Solbourne Computer

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Solbourne Computer Inc.
Rechtsform Incorporated
Gründung 1986
Auflösung 2008
Auflösungsgrund Übernahme durch Deloitte
Sitz Longmont und Boulder, Vereinigte Staaten
Leitung Walt Pounds (1994–2008)
Mitarbeiterzahl 130
Branche Hardware und Software, später Consulting

Solbourne Computer war ein Hersteller von Unix-basierten Servern und Workstations sowie Systemsoftware in Longmont (Colorado), USA. Der Fokus lag auf SPARC/SunOS-binärkompatiblen Systemen, da dies das breite Software-Angebot für die damals führende RISC-Plattform erschloss. Solbourne war das erste Unternehmen, das von Sun Microsystems eine Lizenz für die SPARC-Architektur erwarb. Solbournes Produkte waren keine einfachen Nachbauten eines Industriestandards, sondern boten höheres Leistungspotenzial durch symmetrisches Multiprocessing zu einer Zeit, als diese Technologie von Sun Microsystems noch nicht verfügbar war. Zu Beginn der Neunziger Jahre wurde Solbourne ein ähnliches Potenzial im Unix-Markt zugetraut, wie es Compaq auf dem Markt der IBM-kompatiblen Personal Computer gelang.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen wurde 1986 von Douglas MacGregor gegründet, einem maßgeblichen Entwickler der Motorola-Prozessoren MC68010 und MC68020.[2] Mehrheitseigentümer war anfänglich mit 52 % Matsushita, die mit Solbourne auf SPARC-Systeme des Wettbewerbers Fujitsu reagierten.

Im Segment SPARC-Fileserver wurden 1991 rund 15 % Marktanteil erreicht.[1] Die mit dem von Solbourne und Matsushita eigens entwickelten 64-bit-SPARC-Prozessor MN10501 ausgestatteten Desktop-Workstations konnten die Leistungs- und Verkaufserwartungen jedoch nicht erfüllen und wurden bereits 1991 wieder aus dem Portfolio genommen.[3]

1994 übernahm Walt Pounds die Geschäftsführung und stellte das Geschäftsmodell grundlegend um. Aus dem Hardware-Hersteller wurde eine Beratungsfirma für Oracle Applications und verwandter Technologien. Der Firmensitz wurde nach Boulder verlagert. Im Jahr 2008 wurde Solbourne an die Beratungsfirma Deloitte verkauft.[4][5]

Hardware[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mehrprozessorsysteme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solbournes Produktportfolio bestand zunächst ausschließlich aus Multiprozessor-Workstations und Servern mit Standard-SPARC-Prozessoren und einem eigenen 64-bit-Bus für die Interprozessor-Kommunikation namens KBus, der durch Cache-Kohärenz symmetrisches Multiprozessing erlaubte.

Serie Jahr Prozessor/Taktfrequenz
Series4 1989 Fujitsu MB86900/16,67 MHz
Series5 1989 Cypress CY7C601/33 MHz
Series5E 1990 Cypress CY7C601/40 MHz
Series6 1992 SuperSPARC/33 MHz
Series6E 1992 SuperSPARC/50 MHz

Innerhalb jeder Serie gab es Modellvarianten für verschiedene Ausbaustufen beginnend beim Desktop-System 500 mit 1 oder 2 CPUs über die Deskside-Server 600, 700 und 800 mit maximal 4 CPUs bis hin zum Modell 900 mit 11 KBus-Steckplätzen für bis zu 8 CPUs oder bis zu 1 Gigabyte Hauptspeicher im Server-Rack. Die größeren Modelle boten zusätzlich VMEbus-Steckplätze für Erweiterungskarten.

Uniprozessor-Desktop-Workstations[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1990 kamen einfache Desktop-Workstations dazu, die mit dem 64-bit-SPARC-Prozessor MN10501 ausgestattet waren.

Modell Jahr Prozessor/Taktfrequenz
S3000 1990 Matsushita MN10501/33 MHz
S4000 1990 Matsushita MN10501/33 MHz
S4100 1991 Matsushita MN10501/36 MHz

Die S3000 war eine portable Workstation mit integriertem 17-Zoll-Monochrom-Plasmabildschirm.

Software[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solbourne setzte als Betriebssystem OS/MP ein. Dabei handelt es sich um SunOS 4.1, das von Solbourne für symmetrisches Multiprocessing erweitert wurde. Das finale Release von OS/MP war 4.1D basierend auf SunOS 4.1.3. Das modernere Betriebssystem Solaris 2 (SunOS 5) kam bei Solbourne nicht mehr zum Einsatz.

Mit dem sogenannten Object Interface (OI) bot Solbourne für seine Systeme zudem ein objektorientiertes C++-GUI-Toolkit und einen speziellen Solbourne Window Manager swm, welche es dem Anwender erlaubten, zur Laufzeit wahlweise das Look and Feel der beiden damals dominierenden Frameworks Motif und Open Look zu verwenden.[6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Stewart Alsop: What Would a Compaq, DEC, Mips Agreement Really Mean? In: Infoworld Feb. 1991, 1991, S. 82
  2. Douglas MacGregor. In: cs.illinois.edu. University of Illinois, 23. März 2021, abgerufen am 27. März 2021 (englisch).
  3. Mit Viking-Chip für den Finanzbereich: Solbourne optimiert Serie 6 der Sparc-Server für Oracle. In: Computerwoche. 9. Oktober 1992, abgerufen am 21. März 2021.
  4. Leading the Way in Technological Innovation. In: www2.deloitte.com. Deloitte, 20. Dezember 2019, abgerufen am 21. März 2021 (englisch).
  5. Deloitte acquires IT consultant Solbourne - The Consultancy Group. In: theconsultancygroup.nl. 5. Juni 2008, abgerufen am 21. März 2021 (englisch).
  6. Aitken, G.: OI: A Model Extensible C++ Toolkit for the X Window-System In: Proceedings of the X Technical Conference, Boston, January 1990