Augustiner-Chorherrenstift Prag-Karlshof

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Kirche St. Maria Himmelfahrt und Kaiser Karl der Große
Grundriss der Kirche
Blick über das Jamrtál auf die Prager Stadtmauer; rechts der Karlshof

Der Karlshof (Karlov) mit der Kirche St. Maria Himmelfahrt und Kaiser Karl der Große (Kostel Nanebevzetí panny Marie a Karla Velikého) liegen in der tschechischen Hauptstadt Prag.

Geschichte

Gegründet am höchsten Punkt im Südosten der Prager Neustadt, an dem die Prager Stadtmauer mit dem Malerturm und einer kleinen Pforte nach Westen abknickte. Diese Situation erzwang geradezu die Errichtung einer dritten burgähnlichen Anlage neben dem Hradschin und dem Vyšehrad.

1350 siedelte Karl IV. hier Augustiner-Chorherren aus Frankreich an. Die wohl 1354 begonnene Kirche des Stifts wurde 1377 Karl dem Großen und Mariä Himmelfahrt geweiht. Letzteres ist auch Patronat der unter Karl dem Großen errichteten Aachener Pfalzkapelle, an die die Kirche auch im Grundriss – einem Oktogon mit kurzem polygonalem Chor – anknüpft (Die Dedikation der Jungfrau Maria wurde jedoch möglicherweise erst im Zusammenhang mit dem Einzug des Gewölbes um 1498 vorgenommen). Die herausragende Bedeutung der Kirche wird auch durch die Schaffung eines Zentralbaus deutlich, während die Gotik im Allgemeinen ja Longitudinalbauten bevorzugte. Heute sind nur noch die Außenmauern karlszeitlich, da der Bau nach Karls Tod ins Stocken geriet.

Das monumentale Sternrippengewölbe mit einem Durchmesser von rund 23 m wurde erst 1575 von dem Hofarchitekten Bonifaz Wolmut eingezogen, vorher besaß die Kirche wahrscheinlich eine Mittelstütze. Eine ebenfalls in die Diskussion gebrachte Rekonstruktion der ursprünglichen Wölbung auf vier Stützen kann nicht überzeugen.

Nachdem sich die Kirche Anfang des 18. Jahrhunderts zur Wallfahrtskirche entwickelt hatte und in der Schlacht bei Prag im Siebenjährigen Krieg durch preußischen Beschuss teilweise zerstört worden war, kam es zu zahlreichen barocken Um- und Anbauten, wobei auch das ursprüngliche hohe Zeltdach durch eine Kuppel ersetzt wurde. 1708 wurde an der Südseite eine "heilige Stiege" angebaut, eine freie Nachahmung der Treppen des Laterans, bei der der mittlere Treppenabschnitt nur auf Knien begehbar war. Darunter liegt die Christi-Geburt-Kapelle mit illusionistischer Wandstuckatur, die die Grotte in Betlehem nachbildet. Die Barockisierung vollendete 1733–1738 Franz Maximilian Kaňka, wobei auch Chor und beide Seitenbalkons umgebaut wurden.

Bis in die 1850er Jahre wurde auch das gesamte Interieur einheitlich gestaltet und neue Altäre errichtet. 1872 erfuhr die Kirche eine teilweise Regotisierung und erhielt einen neuen Hauptaltar.

Die Stiftsgebäude gehen ebenfalls noch in das 14. Jahrhundert zurück. Wahrscheinlich aus Symmetriegründen wurde der gotische Kreuzgang im Westen angelegt. Als Verbindung zur Kirche diente die ebenfalls in der Achse gelegene alte Sakristei, über der sich eine Chorempore und ein kleiner Glockenturm erhoben. Bis heute hat sich nur der gotische Südflügel mit hochstrebenden Arkaden erhalten, der linke Teil, die alte Prälatur wurde 1660 bis 1668 wahrscheinlich von Giovanni Domenico Orsi de Orsini barock umgestaltet. Franz Maximilian Kaňka fügte 1716–1729 die Neue Prälatur an.

Heute dienen die ehemaligen Klausurgebäude dem Ministerium des Inneren als Polizeimuseum.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Karlshof Prag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 4′ 7″ N, 14° 25′ 43″ O