St. Georg (Pfaffenwiesbach)

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Das Portal der Georgskirche

Die Sankt Georgskirche Pfaffenwiesbach ist die Kirche des Kirchorts Pfaffenwiesbach, zu dem die Wehrheimer Ortsteile Pfaffenwiesbach und (seit 1976) Friedrichsthal gehören.

Der Kirchort Pfaffenwiesbach ist einer der 11 Kirchorte in der am 1. Januar 2014 neu errichteten kath. Pfarrei „St. Franziskus und Klara - Usinger Land“ mit Sitz in Neu-Anspach. Er gehört damit weiterhin zum Bezirk Hochtaunus im Bistum Limburg. Nachdem er bis 1987 selbständig gewesen war (und einen eigenen Pfarrer vor Ort hatte), wurde er 1988 dem Kirchengemeindenverbund Pfaffenwiesbach – Friedrichsthal – Kransberg – Wernborn, dann dem Pastoralen Raum Neu-Anspach, dann dem Pastoralen Raum Usinger Land und zum 1. Januar 2012 schließlich dem Pastoralen Raum Usinger Land/Schmitten zugeordnet.

Mit der Pfarrei-Neugründung hat nicht nur die Kirchengemeinde Pfaffenwiesbach (mit Friedrichsthal) ihren Pfarreistatus, sondern die Georgskirche auch ihren Status als "Pfarrkirche" verloren und ist heute eine der 10 Filialkirchen der neuen Pfarrei "St. Franziskus und Klara Usinger Land". Kirchenpatrone sind der Hl.Georg und (nachweisbar) seit 1711 die Hl. Barbara. Beide gehören zu den Vierzehn Nothelfern und sind christliche Märtyrer des 4. Jahrhunderts.

Barocke Reiterstatue des Hl. Georg am Patronatsaltar der Georgskirche (2014)

Das Dorf Pfaffenwiesbach und seine Kirche

Blick auf die Georgskirche vom Usinger Weg aus (2012)

Die Anfänge des Dorfes Pfaffenwiesbach liegen weitgehend im Dunkeln. Alte Besiedlungsspuren weisen jedoch darauf hin, dass der Landstrich schon in vorchristlicher Zeit besiedelt war. Nach der im 9./10. Jh. vermuteten Ortsgründung als Rodungssiedlung in der Nähe eines ergiebigen Bachs oder an einem Bachübergang im Zusammenhang mit einem alten Verkehrswegenetz soll der Ort Wisenbach bereits um 1040 zum Comitat Malstatt im Gau Wettereiba (Wetterau) gehört haben, von dem im Jahr 1043 zumindest teilweise gräfliche Rechte an die Reichsabtei Fulda fallen. Wahrscheinlich infolge des Investiturstreits sowie des gleichzeitigen Aufstieges des Bistums Würzburg zum Territorialfürstentum dürfte im Lauf des 11./12. Jhs. eine „Basilika in Wisenbach“ einschließlich der dazugehörigen Besitzungen an das Benediktinerkloster Schlüchtern gefallen sein. 1167 wird dieses östlichstes Villikationszentrum (Verwaltungssitz) des Klosters dann erstmals in einer Urkunde erwähnt.

Im Zuge einer politischen, wirtschaftlichen und auch kirchlichen Neuordnung in der Wetterau fällt zwischen 1216 und 1221 dann der Flecken Wisenbach sukzessiv an die Herren von Cranchesberg (1216–1221). In der Folgezeit wird durch Präfixe im Ortsnamen genau zwischen kirchlichem (z.B. Pfaffinwiesbach) und weltlichem Besitz (z.B. Erwitzenbach) unterschieden. 1297 fällt ein sog. Vronehof an die Abtei Seligenstadt. Der Deutsche Orden, der wohl im 14. Jh. über (heute nicht mehr genau nachvollziehbare) Umwege das Patronat über die Pfarrei erhält und dieses bis ins 16. Jh. hinein innehat, hat seit ca. 1300 Besitzungen in Pfaffenwiesbach erworben.

Vom 14. bis hinein in die 1. Hälfte des 20. Jh. teilen Dorf und Kirche dann das Geschick der später so genannten „Herrschaft Kransberg“. Verbindungen zur Wetterau bleiben jedoch noch kirchlich bis 1609 (Eingliederung in das Landkapitel Königstein), politisch bis 1654 (Herrschaftsantritt der Herren von Walpott in Bassenheim in der „Herrschaft Kransberg“) und wirtschaftlich (in Form einer Waldnutzungsgemeinschaft in der Mörler Mark) bis 1743 bestehen. Nachdem der weltliche Besitz von den Cranchesbergern im Laufe des 14. Jhs schrittweise (1316–1356) zum Zwecke einer Besitzabrundung an die Falkensteiner gegangen und nach deren Aussterben zunächst 1419 an die Eppsteiner, dann 1433 an die Linie Eppstein-Münzenberg und schließlich schrittweise (1478–1521) an die Linie Eppstein-Königstein gegangen ist, erbt Graf Ludwig von Stolberg 1535 mit der Herrschaft Kransberg auch den Ort Pfaffenwiesbach. Dieser führt im Jahr 1541 auch in Pfaffenwiesbach die Reformation nach der Confessio Augustana ein und löst in dieser Zeit auch schrittweise den Deutschen Orden als Inhaber der Patronatsrechte für die Pfaffenwiesbacher Kirche ab.

Nachdem 1581 der Besitz an Kurmainz gelangt war, erfolgte 1606 unter großer Anstrengung und gegen z.T. heftige Widerstände (vgl. die Geschichte über den „störrischen“ Schultheißen und Gastwirt Nicolaus Beck!) die Rekatholisierung der Pfarrei, die sich allerdings noch bis 1614 hinzieht. Im Dreißigjährigen Krieg wechselte die Pfarrei mit dem Kriegseintritt der Schweden und der vorübergehenden Wiedergewinnung der Herrschaft durch die Stolberger (ab 1632) zumindest noch einmal nominell zur lutherischen Konfession. Nach dem Krieg jedoch begann mit Herrschaftsantritt der Herren von Walpott in Bassenheim (1654), die das Kransberger Gebiet per Zessionsurkunde von Kurmainz übernahmen, ein wirtschaftlicher, sozialer und kirchlicher Aufschwung, der vor allem eine Festigung der katholischen Konfession mit sich brachte: Als neue Patrone der Pfarrei präsentierten die Bassenheimer Grafen z.B. fortan den in Mainz zuständigen Stellen die Geistlichen (so 1681: Joannes Westhoven).

Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses im Jahr 1803 fiel die Bassenheimische Standesherrschaft Kransberg an das neu errichtete Herzogtum Nassau bzw. Nassau-Usingen, wovon auch das Patronats- und Zehntrecht der Pfarrei betroffen waren. Schließlich wurde alles im Jahr 1866 (1867) der Provinz Hessen-Nassau zugesprochen; Pfaffenwiesbach gehört ab dieser Zeit abwechselnd dem Obertaunuskreis (1866, 1932) bzw. dem Landkreis Usingen (1886, 1933) an.

Den Zweiten Weltkrieg überstanden Ort wie Kirche einigermaßen unbeschadet. 1971 schloss sich Pfaffenwiesbach der Zivilgemeinde Wehrheim an und wurde eines ihrer vier Ortsteile; ein Jahr später erfolgte die Zuordnung zum Regierungsbezirk Darmstadt bzw. zum Hochtaunuskreis.

Geschichte der Kirche

Urkunde mit der Ersterwähnung der „Basilika in Wisenbach“ (1167)

1167 wird in einer Besitzfestschreibung des Bischofs Herold von Würzburg für das Benediktinerkloster Schlüchtern erstmals eine „Basilika in Wisenbach“ (basilicam in wisenbach) erwähnt, bei der es sich wahrscheinlich um eine Landkirche oder eine Kapelle auf dem Gelände eines Gutshofes gehandelt haben dürfte. Bis ins 16. Jh. hinein verlieren sich dann die Nachrichten über eine Kirche vor Ort im Dunkel der Geschichte – bis auf den spärlichen Hinweis aus der Kransberger Chronik C. Walthers, dass es in Pfaffenwiesbach bereits vor der Einführung der Reformation (1541) eine Kirche mit zwei Altären gegeben habe. Ein (allerdings nur vermuteter) spätgotischer Neubau der Kirche, von dem auch der noch erhaltene Taufstein stammen könnte, ist aus politischen, wirtschaftlichen, kirchlichen und lokalhistorischen Gründen allenfalls für die Wende vom 15./16. Jh. (also noch vor der Reformation) anzunehmen. Möglich ist nämlich, dass auch der Ort Pfaffenwiesbach mit seiner alten Kirche bei den Auseinandersetzungen in der Mainzer Stiftsfehde (1459/63), der auch einige kleinere Siedlungen um Ober-Mörlen herum (wie z.B. Hüfftersheim) zum Opfer fielen, in Mitleidenschaft gezogen und darum ein Kirchenneubau nötig wurde.

Nach der Rekatholisierung des Ortes unter Kurmainzer Herrschaft (1606–1614), nach den Verwüstungen während des Dreißigjährigen Krieges (Schwedenherrschaft 1632 ff.) und nach dem Herrschaftsantritt der Herren von Walpott in Bassenheim in der Herrschaft Kransberg erfährt das kirchliche Leben vor Ort wieder einen großen Aufschwung; die katholische Konfession festigt sich. 1682 setzt man die Usinger Gräfin Catharina de Clatton auf ihren persönlichen Wunsch hin in der Pfaffenwiesbacher Kirche zwischen Taufstein und Marienaltar unter einer gekennzeichneten Grabplatte bei. Schließlich wird am 2. und 3. Oktober 1711 die wohl nach den Verheerungen des Krieges vollends wiederhergestellte und noch zusätzlich um einen Chorturm im Osten erweiterte Vorgängerkirche samt Barockaltären, Glocken und dem um diese alte Georgskirche herumliegenden Friedhof durch den Mainzer Weihbischof Johann Edmund Gedult von Jungenfeld neu geweiht.

Außenansicht der Georgskirche von Westen (um 1910)

Wegen Platzmangels und der Baufälligkeit der alten Kirche – unter anderem hatten sich die Emporen bedenklich gesenkt – begannen ab 1845 die Vorarbeiten für einen Kirchenneubau, die dann Pfarrer Simon Bohn, 1851 bis 1868 Pfarrer in Pfaffenwiesbach, „unter unsäglichen Mühen“ vorantreibt. Nach der Verlegung des Friedhofs an den jetzigen Platz im Jahr 1855 kann endlich im Jahr 1859 mit dem Bau der heutigen neuromanischen Kirche nach Plänen des Höchster Architekten Musset unter großem Einsatz der Pfaffenwiesbacher Gemeindemitglieder, die Grauschiefer in der naheliegenden Steinkaut für den Kirchbau brechen, begonnen werden. Baumeister ist Christian Schmidt aus Usingen. Die Grundsteinlegung war am Georgstag (23. April) 1860, feierliche Kirchweihe am 15. Mai 1862. Die Kosten für den Kirchneubau wurden durch Sonderholzfällungen, Sammlungen, Kollekten, Stiftungen und die Aufnahme von Darlehen aufgebracht. Glocken, Orgel und der barocke Hochaltar aus der alten Kirche wurden z.T. überarbeitet und dann übernommen. Zeitweise ist die Pfaffenwiesbacher St. Georgs-„Basilika“ (so benannt wegen ihres neuromanischen Baustils) die größte katholische Kirche im Usinger Land und auch Sitz des katholischen Dekans.

Wegen mangelhafter Grundmauerisolierung musste die Kirche bereits 24 Jahre nach der Einweihung saniert werden, wodurch sich die Gemeinde stark verschuldete. Die Finanzierung erfolgte durch das Zusammenbetteln von „milden Gaben“ in ganz Deutschland. Nach Amerika ausgewanderte Pfaffenwiesbacher Familien unterstützen ihre Heimatpfarrkirche mit Donationen (wie z.B. durch die Stiftung der neugotischen Seitenaltäre 1889 und 1914 bzw. der Elektrifizierung der Kirche im Jahr 1920) – ebenso wie der eine oder andere Pfarrer (z.B. die Stiftung des neugotischen Hochaltares 1891 durch Pfarrer C. Breuers, seine Schwester und einige Freunde aus deren Heimatstadt Hüls). Nach dem Einbau einer neuen Orgel (1911/12) durch den Limburger Orgelbauer C. Horn und der Errichtung des Josefsaltars (1914) war zu Beginn des 20. Jh. die gesamte Kircheneinrichtung nach dem Geschmack der Zeit erneuert. In den Jahren 1938–1943 finden einige Renovierungen innen und außen an der Kirche statt. Am Karsamstag 1945 riss beim Beschuss des Dorfes durch die Amerikanische Armee eine Granate ein großes Loch in den Kirchturm.

Zwischen 1954 und 1961 wurde die Kirche innen und außen gründlich renoviert, der Innenraum farbig gestrichen, die elektrischen Leitungen neu gelegt und eine Heizung eingebaut. Im Bestreben, einen „modernen Sakralraum“ zu gestalten, wurde im Zuge der Arbeiten ein Großteil der neugotischen Einrichtung entfernt. 1962 war mit Anschaffung einer neuen Weihnachtskrippe die Renovierung abgeschlossen.

Nach dem Zweiten Vatikanum wurde der Chorraum der neuen Liturgie angepasst. Ab 1983 erfolgte schrittweise (und soweit noch möglich) die Wiederherstellung der alten Inneneinrichtung der Kirche, auch der Innenraum wurde 1987 wieder in Anlehnung an die Entstehungszeit ausgemalt (nur der Sternenhimmel im Chor sowie die farbigen Muster in Tür- und Fensterbögen sowie im Chorbogen wurden nicht mehr realisiert).

Chorraum und Hochaltar der Pfaffenwiesbacher St. Georgs-Kirche (2014)

Immer neue Renovierungen innen und außen (zuletzt die teilweise Decken- und Dachgebälksanierung über dem südlichen Langhaus [2013/14] und die dringend notwendig gewordene Fassaden- bzw. Außensanierung des Kirchengebäudes durch Verputz [2015ff.]) sorgen dafür, dass die Kirche seit ihrer Erbauung bis heute einen würdigen Rahmen für die Feier der Liturgie in ihren vielfältigsten Formen bietet.

Kirchengebäude

Außenansicht der Georgskirche von Südosten (2012)

Der neuromanischen Hallenkirche aus grobem Bruchsteinmauerwerk (heimischer Grauschiefer) ist ein zweistöckiger Westbau vorgestellt, aus dem der Glockenturm mit dreifenstrigen Schallarkaden und einem rheinischen Rhombendach aufsteigt. Gerade im Bereich des Westwerks werden die Wandflächen durch Pilaster abgeschlossen, die aus besonders behauenen Steinen (sog. „Bossensteinen“) bestehen; diese sind gestaltprägend für das gesamte Gebäude. Die äußeren Fensterrahmen und Gesimse bestehen aus Miltenberger Sandstein. Auf der Nordseite des Schiffes ist ungefähr in Brusthöhe ein farblich gefasster Spolienstein aus Basalt (ein Gesims- oder evtl. auch Gewölbestein), der wahrscheinlich aus der Vorgängerkirche stammt, eingemauert.

Die Uhr an der Westseite des Turmes stammt aus dem Jahr 1985. Das vierjochige Langhaus wird im Osten durch den fensterlosen Chor mit 3/8-Abschluss geschlossen, im Nordosten ist die Sakristei angebaut. Im Langhaus, das durch Lisenen gegliedert wird, öffnen sich 4 große Rundbogenfenster. Über dem Hauptportal im Westen mit einem Sandsteinkreuz (eine Stiftung des damaligen Herzogs von Nassau-Usingen) befindet sich eine Rosette.

Kreuzrippengewölbe finden sich nur in der Vorhalle bzw. im Chor, dessen blaue Fassung den Himmel symbolisieren soll. Die Andachtskapelle hat ein Tonnengewölbe, das übrige Gebäude ist in Fachwerktechnik flach gedeckt.

Ausstattung

Innenansicht der Georgskirche vor der Modernisierung (1952)
Innenansicht der Georgskirche Richtung Osten mit Hochaltar (2014)
Innenansicht der Georgskirche Richtung Westen mit Orgel (2014)

Nachdem fast die gesamte neugotische Ausstattung der Kirche den Modernisierungsbestrebungen 1958/59 zum Opfer gefallen war, wurde ab 1983 damit begonnen, die Kirche wieder so weit wie möglich mit originalen Ausstattungsstücken einzurichten. Dabei sind besonders zu nennen:

  • ein spätgotischer, kelchförmiger, achteckiger Taufstein aus Sandstein, früher in der Taufkapelle, seit 1995 vor dem Patronatsaltar aufgestellt, mit Steinmetzarbeiten (u.a. Dreipassbögen) an Fuß und Konus; die Kupferabdeckung stammt von H. Lauth (1963);
  • ein neugotischer fünfteiliger Flügelaltar von C. Weis 1891, 1987 aus verbliebenen Resten (Altarkreuz, Retabel, Seitenflügel) und Neuanfertigungen zusammengestellt; der Altar wird seit 1997 durch drei Figuren (zwei davon sind Originale von C. Weis [1891]) und seit 2014 durch zwei weitere Originalfiguren von C. Weis (1913) bekrönt;
  • die barocke Reiterstatue des Hl. Georg, der den Drachen tötet, restauriert 1973 und 2002; die Statue bildet seit 2003 das Zentrum des Patronatsaltars;
  • eine Statue der Hl. Caecilia (Patronin der Kirchenmusik) in der Brüstung der Orgelempore (gespendet 2013);
  • die beiden Statuen der Pfarreipatrone St. Franziskus und St. Klara an den Wänden des Langhauses (gespendet 2013);
  • die Andachtskapelle, eingerichtet 2000–2001 in der ehemaligen Taufkapelle (für Gebet und Besichtigung täglich von 6.30 - 20.30 Uhr geöffnet) u.a. mit einer Pietá von C. Weis (1919);
  • das Missionskreuz von C. Weis aus dem Jahr 1893 unter der Orgelempore (hing vorher auf der gegenüberliegenden Seite);
  • der Beichtstuhl (H. Sattler, 1943, 2002 restauriert) unter der Orgelempore.

Im Jubiläumsjahr 2012 (bis Juni 2014) war in der Vorhalle der Kirche über der Glas-Schwingtür die große Fotografie eines Ölgemäldes angebracht, das den Hl. Georg als Drachentöter in einer Fantasielandschaft zeigt; das originale, für den damaligen Pfarrsaal in der ehem. Pfarrscheune geschaffene Ölgemälde von J. Sommer (1932) existiert nicht mehr.

Glocken

Im Jahr 1950 schaffte die Kirchengemeinde drei neue Glocken an, gegossen von der Fa. Rincker in Sinn. Die größte Glocke mit dem Schlagton g´ wiegt 575kg, trägt den Namen des Kirchenpatrons (St. Georg) und hat einen ungewöhnlich langen Nachhall; diese Glocke dient auch als Totenglocke. Die mittlere Glocke wiegt 344kg, hat den Schlagton b´, trägt den Namen „Ave Maria“ („Sei gegrüßt, Maria“ – vgl. Lk 1,28) und dient vornehmlich als Angelus- und Uhrglocke. Die kleinste Glocke ist der heiligen Barbara, der Nebenpatronin der Kirche, geweiht, wiegt 237kg und hat den Schlagton c´´. Das dreistimmige Geläut bringt 1156kg auf die Waage. Seit 1960 werden die Glocken elektrisch durch Läutemaschinen angetrieben.

Orgeln

Frontansicht (Prospekt) der großen Orgel der Georgskirche (2014)
Zimbelstern in der großen Orgel (2014)

1862 wurde zunächst die im Jahr 1816 zum ersten Mal erwähnte Orgel der alten Kirche (I/6) durch den Orgelbauer Gustav Rassmann aus Möttau generalüberholt, um ein Pedal(register) erweitert und in der zuvor neu erbauten Georgskirche aufgestellt. Da das Instrument jedoch vielfältige Mängel aufwies, wurde 1910/11 eine neue Orgel angeschafft, die der Limburger Orgelbauer Carl Horn als sein Opus 52 erstellte und im Januar 1912 in der Kirche errichtete. Bei dem Instrument, das noch heute in weiten Teilen existiert, handelt es sich um ein Orgelwerk (II/15) in ursprünglich deutsch-romantischer Disposition und mit röhrenpneumatischer Traktur (Kegelladensystem), wobei 13 Holzpfeifen („Subbass 16′“: C–c) und die Windanlage der alten Orgel übernommen wurde (die Windanlage stand früher im sog. „Balghaus“ - einem Nebenraum, wo sich noch heute der Treppenaufgang zum Speicher befindet). 1923 wurde die Orgel bei einem Einbruch in die Kirche schwer beschädigt und zum Teil ausgeraubt. Seit 1929 ersetzt eine elektrische Windmaschine die Kalkanten. Nach 1960 veränderte man gemäß Zeitgeschmack den Prospekt durch aus heutiger Sicht völlig unverantwortliches „Zurechtsägen“. 1970/71 wurde das Instrument generalüberholt, mit einer neuen Windanlage (vier Schwimmerbälge) ausgestattet und das Klangbild durch die Rückung und den Austausch von Registern aufgehellt; nur neun von 15 Registern blieben original erhalten. Trotz aller Maßnahmen blieb die Orgel weiterhin störanfällig und verursachte große Kosten; ein 1985 geplanter Abbruch des Instruments wurde jedoch durch den Widerstand von Gemeindemitgliedern verhindert. Nachdem die Orgel 1993 gründlich überarbeitet worden war, hat ihre Störanfälligkeit deutlich abgenommen; bei der Orgelrenovierung 2012–2014 wurde das Instrument technisch instandgesetzt, um zwei sog. „Auxiliarregister“ (Tremulant, Zimbelstern mit sechs Glöckchen) ergänzt und klanglich weitgehend in Richtung des Ursprungszustandes zurückgebaut, ohne ihm jedoch gänzlich jene Strahlkraft zu nehmen, die der Orgel durch den Klangumbau in den Jahren 1969-71 zugewachsen war (was man auch an der Gesamtzahl der Pfeifen sehen kann: im Ursprungszustand hatte die Orgel 889, nach 1969-71 1009 und heute 966). Diese Maßnahmen wurden nicht allein aus historischem Interesse durchgeführt (die Orgel ist eine der letzten noch vorhandenen größeren Orgeln des Orgelbauers Carl Horn), sondern sind auch in der wiedergewonnenen Wertschätzung des ursprünglichen Klangkonzeptes bzw. des Systems begründet. Die Renovierung wurde am 16. April 2014 abgeschlossen; das Instrument erklang erstmals (nach seiner vorübergehenden Stilllegung wegen der Innensanierung im Juni 2013) wieder am Ostersonntag im Hochamt in neuem Glanz und wurde im Festgottesdienst zum 152. Kirchweihgedächtnis am 17. Mai 2014 neu gesegnet. Geplant ist derzeit noch (soweit möglich und per Spenden finanzierbar) ein Wiederaufbau des abgesägten Prospektes sowie ggf. eine weitere dispostionelle Rückführung des Instruments auf den Ursprungszustand bei gleichzeitiger Erweiterung der Orgel über eine Zusatzlade.

Die heutige Disposition der großen Orgel:

I Manual C–f3
Bourdon 16′
Principal 8′
Hohlflöte 8′
Quintatön 8′ [Anm. 1]
Gamba 8′ [Anm. 2]
Oktave 4′
Mixtur III–IV 11/3′ + 13/5 [Anm. 3]
Tremulant [Anm. 1]
II Manual C–f3 (Ausbau bis c4)
Geigenprincipal 8′ [Anm. 2]
Gedeckt 8′
Aeoline 8′
Vox coelestis (ab c°) 8′
Rohrflöte 4′ [Anm. 4]
Mixtur II 22/3 [Anm. 5]
Pedal C–d1
Subbass 16′ [Anm. 6]
Violonbass 8′
Anmerkungen
  1. a b 2012.
  2. a b 2014.
  3. rep. bei c, c1 und c2; 2014: III–IV, ab c1 mit 13/5
  4. 1969-71
  5. 1911/2012/2014, keine Rep.
  6. 1862, 1911.
Prospektansicht der elektronischen Orgel in der St. Georgskirche Pfaffenwiesbach (5/2015)
Kleine elektronische Orgel in der St. Georgskirche Pfaffenwiesbach (5/2015)

Neben dieser Orgel gibt es in der Vesperkapelle der Kirche („Oase“) noch eine kleine bewegliche, elektronische Truhenorgel, deren Gehäuse in den Jahren 2000–2002 in Eigenarbeit durch den ortsansässigen Kirchenmusiker und in Anlehnung an der Prospekt der großen Orgel hergestellt wurde und die beiderseits des Pfeifenmittelfelds den lateinischen Schriftzug Lk 1,46 („Magnificat [anima mea Dominum]“ - „Sie [meine Seele] preist [den Herrn]“) trägt (weshalb sie auch die „Marienorgel“ genannt wird). Das ursprüngliche elektronische Spielwerk (2001) mit monophonem Bass wurde Anfang April 2015 durch ein neues mit 23 Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, zwei Registerbänken (mitteldeutsch-barock nach Ludwig Compenius, 1657, und französisch-romantisch nach Aristide Cavaillé-Coll, 1862) sowie den Auxiliarregistern „Cymbalum“ (Chimes) und „Campanellae“ (4 Glöckchen) ersetzt und stellt so eine Ergänzung zur deutsch-romantisch disponierten Pfeifenorgel dar; die Orgelweihe fand am 16. Mai 2015 statt. Die „Marienorgel“ wird gerne bei kleineren Gottesdiensten und bei Konzerten für kammermusikalische Zwecke verwendet, wofür sie ideal ist.

Kirchengemeinde

Westwerk und Treppenaufgang der Georgskirche (2013)

Ab dem 9. oder 10. Jahrhundert wurden Bewohner des Wiesbachtales wahrscheinlich von der Missionskirche auf dem Johannisberg beim heutigen Bad Nauheim aus missioniert. Im Hochmittelalter zum Erzbistum Mainz und zum Landkapitel „St. Maria ad Gradus“ in Friedberg gehörig, wurde Pfaffenwiesbach 1287 durch die Einsetzung eines plebanus (eines stellvertretenden Hilfsgeistlichen) zur Pfarrei erhoben. 1541 trat die Gemeinde wie ihr damaliger Landesherr zum Protestantismus lutherischer Prägung (1541) über, die wiederum erzwungene Rekatholisierung unter Kurmainzer Herrschaft gegen z.T. erhebliche Widerstände der Bevölkerung fand zwischen 1606 und 1614 statt. Der Dreißigjährige Krieg mit seinen Zerstörungen und Entvölkerungen hat auch für die Pfaffenwiesbacher Kirchengemeinde eine einschneidende Zäsur bedeutet. Nur aus der Folgezeit sind noch wichtige Dokumente und Unterlagen erhalten: Seit Ende des 17. und v.a. ab der Mitte des 18. Jhs. existieren Pfarrei-Rechnungsbücher (ab 1699), Liegenschaftsunterlagen (ab 1697), Kirchenstrafregister (ab 1710), Kirchenbücher (ab 1735), Listen der Küster und Glöckner (ab 1714) uvm. Ein Visitationsprotokoll von 1790 gibt detailliert Aufschluss über die Gestalt der Pfarrei Pfaffenwiesbach zur Zeit der Aufklärung. Nach Herrschaftsantritt der Bassenheimer Grafen kam es zu einem wirtschaftlichen, sozialen aber auch kirchlichen Aufschwung. 1662/1671 wurde ein neues Pfarrhaus errichtet, das bis 1991 zum heutigen katholischen Gemeindehaus St. Georg umgebaut wurde. Die caritative Wohnanlage St. Barbara wurde bis 1998 in der zwischen 1700 und 1750 erbauten ehemaligen Pfarrscheune eingerichtet.

Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 wurde die Pfarrei Pfaffenwiesbach im Jahr 1828 in das neu errichtete nassauische Bistum Limburg eingegliedert. In der Frühzeit des 19. Jahrhunderts kam es zu einschneidenden sozialen Umwälzungen, die Leibeigenschaft wurde 1808 aufgehoben, durch Missernten verursachte Armut führte zu sozialem Elend, Epidemien brachen aus und ließen gerade bei Kindern die Todesraten in die Höhe schnellen. Das führte zu einer Auswanderungswelle nach Amerika.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert kam es zur Gründung mehrerer kirchlicher Vereine und Bruderschaften. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs veränderte sich die konfessionelle Zusammensetzung der Dorfbewohner. Aus einem – abgesehen von einigen jüdischen Familien – rein katholischen Dorf entstand eine Ortsgemeinschaft, in der ca. 50 % der Einwohner der katholischen, 25 % der evangelischen Kirche und 25 % anderen oder keiner Glaubensgemeinschafte(n) angehören.

Seit 1970 entstanden schrittweise diverse kirchlicher Gruppen, die z.T. bis heute fortbestehen und das kirchliche Leben vor Ort maßgeblich fördern, ein katholischer Kindergarten (heute: „Kindertagesstätte St. Georg“) sowie eine Alten- und Krankenpflegestation (die allerdings vor einigen Jahren mit der Diakoniestation in Wehrheim fusionierte). Seit Juli 1976 gehört die Kirchengemeinde Friedrichsthal mit seiner neugotischen, in den Jahren 2000–2001 sanierten Friedhofskapelle „Zur schmerzhaften Gottesmutter Maria“ zu der Pfaffenwiesbacher Kirchengemeinde.

Innenansicht der Friedrichsthaler Kapelle (2012)

Seit 2008 schützt eine in Privatinitiative errichtete Kapelle den 1948 aufgrund eines Gelöbnisses errichteten Marien-Bildstock am „Jungholz“ und lädt Einheimische wie auswärtige Besucher gleichermaßen zum Verweilen und zum Gebet ein. Seit Mai 2015 besitzt diese Kapelle auch ein kleines Glöckchen.

Schwerpunkte der Gemeindearbeit sind neben der Arbeit in den kirchlichen Gruppen, der Liturgie und der Caritas (u.a. Unterstützung der Umoja-Hilfe durch den Eine-Welt-Kreis) v.a. auch die Kirchenmusik als Medium der Verkündigung; so ist die Pfaffenwiesbacher Kirchort-Gemeinde nicht nur sehr sangesfreudig, sondern hat auch beginnend mit dem Jahr 2014 kirchenmusikalische Projekte wie das „meditative OASEn-Orgel-Konzert“ (an jedem ersten Freitagabend im Monat) ins Leben gerufen, mit dem auch dem Gemeindeleben eher Fernstehende angesprochen werden sollen.

Denkmalschutz

Die Georgskirche wie auch das kath. Gemeindehaus (altes Pfarrhaus) sind als Kulturdenkmal geschützt und stehen unter Denkmalschutz.

Literatur

  • Wilhelm Braun: Ausgegangene Orte und Höfe im Kreis Friedberg. In: Wetterauer Geschichtsblätter. Beiträge zur Geschichte und Landeskunde. Bd. 1 (1952), ISSN 0508-6213.
  • Elmar Feitenhansl: Die basilica in Wisenbach. Ein geschichtlicher Rekonstruktionsversuch. In: Heimat- und Verkehrsverein Pfaffenwiesbach (Hrsg.): Pfaffenwiesbacher Geschichte und Geschichten. Bd. 15 (2007), S. 48–60.
  • Josef Seng: 125 Jahre Pfarrkirche St. Georg Pfaffenwiesbach 1862–1987. Festschrift. Pfaffenwiesbach 1987.
  • Georg Landau: Beschreibung des Gaues Wettereiba (Beschreibung der deutschen Gaue; Bd. 1). Selbstverlag, Kassel 1855.
  • Katholische Kirchengemeinde Pfaffenwiesbach: Station unterwegs – nicht Endstation. Festschrift zum Jubiläumsjahr. Pfaffenwiesbach 2012.
  • Eva Rowedder: Hochtaunuskreis. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen). Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-8062-2905-9, S. 692–693.

Weblinks

Commons: St. Georg (Pfaffenwiesbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 19′ 42,9″ N, 8° 36′ 33,5″ O