St.-Secundus-Kirche (Schwei)

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Die evangelisch-lutherische Kirche St. Secundus in Schwei, Gemeinde Stadland, Kreis Wesermarsch, ist eine 1615 erbaute Saalkirche aus Backstein, die im Osten polygonal schließt und der im Westen 1617 ein schlichter Glockenturm angefügt wurde. Zwei Wappensteine verweisen auf Oldenburger Landesherren: Graf Anton Günther und Christian V. von Dänemark (1695). Die heutige Form der Fenster geht auf eine Verkleinerung von 1819 zurück. Bekannt ist die Kirche durch mehrere Schnitzwerke Ludwig Münstermanns.

Inneres

Blick zur Orgel

Die hölzerne Flachdecke wurde um 1700 mit derben Akanthusranken bemalt. Die Brüstungen der Emporen im Norden und Westen zeigen gemalte Bibelszenen. Eine Prieche ist mit dem Wappen Anton Günthers († 1667) und seiner Frau versehen.

Bedeutender sind die Ausstattungsstücke des Ludwig Münstermann und seiner Werkstatt.

Der 1635 in Auftrag gegebene, 1638 datierte Altaraufsatz ist nur fragmentarisch erhalten. Moses und Johannes der Täufer tragen einen (später veränderten oder erneuerten) Baldachin und bilden so einen Rahmen über den drei Szenen der Predella mit Verkündigung, Anbetung der Hirten und Beschneidung. Das Mittelbild, eine (ähnlich wie in Rodenkirchen) als Bühnenraum inszenierte Abendmahlsdarstellung wurde 1856 entfernt, Reste befinden sich im Landesmuseum Oldenburg.

Von besonderer plastischer Qualität sind die manieristisch überlängten Figuren der Kanzel. Moses als Vertreter des Alten Bundes trägt auf seinem Kopf in bewegter Sitzhaltung den Kanzelkorb. Auf dessen sechs Seiten verteilen sich, teils als Nischenfiguren, teils auf dem unteren Sims sitzend, Christus als Salvator mundi, die vier Evangelisten, König David mit seiner Harfe und König Salomo in gestenreicher Bewegung. Der Schalldeckel ist mit der Taube des Hl. Geistes, der Pelikan-Allegorie und Vanitas-symbolen geschmückt. Archivalische Quellen und restauratorische Befunde belegen, dass die 1618 errichtete Kanzel zunächst 20 Jahre lang ungefasst geblieben war. Im Gegensatz zu manchmal wenig zuverlässigen Übermalungen anderer Werke Münstermanns hat hier eine vorbildliche Restaurierung ein authentisches Bild von der originalen Farb- und Oberflächenbeschaffenheit des Zustandes von 1637 gegeben.

Dem pokalförmigen Taufstein von 1575 gab Ludwig Münstermann schließlich 1623 einen frei von der Decke herabhängenden Deckel. In und an seiner reich durchbrochenen, kuppelförmigen Kalotte versammeln sich als Brustbilder oder Statuetten die Apostel, während sich in der Bekrönung die Taufe Jesu abspielt.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bremen Niedersachsen. München 1992, S. 1191-1192.
  • Wilhelm Knollmann, Dietmar Jürgen Ponert, Rolf Schäfer: Ludwig Münstermann. Oldenburg 1992.,S. 74, 190 f., 223 f.,
  • Holger Reimers: Ludwig Münstermann. Zwischen protestantischer Askese und gegenreformatorischer Sinnlichkeit. Marburg 1993. S. 317-321 u.a.

Weblinks

Koordinaten: 53° 24′ 12,6″ N, 8° 21′ 22,3″ O