chaos beim Erdabbau war in Wirklichkeit straff organisiert. Nicht mehr als 10 Minenarbeiter arbeiteten auf den 2 x 3 m breiten Schürfparzellen (portugiesisch cata) und der Erdabraum wurde von tausenden Hilfsarbeitern (portugiesisch formigas, im Jargon „Ameisen“) dreißigmal am Tag in 30 kg-Säcken über den Krater transportiert. Pro Gang erhielten sie umgerechnet 50 Cent, Nahrung und eine Schlafgelegenheit. Die Grenzen der Schürfparzellen wurde gegen Konkurrenten mit Waffengewalt verteidigt.[5] Kontrolliert wurden die Schürfarbeiten von einigen Hundert Goldsuchern, welche 75 % Anteile an der Mine besaßen, der Rest waren Hilfsarbeiter und Handlanger mit einem Status von Leibeigenen.

Literatur

  • P. Frey und R. Rey, Serra Pelada – Das Gold und die Hoffnung, U. Bär Verlag, 1987, ISBN 978-3-905137-11-8.
  • Ricardo Kotscho, Serra Pelada – Uma Ferida Aberta na Selva, Sao Paulo, 1984

Filme

  • J.B. Tanko, Os Trapalhões na Serra Pelada, Komödie, Brasilien 1982
  • Heitor Dhalia, Serra Pelada, Drama, Brasilien, 2013

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.wissen.de/lexikon/serra-pelada?keyword=Serra%20Pelada
  2. http://www.innovations-report.de/html/berichte/geowissenschaften/bericht-12521.html
  3. http://www.brasilescola.com/brasil/serra-pelada.htm
  4. http://www.colossusminerals.com/English/Projects/Serra-Pelada/default.aspx
  5. Kahler Berg. In: Der Spiegel. Nr. 2, 1988, S. 118–119 (online11. Januar 1988).