St. Castor (Karden)

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Stiftskirche St. Castor in Karden

St. Castor ist eine romanische frühere Stiftskirche in Karden an der Mosel. Die römisch-katholische Pfarrkirche wird auch als „Moseldom“ bezeichnet und ist die bedeutendste Kirche an der Mosel zwischen Trier und Koblenz. Ein Museum im Stiftsherrenbau am ehemaligen Kreuzgang erinnert an die Vergangenheit des Ortes sowie der keltischen und spätantiken Anlagen auf dem Martberg.

Geschichte

Schon in römischer Zeit befand sich in Karden (Vicus Cardena) eine kleine Ansiedlung von Töpfern sowie anderen Handwerkern und Händlern. Der Ort, der bereit sehr früh im 5. Jahrhundert durch den Geographen von Ravenna als „Cardena“ belegt ist, befand sich günstig an zwei wichtigen Verkehrswegen gelegen: der Mosel als regional bedeutsamem Wasserweg und einer Nord-Süd-Straße aus dem Gebiet um Kastellaun in den Mayener Raum, welche an dieser Stelle die Mosel querte. Oberhalb von Karden lag das einstige keltische Oppidum und der römische Tempelbezirk Martberg, in welchem wohl vorwiegend der Gott Mars Lenus verehrt wurde und dessen Besucher und Pilger die Handwerker in Cardena ihre wirtschaftliche Existenz verdankten.

Castor von Karden († um 400), ein vermutlich aus Aquitanien stammender Schüler des Trierer Bischofs Maximin von Trier wirkte hier im vierten Jahrhundert mit einigen Gefährten in einer frühen christliche Gemeinschaft als Priester. Nach seinem Tod wurde Castor im heutigen Stiftsbezirk begraben; seine ursprünglich unter einem hölzernen Memorialbau angelegte gemauerte Gruft wurde vor einigen Jahren bei Ausgrabungen im nördlichen Kreuzhof vor dem Stiftsherrenbau entdeckt.[1] Wahrscheinlich entwickelte sich hier bereits im merowingischer Zeit ein frühes Priesterkollegium, aus dem im Hochmittelalter das bis 1802 bestehendes Kollegiatstift hervorging. Am 11. November 836 kam ein Teil der Gebeine des heiligen Castor von Karden in die Castorkirche von Koblenz, der andere Teil wurde in die neben dem Memorialbau in Karden befindliche Kirche[2] überführt. In spät- und nachmittalterlicher Zeit wurde ein kleiner Teil der Reliquien des Castor von Karden im sogenannten Castorschrein aufbewahrt. Dieser Holzschrein aus dem 15. Jahrhundert befindet sich in der Stiftskirche. Anfang des 19. Jahrhunderts kehrten einige Reliquienpartikel aus St. Castor in Koblenz nach Karden zurück und wurden wieder im historischen Castorschrein deponiert.[3]

Karden war im Mittelalter Zentrum eines Archidiakonats. Der im Haus Korbisch residierende Propst des Stiftes war in Personalunion einer der ursprünglich vier, später fünf Archidiakone des Erzbistums Trier[4] und unterstützte den Trierer Erzbischof bei der Verwaltung des weltlichen Territoriums des Erzbistums. Nach der französischen Revolution wurde das Kollegiatstift 1802 aufgehoben und sein Grundeigentum und die meisten der umfangreichen Besitzungen versteigert.

Baugeschichte

An der Stelle der späteren St.-Castor-Kirche befanden sich bereits in römischer Zeit einige – allerdings wohl profane – Gebäude, die offenbar vom 1. bis zum 4. nachchristlichen Jahrhundert erbaut und genutzt wurden. In merowingischer/fränkischer Zeit wurde an dieser Stelle ein umfangreicher Friedhof angelegt, von dem bei Ausgrabungen zwischen 1965/70 am Lindenplatz, im Kreuzhof sowie in St. Castor etwa 200 meist beigabenlose Bestattungen freigelegt werden konnten. Die ältesten dieser Gräber können ins frühe 6. Jahrhundert datiert werden: ein aufgefundenes frühchristliches Grabsteinbruchstück eines Mädchen "Imina" stammt aus dem 7. oder frühen 8. Jahrhundert.

Spätestens in karolingischer Zeit wurde die erste an dieser Stelle nachgewiesene Kirche erbaut: eine dreischiffige Basilika mit halbrunder, gestelzter Apsis von über 25 Metern Länge und fast 15 Metern Breite. Über deren Fundamenten wurde 1186 mit dem Bau des romanischen Chors mit Apsis, Flankentürmen und Querhaus der heutigen Kirche begonnen. Das etwas später entstandene Langhaus zeigt hingegen schon Merkmale der frühen Gotik.

Orgel

Die Stumm-Orgel aus dem Jahr 1728

Bereits im 14. Jahrhundert gab es in St. Castor eine Orgel. Die heutige Barock-Orgel wurde im Jahre 1728 von dem Orgelbauer Johann Michael Stumm geschaffen. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde mit dem Umbau der Orgel begonnen, der allerdings nicht mehr beendet wurde. Nach dem Krieg wurde die Orgel durch die Orgelbaufirma Klais neu erbaut. 2009–2010 wurde das Instrument durch den Orgelbauer Krawinkel (Trendelburg/Deisel) renoviert. Die Orgel hat 33 Register auf drei Manualen und Pedal.[5]

I Hauptwerk C–
Großgedackt 16′
Prinzipal 8′
Hohlflöte 8′
Viola di Gamba 8′
Oktave 4′
Flöt 4′
Quinte 3′
Quintflöte rep.
Superoktave 2′
Terz 11/3
Cornett
Mixtur IV
Trompet Disk 8′
Trompet Bass 8′
Clarin 4′
II Rückpositiv C–
Diskantflöt 8′
Hohlflöte 8′
Prinzipal 4′
Rohrflöte 4′
Octav 2′
Quinte 11/3
Mixtur III
Cromhorn 8′
Vox humana 8′
Tremulant
III Echowerk C–
Hohlflöte 8′
Rohrflöte 4′
Salizional 2′/4′
Oktave 2′
Quinte 11/3
Cymbel II
Tremulant
Pedalwerk C–
Subbass 16′
Prinzipalbass 8′
Posaune 16′

Literatur

  • Kleiner Führer durch die Stiftskirche St. Castor, 13. Auflage 2010.
  • Ferdinand Pauly: Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel, Germania Sacra, Neue Folge Band 19, de Gruyter, Berlin / New York 1986.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler - Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1984, ISBN 3-422-00382-7, S. 424–426.
  • Hans Eiden, Ausgrabungen zur Historischen Topographie von Cardena (Karden) 1965-1970. In: Römisch-Germanisches Zentralmuseum zu Mainz, Ausgrabungen in Deutschland - Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1950 - 1975. Teil 2, Römische Kaiserzeit im freien Germanien - Frühmittelalter I, Mainz 1975, S. 64–79.

Einzelnachweise

  1. Hans Eiden 1975, S. 74–76.
  2. Zur Stiftskirche St. Castor in Treis-Karden.
  3. Zum Reliquienschrein des Hl. Castor in Karden.
  4. Hubert Bastgen: Die Entstehungsgeschichte der Trierer Archidiakonate, in: Trierisches Archiv, Heft 10, 1907, S. 1–56.
  5. Informationen zur Stumm-Orgel

Weblinks

Commons: St. Castor (Karden) – Sammlung von Bildern

Koordinaten: 50° 11′ 1,3″ N, 7° 18′ 4,3″ O