Simon Hockener

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Simon Hockener, auch Simon Höckener[1] († ca. 6. Februar 1514), war Prokurator des Görlitzer Franziskanerklosters und Bürgermeister.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst wirkte Hockener als Fleischer, dann als Biereigner. Im Jahr 1490 wurde er Mitglied im Görlitzer Rat.[2]

Denkmalgeschütztes Eckhaus an der Nikolaistraße 7: Wohnung Simon Hockeners ab ca. 1505

Nach 1505 bewohnte er das Eckhaus in der Nikolaigasse (Nikolaistraße) 7.[3] Im Juli 1510 verhaftete ein 40 Mann starker Trupp unter seiner Leitung einen Christoph von Kottwitz, dem man, neben einigen anderen Verhafteten (teilweise auch aus seinem Geschlecht), einen Straßenraub in Birkenbrück vorwarf.

Nach gut zwanzig Jahren im Rat wurde Hockener im Jahr 1511 erstmals Bürgermeister.[4] Am 28. Juli 1511 ritt er mit Johannes Hass nach Bautzen zum vom Landvogt dringend einberufenen Landtag, als in der Oberlausitz schwere Unruhen ausgebrochen waren.[5] Im Jahr 1512 hatte er die Funktion des Prokurators des Görlitzer Franziskanerklosters inne, ein vom Ordensgeneral der Franziskaner bestätigter Laie, der anstelle und für das Kloster Rechtsgeschäfte regelte und mit päpstlicher Erlaubnis Geschenke annahm, was den Brüdern selbst wegen der Armutsgelübde und ihrer Ordensregel nicht erlaubt war.[6][7] Er wurde 1513 erneut Bürgermeister.

Hockener starb in den Tagen um den 6. Februar 1514, den Gedenktag von St. Dorothea (‚obijt circa festum Dorothee anni decimi quarti‘).[8]

Sohn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Hockener war ein Sohn Simons. Bei Johannes Hass heißt es, dass „er seinem vatir [...] nicht gefolget“.[9] Über Hans erblühte zunächst eine reiche Nachkommenschaft (‚etzlichen Kinderlein‘), die aber mit ihm bei einem großen Stadtbrand in Görlitz in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1525[10] im Keller seines Hauses (‚H. Hockener bleibet jm keller mit seinen kindern‘) umkam (‚im brant verdorben‘), wie Johannes Hass in seinen Aufzeichnungen schilderte.[11] Ein Jahr zuvor war das Haus Hans Hockeners Ort für eine Versammlung einiger Tuchmacher gewesen, die den Rat auffordern wollten, den vertriebenen lutherisch gesinnten Pfarrer Franz Rothbart wieder einzustellen. Auch Hans Hockener hatte seine Forderungen dem Rat persönlich vorgetragen. Vor der Nacht des Feuers hatte es Gerüchte gegeben, ein Aufstand der Tuchmacher gegen den Rat würde in dieser Nacht stattfinden. Der Brand lenkte die Aufregung der Einwohner zunächst ab.[12] Letztlich fand der Aufstand der Tuchmacher im Jahr 1527 statt und forderte im Nachgang das Leben zahlreicher hingerichteter Tuchmacher, teilweise wurden sie nur aus der Stadt vertrieben.[13]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verzeichnis der Bürgermeister zu Görlitz. S. 15 (slub-dresden.de).
  2. Uta Marquardt: "-- und hat sein Testament und letzten Willen also gemacht": Görlitzer Bürgertestamente des 16. Jahrhunderts. Meine Verlag, 2009, ISBN 978-3-9811859-9-7, S. 89 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2021]).
  3. Richard Jecht: Geschichte der Stadt Görlitz: Bd., 1. Halbbd. Allgemeine Geschichte der Stadt Görlitz im Mittelalter. Magistrates der Stadt Görlitz, 1926, S. 394 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2021]).
  4. Johannes Hass: Görlitzer Rathsannalen. Goerlitz 1852-1870. Hein, 1852, S. 301 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2021]).
  5. Neues lausitzisches Magazin: Zeitschrift der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. Oettel, 1874, S. 68 (google.de [abgerufen am 8. Oktober 2021]).
  6. C. G. Th Neumann: Geschichte von Görlitz: mit einer Ansicht und einem Situationsplane der Stadt. Heyn, 1850, S. 349 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2021]).
  7. Ferdinand Doelle: Die martianische Reformbewegung in der sächsischen Franziskanerprovinz (Mittel- und Nordostdeutschland) im 15. und 16. Jahrhundert. In: Franziskanische Studien. Beiheft 7, 1921, S. 54 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2021]).
  8. Johannes Hass: Görlitzer Rathsannalen. Goerlitz 1852-1870. Hein, 1852, S. 286, 301 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2021]).
  9. Johannes Hass: Görlitzer Rathsannalen. Hrsg.: E. E. Struve. Dritter Band, 1870, S. 22 (google.de [abgerufen am 21. Februar 2022]).
  10. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Scriptores rerum Lusaticarum, Sammlung ober- und niederlausitzischer Geschichtschreiber, Neue Folge. Band 4, 1850, S. 23 (google.de [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
  11. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Scriptores rerum Lusaticarum, Sammlung ober- und niederlausitzischer Geschichtschreiber, Neue Folge. Band 4, 1850, S. 26 (google.de [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
  12. C. G. Neumann: Geschichte von Görlitz. Heyn, 1850, S. 284 (google.de [abgerufen am 11. Oktober 2021]).
  13. Otto Kämmel: Neues Lausitzisches Magazin. Band 51. Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, Görlitz 1874, S. 134 ff. (google.de [abgerufen am 8. Oktober 2021]).